Luxemburg Feuchtweiden-Verwalter: Wasserbüffel  kümmern sich im Syrtal um den Naturschutz

Luxemburg  / Feuchtweiden-Verwalter: Wasserbüffel  kümmern sich im Syrtal um den Naturschutz
Die Wasserbüffel haben es sich im Syrtal gemütlich gemacht Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Luxemburger Naturverwaltung hat neue Mitarbeiter. Im Syrtal sollen Wasserbüffel eine Feuchtweide in Schuss halten. Ein Experte erklärt, wie das funktioniert – und wieso die Tiere so „sympathisch“ sind. 

Die neuen Einwohner des Syrtals haben ein Fell, das dem der Wildschweine ähnelt. Ihre leicht angespitzten Ohren gleichen denen von Elfen. Es sind Wasserbüffel, die seit einigen Wochen für ein Naturschutzprojekt eingesetzt werden. Und zwar als Verwalter. Ihre Verwaltungstätigkeit üben sie auf einer Feuchtweide bei Mensdorf aus. 

Am Morgen liegen die acht Weibchen und das Männchen gemütlich auf der Weide. Ein bisschen Luxemburger Schnee und Kälte stören die Tiere nicht. Wasserbüffel sind bis zu minus 30 Grad gewohnt. Die Rufe von Philip Birget interessieren sie nicht. Die Tiere sind Ende März auf die Weide bei Mensdorf gekommen. Und sie werden bis Mitte November dort bleiben. „Die Tiere haben sich in der ersten Woche gut eingelebt und machen genau das, was von ihnen erwartet wird“, sagt Birget. Der 32-jährige promovierte Biologe arbeitet für die Naturverwaltung und ist für die Landwirtschaft und den Naturschutz zuständig – und deshalb auch für die Wasserbüffel.

Die Büffelherde aus Mensdorf besteht aus Karpatenbüffeln und italienischen Büffeln. Sie gehört dem Biobauern Alex Mehlen, der jeden Tag vorbeikommt, um nach den Tieren zu schauen. Vorher lebten sie im belgischen St. Vith, dann zogen sie zu Bauer Mehlen nach Manternach. Jetzt stehen sie in Mensdorf auf der Weide – und verwalten. Die Pflege der Feuchtweide kann nämlich nicht von einem Traktor übernommen werden. Die Wiese ist viel zu nass. Aber: Die „Megaherbivoren“, wie Birget die Tiere nennt, übernehmen das – sie halten die Weide auf ökologische Weise in Schuss. 

Die neun Wasserbüffel lassen sich vom Wetter nicht aus der Ruhe bringen
Die neun Wasserbüffel lassen sich vom Wetter nicht aus der Ruhe bringen Foto: Editpress/Alain Rischard

Die Wasserbüffel sind keine Feinschmecker. Und gerade durch ihr Fressverhalten sind sie die perfekten Naturverwalter für die Feuchtweide. Die Paarhufer fressen viele verschiedene Pflanzen – und eben auch die rauen und hochfaserreichen Gräser wie Seggen oder Schilf, die auf nassem Untergrund wachsen. „Dies ermöglicht es, den Offenland-Charakter der Weide zu erhalten“, sagt Birget. Pflanzen, die andernfalls durch die hohen Gräser kein Licht bekommen hätten, können durch den Appetit der Wasserbüffel besser wachsen. „Durch die Büffel wird eine Verfilzung der Landschaft vermieden, die ansonsten zu einem Auenwald werden würde“, sagt Philip Birget. Der sei zwar aus Sicht des Naturschutzes nicht uninteressant, werde aber in diesem Gebiet nicht angestrebt.

