MedienFuchs und alter Hase: Zwei Anbieter sind noch im Rennen um die Digitalisierung der BGL Ligue

Medien / Fuchs und alter Hase: Zwei Anbieter sind noch im Rennen um die Digitalisierung der BGL Ligue
In Zukunft werden die Fußballfans alle Spiele, Tore und Highlights aus der BGL Ligue und der Ehrenpromotion auf ihren Bildschirmen verfolgen können Foto: Gerry Schmit

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Die Digitalisierung der Luxemburger Fußballelite schreitet in großen Schritten voran. Zwei Livestream-Anbieter sind noch im Rennen: In den nächsten Tagen soll sich die LFL (Lëtzebuerger Football Ligue) zwischen zwei Projekten entscheiden, die ab Ende August sämtliche Begegnungen der BGL Ligue und der Ehrenpromotion auf unterschiedlichen Wegen ausstrahlen könnten.

TV-Gelder und deren finanzieller Einfluss – es war bei den Debatten um den Corona-Restart der Bundesliga oder Premier League das Thema Nummer eins. In Luxemburg gibt es solche Zahlungen bislang nicht. Stattdessen herrscht bei den BGL-Ligue-Klubs der Wille, sich besser zu vermarkten und gleichzeitig alle Spiele live zu übertragen – mit finanziellem, sportlichem und zuschauerorientiertem Gewinn. Das Tageblatt analysierte die Angebote und Unterschiede der beiden Anwärter auf diesen Job, die der LFL ihr Projekt unterbreitet haben.

Einerseits bewirbt sich für diese Rolle der größte nationale Fernsehsender RTL, dies mit einem Ausbau seiner Live-Dienste. Neben dem bestehenden Ticker würden ab der kommenden Saison ebenfalls die Begegnungen sowie die Highlights der zwei ersten Ligen auf der aktuell genutzten Plattform gezeigt werden. Das eigentliche „Filmen“ übernimmt eine automatisierte 4K-Kamera, gestreamt wird in HD-Auflösung. Das große Ass des Broadcaster-Mediums ist das bereits bestehende Publikum und der regelmäßige Erfolg seiner Publikationen in den sozialen Netzwerken. „Unser Vorteil ist, dass das Ganze bei uns schon ’steht’. Wir haben Erfahrungen beim Übertragen der Spiele“, erklärt Pascal Casel, Direktor der „Business Platform“. Zudem soll vor dem Saisonstart die Werbetrommel kräftig gerührt werden, „damit jeder mitbekommt, dass es einen neuen Moment in der Luxemburger Sportwelt gibt“.

Fördern

Die Software der Kameras stammt von EA Sportswatch, einer deutschen Firma, die u.a. den HSV oder den deutschen Eishockeyverband als Kunden in den Reihen hat. Ein Luxemburger Partner ist derweil für die Übertragung zuständig. „Wir stellen die Infrastruktur zur Verfügung, mit dem Gedanken, die nationalen Sportarten zu fördern“, fügt Casel hinzu. 

Die LFL legt den Fokus aber nicht nur rein auf die Vermarktung des Endprodukts, sondern auch auf einen Mehrwert auf sportlicher Ebene. Durch das „coaching tool“ dieser automatischen Kameras (also ohne Kameramann) können Trainer und Videoanalysten das Videomaterial später beschriften und zusammenschneiden. Zudem wird auf diese Weise das Scouting zentralisiert, was wiederum die Arbeit der Trainerstäbe erleichtern soll. 

Ein finanzieller Gewinn für die Klubs würde bei dieser Variante aufgrund der Werbeplatzierungen von Sponsoren herausspringen: Sechs Geldgeber der Heimmannschaft, die rund zehn Sekunden pro Match auftauchen würden, sowie Logos unter dem Video sind als Geldquellen vorgesehen – deren Investitionen integral an den jeweiligen Klub gehen würden. 

