Conference League„Das Handy klingelt jetzt öfters“: Fola-Torwart Emanuel Cabral über wachsende Aufmerksamkeit

Conference League / „Das Handy klingelt jetzt öfters“: Fola-Torwart Emanuel Cabral über wachsende Aufmerksamkeit
Vertauschte Rollen: Stürmer Michael Omosanya putzte Torhüter Emanuel Cabral die Schuhe Foto: Gerry Schmit

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Erst die Arbeit, dann die Play-offs – im wahrsten Sinne des Wortes. Am Mittwoch sprach Fola-Torhüter Emanuel Cabral über die intensive Doppelbelastung der vergangenen Wochen, eine einzigartige Siegesserie, aber auch von Gegner Kairat Almaty. 

Tageblatt: Es ist rund drei Monate her, dass Sie im Tageblatt-Interview vor dem entscheidenden letzten Spieltag – einem Derby gegen die Jeunesse – erklärten, relativ entspannt zu sein. Ist das auch vor dem Play-off der Conference League noch immer der Fall?

Emanuel Cabral: Ja, das wird auch so bleiben. Es ist ein Fußballspiel, elf gegen elf. Wenn ich überhaupt Druck verspüre, dann nur positiven. Das ist eine zusätzliche Motivationsquelle, um noch eine Hürde zu schaffen und die Gruppenphase zu erreichen. Ich bin gerade auf der Arbeit und denke an dieses Spiel – und die möglicherweise einmalige Möglichkeit, die uns bevorsteht. Wir sind keine Profis und es ist teils auch schwer nach acht Stunden, rechtzeitig beim Training zu sein. Danach stehen drei Physiotherapeuten zur Verfügung, damit es für niemanden allzu lange dauert, die nötige Pflege zu bekommen. Der Verein setzt jedenfalls alle Hebel in Bewegung, uns das so einfach wie nur möglich zu machen. 

Realisieren Sie eigentlich zwischen Beruf und dem fußballerischen Alltag, was Sie in den vergangenen Wochen bereits alles erlebt haben?

Zeit hat man mit Sicherheit. Nach jedem Spiel sieht man bei jedem von uns die riesige Freude in den Gesichtern. In der Umkleidekabine sage ich meinen Teamkollegen jedes Mal, dass wir keinen Druck haben und nur gewinnen können. Wir gehen auf den Platz, um Spaß zu haben und realisieren auch, dass wir relativ weit im Europapokal sind und die Möglichkeit, die Gruppenphase zu erreichen, immer näher rückt. 

Am vergangenen Donnerstag hatte die Fola das Glück auf ihrer Seite. Wie viel Selbstvertrauen schöpft man aus so einem Sieg, bei dem man eigentlich unter Dauerbeschuss stand?

Auf der Linie habe ich mir letzte Woche absolut nichts vorzuwerfen und habe meinen Job erledigt. Nicht so perfekt lief es in der Luft, wie in den Spielen zuvor. Persönlich war Soligorsk, besonders auswärts, meine beste Leistung bisher. Ich habe alle Duelle in der Luft gewonnen. Kurz vor der Pause habe ich eine exzellente Rettungstat ausgepackt. Selbstvertrauen ist nach vier Siegen in der Conference League da, andernfalls bräuchten wir gar nicht erst anzutreten. 

Wie kam es dazu, dass Stürmer Michael Omosanya Ihnen die Schuhe geputzt hat?

Also wenn mich jemand fragt, warum … Ich weiß es nicht. Ich glaube, er hat das Konzept nicht so ganz verstanden, dass es eigentlich die Stürmer sind, denen die Schuhe poliert werden. Fünf Sekunden später habe ich ihm meine Handschuhe in die Finger gedrückt, das trifft wohl eher auf meinen Posten zu (lacht). Es war aber eher, um mich für meine Leistung zu loben. Das ist an diesem Abend oft passiert, obwohl ich allen sagte, das sie damit aufhören sollen. Es liegt erstens nicht in meiner DNA, und zweitens war ich nicht hundertprozentig zufrieden mit meinem Spiel. Aber das gehört dazu – wenn die Kollegen glücklich sind, bin ich es auch. 

Vier internationale Erfolge in Serie, das hat Seltenheitswert. Wie groß ist die Aufmerksamkeit, die Sie dadurch bekommen haben?

Vier Siege in Folge, auf europäischer Bühne, das ist bislang noch keinem anderen Team gelungen. Allein deswegen haben wir bereits Geschichte geschrieben. Da wir überhaupt als erstes Luxemburger Team in den Play-offs der Conference League stehen, kommt das noch hinzu. Jetzt möchten wir die Gruppenphase ebenfalls sehen. Mittlerweile wird man in den sozialen Medien öfters angeschrieben. Das Handy klingelt öfters und es kontaktierten einen auch mal fremde Menschen, die um ein Trikot bitten. Die Aufmerksamkeit ist größer und die Leute wissen, auch nachdem es Düdelingen vorgemacht hat, wo sich Luxemburg auf der Weltkarte befindet. 

Jetzt wartet mit Kairat Almaty ein anderer Typ Gegner. Worauf muss man sich gegen den kasachischen Champion gefasst machen?

Wir erwarten uns eine aggressive Mannschaft, die ganz gerne platzierte Angriffe setzt. Es ist alles organisiert und hat absolut nichts mit Harakiri zu tun. Vorne drin haben sie mit Vagner Love jemanden, der allen ein Begriff ist. Der weiß, wie der Hase läuft. Das hier ist noch eine Nummer größer als das, was wir bisher gegen Linfield und Soligorsk gesehen haben. Wir müssen zwei sehr seriöse Partien abliefern, wenn wir uns unseren Traum erfüllen wollen. Meiner Meinung nach ist der Gegner schlagbar, wenn wir mit unseren Qualitäten antreten. Wir müssen trotzdem bodenständig bleiben, denn sie haben andere Möglichkeiten als wir.