Die Anwesenheit der Wasserbüffel hat viele direkte und indirekte Vorteile für andere Tiere. Vögel können nach Nahrung suchen, ohne befürchten zu müssen, dass eine Gefahr in den hohen Gräsern lauert. Und die Vögel mögen die Wasserbüffel auch, weil sich in ihrer Nähe immer viele Insekten herumtreiben. Auch Amphibien profitieren von den Büffeln. Wenn es warm ist, lieben die es, sich im Schwamm zu wälzen. Sie graben dann sogar kleine Weiher, um an frisches Wasser zu gelangen – und legen sich mit dem ganzen Körper hinein. „Diese Wasserlöcher sind ideale Laichplätze für Amphibien in den darauffolgenden Jahren“, sagt Philip Birget. „Sie können auch schwimmen und verbringen an ganz warmen Tagen bis zu vier Stunden im Schlamm.“ Aber die Tiere liegen nicht nur im Schlamm auf der faulen Haut herum. „Sie sind aktiv und laufen bis zu 20 Kilometer täglich“, sagt Birget. 

Feuchtweiden-Pflegepersonal

Es könnten auch andere Tiere eingesetzt werden, um die Feuchtweide zu pflegen – zum Beispiel Kühe. „Der positive Effekt auf die Natur in dem Gebiet wäre aber nicht so groß“, sagt Birget. Eine Kuh würde sich beispielsweise bevorzugt von Süßgräsern ernähren – und feuchte Plätze meiden. Und trockene Plätze gibt es auf der Weide in Mensdorf nicht viele. In den vergangenen Jahren waren Kühe auf der Weide im Einsatz. „Aber das Gebiet ist so feucht, dass das nicht gut funktioniert hat“, sagt Birget. „Durch die Wasserbüffel können viele Schwierigkeiten vermieden werden.“ Die Tiere werden zum ersten Mal bei einem Naturschutzprojekt in Luxemburg eingesetzt, in Deutschland und in den Niederlanden gibt es so etwas bereits seit 15 Jahren. Das Projekt in Mensdorf wird erst einmal während der Vegetationszeit ausprobiert, also zwischen April und November. Falls alles gut läuft, könnten die Tiere auch für die nächsten zehn Jahre eingesetzt werden, erklärt Birget.  

Deshalb wird auch an einem Unterstand gearbeitet. Dorthin können sich die Tiere dann in Zukunft zum Schutz begeben. Birget glaubt jedoch, dass sie den Unterstand nicht oft nutzen werden – obwohl sie dort besonders einfach von Passanten beobachtet werden können. „Wasserbüffel sind gerne draußen“, sagt er. Die Wasserbüffel sollen es auch anderen Tieren ermöglichen, bei der Weide in Mensdorf Unterschlupf zu finden. Schleiereulen und Turmfalken könnten in Nistkästen unter der Schutzbehausung einziehen, Ziel sei auch, dass sich Störche wieder in der Nähe niederlassen. „Es wird auch eine Plattform gebaut, von der aus die Menschen dann Büffel und Vögel beobachten können“, sagt Birget. 

Die Wasserbüffel werden den Unterstand wahrscheinlich gar nicht so oft nutzen
Die Wasserbüffel werden den Unterstand wahrscheinlich gar nicht so oft nutzen Foto: Editpress/Alain Rischard

Auf einer zweiten Weide, ein paar Kilometer weiter, leben momentan noch drei weitere Wasserbüffel. Das Gebiet, auf dem diese Tiere stehen, dient als Ausgleichsfläche. Im Fall eines Notfalles – wie zum Beispiel einer Überschwemmung – können die neun Mensdorfer Wasserbüffel dort hingebracht werden, sagt Philip Birget. „Es sind ganz sympathische Tiere“, sagt Birget. „Sie verbringen die Zeit sehr nahe beieinander. Wenn einer aufsteht, folgen ihm alle“, fügt er hinzu. Laut dem Biologen sind es ganz soziale Tiere: „Sie sind sehr Menschen-anhänglich und verhalten sich eher wie Hunde mit Hörnern“, sagt Birget. Und sie scheinen sich in Luxemburg auch noch wohlzufühlen. Der Büffel „Balou“ ist im Oktober zur Welt gekommen und ist bereits zu stattlicher Größe herangewachsen. 

Paul
22. April 2021 - 14.57

Wunderschöne Tiere, welche Bereicherung!

Ferdinand
21. April 2021 - 16.45

Und wie schmecken sie?

Oberon
20. April 2021 - 23.34

Ich verbitte mir dass man meine Ohren mit denen eines Wasserbüffels vergleicht.