Flughafen FindelEnteisungsflüssigkeit Glykol wird von „Sweepern“ aufgesaugt und zwischengelagert

Flughafen Findel / Enteisungsflüssigkeit Glykol wird von „Sweepern“ aufgesaugt und zwischengelagert
Seit diesem Winter sind zwei „Sweeper“ auf dem Findel im Einsatz Foto: Lux-Airport

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Jeden Winter müssen Flugzeuge bei schlechter Witterung vor dem Start enteist werden, wofür Glykol verwendet wird – ein Produkt, das jedoch in großen Mengen zu Problemen in den Abwässern führt. Seit Beginn dieses Monats setzt Lux-Airport zwei sogenannte „Sweeper“ ein, um die Enteisungsflüssigkeit vor Ort aufzusaugen. Mit dem seit langem benötigten Ausbau der Kläranlage Obersyren könnte indessen schon nächstes Jahr begonnen werden.

„Es hat sich was getan“, antwortet Stephan Müllenborn auf die Frage, wie es um das Glykolproblem in den Gewässern rund um den Flughafen stehe. Müllenborn ist Koordinator der „Flusspartnerschaft Syr“, eine Vereinigung, die die Bevölkerung rund um das Thema Wasser informiert und sensibilisiert. Schon mehrmals hatte die Vereinigung Alarm geschlagen, wenn zu viel Glykol vom Flughafen in die Abwässer gelangte. Im Mai dieses Jahres schrieb das Tageblatt über diesbezügliche Probleme (siehe: „Flugzeugenteisungen belasten Gewässer“). