KonjunkturEuropas Wirtschaft 2021 auf Erholungskurs

Konjunktur / Europas Wirtschaft 2021 auf Erholungskurs
In der größten europäischen Volkswirtschaft Deutschland schwächte sich die Wirtschaft im Schlussquartal besonders deutlich ab, während Länder wie Spanien und Portugal an Fahrt gewannen Foto: dpa/Daniel Bockwoldt/dpa

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Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist im letzten Quartal des vergangenen Jahres weniger schnell gewachsen als erwartet. Dennoch ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Gesamtjahr 2021 um starke 5,2 Prozent gewachsen.

Die Wirtschaft in der Euro-Zone hat zum Ende des vergangenen Jahres mit der Omikron-Welle kräftig an Schwung verloren. Das BIP kletterte von Oktober bis Dezember nur noch um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistikamt Eurostat am Montag auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Im Sommer war es noch um 2,3 Prozent gestiegen.

Im Rückblick auf das Gesamtjahr 2021 können sich die Mitgliedsstaaten des Euro-Währungsraumes dennoch über eine starke Wachstumsrate von 5,2 Prozent freuen, zeigen die Zahlen der Statistikbehörde. Das dürfte das stärkste Wirtschaftswachstum seit rund 50 Jahren gewesen sein. Die Wachstumsrate entspricht in etwa der Prognose der Europäischen Kommission. Diese hatte im November ein BIP-Wachstum von 5,0 Prozent für die Eurozone und die gesamte EU erwartet. Im ersten Corona-Jahr 2020 war das BIP in den 19 Euroländern um 6,4 Prozent gesunken.

Trotz der guten Zahlen hinkt die europäische Wirtschaft weiterhin der Entwicklung in den USA und China hinterher. Die Vereinigten Staaten verzeichneten vergangenes Jahr ein Wachstum von 5,7 Prozent. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 war die Wirtschaft dort um lediglich 3,5 Prozent geschrumpft, da sie den Auswirkungen der Corona-Pandemie besser standhielt als in Europa. China gab für vergangenes Jahr ein Wachstum von 8,1 Prozent bekannt. Vorletztes Jahr hatte dies bei 2,3 Prozent gelegen.

Deutschland und Österreich auf dem Pannenstreifen

Des Weiteren hat Eurostat große Unterschiede zwischen den Ländern in der wirtschaftlichen Entwicklung festgestellt. So schrumpfte das BIP in Deutschland im vierten Quartal um 0,7 Prozent. In Österreich fiel der Rückgang mit 2,2 Prozent noch stärker aus. In Spanien hingegen legte die Wirtschaft um 2,0 Prozent zu, in Portugal um 1,6 Prozent, in Frankreich um 0,7 Prozent und in Italien um 0,6 Prozent. Diese Länder sind in der Rezession 2020 konjunkturell allerdings auch viel massiver unter die Räder gekommen als etwa Deutschland.

„Selten gab es beim Wachstum des gemeinsamen Währungsraumes solch gewaltige Unterschiede“, sagte VP-Bank-Volkswirt Thomas Gitzel gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Während die spanische Volkswirtschaft mit Hochtempo auf der linken Spur unterwegs war, standen Deutschland und Österreich auf dem Pannenstreifen.“ In Deutschland hatte das BIP im Gesamtjahr 2021 um 2,8 Prozent zugelegt. Im ersten Corona-Jahr 2020 war die deutsche Wirtschaft wegen der Pandemie um 4,6 Prozent eingebrochen.

Zahlen für Luxemburg sind in der Eurostat-Schätzung von Montag nicht enthalten. Hierzulande erwartet das nationale statistische Institut Statec, nach einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 1,8 Prozent im Jahr 2020, eine Wachstumsrate von sieben Prozent. Für 2022 rechnen die Statistiker, laut den letzten Prognosen, mit einem Zuwachs von 3,5 Prozent. Die Wirtschaftsleistung von vor der Krise hatte das Großherzogtum bereits im dritten Quartal 2020 wieder erreicht. 

Die Aussichten für 2022 werden insgesamt als gut eingeschätzt. „Die jüngste Erholung wichtiger Frühindikatoren lässt hoffen, dass sich Deutschland bereits in den ersten drei Monaten des Jahres zurück in den positiven Wachstumsbereich kämpfen kann“, so Thomas Gitzel weiter gegenüber Reuters. 2022 könne für die Euro-Zone zu einem guten Wachstumsjahr werden. Die EU-Kommission erwartet eine Wachstumsrate von 4,3 Prozent. Ökonomen sehen vor allem verbesserte Aussichten für die Industrieunternehmen.