Beide Projekte sehen vor, dass keiner der betroffenen Vereine selbst in die Tasche greifen müsste. Beide Anbieter kommen für Materialkosten und Instandhaltung auf. Während beim RTL-Beispiel die gezahlten Summen der Sponsoren ausschlaggebend für die Einnahmen der Vereine sind, wirbt der andere Anbieter, Fuchs, mit der Einführung einer Art TV-Geld. In den ersten beiden Saisons sollen Tageblatt-Informationen zufolge jeweils 50.000 Euro an die LFL ausgeschüttet werden, die für die Verteilung dieses Betrags zuständig ist. „Es handelt sich um ein komplettes Ökosystem“, sagt Frederic Lamotte, Entwickler bei der Luxemburger Firma Fuchs Sport. Der ehemalige „directeur commercial“ des Excelsior Virton (bis Anfang 2020) will seit Februar dieses Jahres mit zehn Mitarbeitern den Bereich „Sport“ des Finanzbetriebs aufbauen. Ein variables Einkommen für die LFL wären die Kommissionen der Sponsoren-Gelder: Fuchs finanziert sich über die Vermarktung der eigenen Sponsoren. 

Verbinden

Anders als RTL wirbt Fuchs mit der Gestaltung einer speziellen LFL-Streamingseite und der automatischen Verbindung zu den sozialen Medien der Vereine. Investiert werden sollen in den ersten fünf Jahren „mehrere Millionen Euro“, so Lamotte – wiederum zur Verfügung gestellt vom bestehenden Kundenstamm des Family-Office von Fuchs, „der ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ist, sein Geld zu investieren“. Die Auflösung der beiden 4K-Kameras (jeweils eine für die Jugend/Damen) sowie das international bekannte Analysensystem Spideo (u.a. eingesetzt beim AC Milan, PSG oder der FFF) für alle Teams sind die Hauptpunkte, mit denen Fuchs überzeugen will. Neben der Partnerschaft mit Spideo arbeitet Fuchs mit einer Start-up namens MyTvChain zusammen, die u.a. als Streaming-Plattform der Olympischen Spiele 2024 in Paris aufgebaut wurde.

„Samstags und sonntags sind unsere Techniker jeweils anderthalb Stunden vor dem Anpfiff im Einsatz und überprüfen, dass alles funktioniert. Gibt es ein Problem, garantieren wir, dass innerhalb von 24 Stunden eine Lösung gefunden wird. Die Stärke unseres Projekts sind die weltweiten Leader, mit denen wir zusammenarbeiten. So gesehen sind wir also nicht so jung, wie es aussieht, sondern verfügen über langjährige Erfahrung“, sagt Lamotte. „Wir wollen den Verein hautnah begleiten, die Digitalisierung vorantreiben und die Verbindung zu den Fans aufbauen.“ Erst am Montag habe er die Anfrage der FFF erhalten, die Installation der Kameras nicht nur für die Régional 1 und National 3 vorzusehen, sondern ebenfalls Berechnungen für die National 1 und 2 einzureichen. Bis Dezember wurden allein 400 Kameras vom türkischen Verband angefragt. 

Über Sinn und Unsinn der Livestreams wird bei der LFL nicht mehr diskutiert: „Im Ausland wurde bei Studien geprüft und bestätigt, dass dadurch nicht weniger Zuschauer im Stadion sind. Stattdessen hat man die Möglichkeit, ein Spiel zu sehen, wenn man sich gerade im Ausland befindet. Die Erlebnisse und das Gefühl, live vor Ort zu sein, werden dadurch nicht ersetzt“, erklärte gestern einer der Befürworter der Livestream-Idee, der namentlich nicht genannt werden will. „Es reizt die Jugend, Tore oder Ausschnitte in den sozialen Netzwerken zu sehen. Zudem will nicht jeder pro Wochenende 70 Euro ausgeben, nur um sieben Spiele zu sehen.“ 

Auf welches der beiden Konzepte die Präsidenten der Vereine nun setzen wollen, entscheidet sich in den nächsten Tagen. Für Casel steht fest, dass es auf der technischen Ebene kaum Unterschiede gibt. „Die Tools ähneln sich sehr, es erfindet ja keiner das Pulver neu.“ Jetzt liegt die Verantwortung bei den Klubs, die einem Fuchs oder dem alten Hasen ihr Vertrauen schenken können. 

Ein Verband hat unterschrieben

Pascal Casel, Direktor bei RTL, wollte zwar nicht preisgeben, um welchen Verband es sich handelt, verriet aber, dass eine der großen Mannschaftssportarten auf das Angebot eingegangen ist. Die Streaming-Dienste sollen nämlich auch für die ersten Ligen im Handball, Basketball und Volleyball angeboten werden. Um welchen Verband es sich handelt, dürfte am Samstag bekannt werden – dann finden die Generalversammlungen der FLH und FLBB statt.