Luxemburg „Es wird früher oder später da sein“ – Neue Virusvariante könnte Pandemie im Januar anfachen 

Luxemburg  / „Es wird früher oder später da sein“ – Neue Virusvariante könnte Pandemie im Januar anfachen 
Der verwaiste Hafen von Dover: Frankreich und andere EU-Länder haben die Grenzen zum Vereinigten Königreich zeitweise geschlossen Foto: AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bis zu 70 Prozent ansteckender – die neue Variante des Coronavirus, die in Großbritannien festgestellt wurde, hält Europa derzeit in Atem. Laut der Luxemburger Regierung ist es nur eine Frage der Zeit, bis „B.1.1.7“ auch hier auftaucht. Wie wird sich die neue Variante auf das Infektionsgeschehen auswirken? 

Die Infektionszahlen im Vereinigten Königreich schießen in die Höhe. Laut Johns-Hopkins-Universität wurden am Dienstag fast 37.000 Neuinfektionen gemeldet – so viele wie nie zuvor. Laut Boris Johnson liegt das vor allem an einer neuen Virenvariante. „Die Ausbreitung wird von einer neuen Variante des Virus getragen“, sagte der britische Premierminister bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz am vergangenen Samstag. „Es scheint sich schneller zu verteilen und könnte bis zu 70 Prozent ansteckender sein als der vorherige Virenstrang.“ 

Zahlreiche Länder stellten daraufhin eilig die Verbindungen auf die Insel ein. Auch die Luxemburger Regierung erklärte, dass Flüge nach Großbritannien für einige Zeit untersagt waren. Am Mittwoch kommunizierten die Behörden erneut. „Das Virus ist schon auf dem europäischen Festland und Luxemburg muss sich darauf einstellen, dass diese Variante – wenn sie sich weiter so schnell ausbreitet – auch früher oder später bei uns auftauchen wird“, schrieben die Minister Bausch, Lenert und Asselborn in einer gemeinsamen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Es gebe momentan zwar keine Hinweise darüber, dass die neue Variante einen Einfluss auf die Sterberate oder den Krankheitsverlauf habe. Aber auch die hiesige Exekutive fürchtet die um 70 Prozent höhere Ansteckungsrate. „Das würde den Reproduktionsfaktor um 0,4 nach oben heben“, schreiben Bausch und Co. Immerhin: Das Gesundheitsministerium hatte am Montag auf eine Tageblatt-Anfrage geantwortet, dass die neue britische „B.1.1.7“-Variante bis jetzt noch nicht in Luxemburg nachgewiesen werden konnte. 

Für Alexander Skupin, Statistikexperte der Covid-19-Taskforce von Research Luxembourg, herrscht aber noch zu viel Unklarheit, um wirklich fundierte Aussagen zu treffen. „Es gibt nicht genügend Daten, die wirklich eine um 70 Prozent erhöhte Ansteckung hervorbringen können – es könnten genauso gut 40 Prozent sein“, sagt er am Mittwoch im Gespräch mit dem Tageblatt. Aber: „Es ist relativ sicher, dass sie höher ist.“ B.1.1.7 habe wohl eine „größere Bindungsaktivität“. Das heißt, das Virus hält sich stärker an den menschlichen Zellen fest, die es befallen will. „Und dann ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass es in die Zellen eindringt“, sagt Skupin.

Die achte Variante

Insgesamt sieben Sars-Cov-2-Varianten, die sich in ihren Eigenschaften aber nicht sehr unterscheiden, sind bis jetzt weltweit im Umlauf. Sie alle wurden bereits in Luxemburg nachgewiesen. Die neue, kritische Variante Nummer 8 wurde auch laut Skupin bis jetzt noch nicht hier festgestellt. Die Abteilung für Mikrobiologie des nationalen Gesundheitslabors arbeitet laut Tageblatt-Informationen „auf Hochtouren“, um Proben aus den vergangenen Wochen auf die B.1.1.7-Variante hin zu untersuchen. 

Dass das neue Coronavirus schon seit einer Weile unentdeckt in Luxemburg wütet – und vielleicht sogar für den massiven Anstieg Ende Oktober verantwortlich ist, hält Forscher Alexander Skupin für unwahrscheinlich. „Dann hätte man die neue Variante schon vorher gesehen“, sagt er. Wie lange die Abschottung Großbritanniens verhindern kann, dass B.1.1.7 in Luxemburg ankommt, ist unklar – nicht zuletzt, weil das neue Virus auch schon in Festlandeuropa nachgewiesen wurde. Laut der deutschen Zeitung Handelsblatt unter anderem in den Niederlanden – und Luxemburgs Nachbarland Belgien. Zudem könnte das Virus auch in Luxemburg von sich aus zur neuen, kritischen Variante mutieren, erklärt Skupin. „Es wird früher oder später da sein“, sagt er. 

Wie sehr sich das auf das Infektionsgeschehen im Land auswirkt? „Wir würden von dem positiven Trend wahrscheinlich wieder in ein stabiles Regime kommen“, sagt Skupin. „Die Freude der vergangenen beiden Wochen würde sich auflösen.“ Diese Schätzung basiere allerdings auf der Vorgabe, dass sich die Bevölkerung auch an die Maßnahmen hält. Skupin erwartet jedoch einen „Weihnachtsboost“. „Diese Woche haben wir einen Reproduktionsfaktor von 0,8 und die Tendenz ist weiter fallend“, sagt er. „Anfang Januar könnten wir wieder bei 1 sein, schlechtestenfalls bei 1,2.“ Anders ausgedrückt: Wäre nicht gerade Festsaison, wäre ein Januar mit 200 Neuinfektionen pro Tag möglich. „Mit Weihnachten und der neuen Variante sind wir eher bei 350 bis 400“, sagt Skupin. Das höre sich vielleicht nicht so dramatisch an. „Aber das Problem ist, dass wir dann wieder in einem positiven Trend sind – und dadurch auch schnell wieder in die Region von 600 oder 700 Neuinfektionen kommen.“

Laird Glenmore
26. Dezember 2020 - 15.17

Mutiertes Virus auch in Frankreich nachgewiesen

J.Scholer
25. Dezember 2020 - 12.32

Wollen wir der ungewissen Zukunft vorgreifen ?Verfolgt man die Statements verschiedener Virologen sind Mutationen nicht aussergewöhnliches von zunehmender Gefährlichkeit bis zum Abklingen in einen banalen Schnupfen , dem Verschwinden.( so Drosten in einem Post) Übrigens die Pandemie der Spanischen Grippe ist auf solch unerklärliche Art ausgeklungen. Machen wir uns nicht irre, befolgen die Vorsichtsmaßnahmen, Regeln und warten ab was die Zukunft uns bringt....@ Glenmore: Das sind regelrechte Verschwörungstheorien die sie in Ihrem Kommentar streifen. Vor Jahren haben Virenforscher aus dem Amazonasgebiet schon vor der Gefahr einer solchen Pandemie gewarnt und erst kürzlich davor gewarnt in den nächsten Jahren weitaus gefährlichere Pandemien die Welt ereilen werden. ( Arte hat im Herbst einen detaillierten Bericht über die Arbeit der Virenforscher im Amazonasgebiet gesendet.)

Laird Glenmore
24. Dezember 2020 - 17.02

Es ist traurig das anscheinend immer neue Corona Mutationen auftreten, man könnte fast glauben das irgend jemand Virentest ohne Wissen und Zustimmung von anderen macht um zu sehen wie die Menschen darauf reagieren, erst Groß Britannien und jetzt eine noch andere Sorte in Nigeria, ich denke nicht das ein Virus von sich aus Mutiert. Eine andere Möglichkeit wäre das sich unser Erdtrabant hätte etwas einfallen lassen um auf natürlichem Wege gegen eine Überbevölkerung zu wehren die den Planeten zerstören könnte ohne jetzt auf Weltuntergang zu spekulieren aber das ganze was in der letzten Zeit passiert gibt einem schon zu denken erst Klima und nun Corona was kommt danach. Trotzdem allen schöne Festtage und bleibt Gesund. ?????????

Miette
23. Dezember 2020 - 22.19

Und weiterhin keine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit?!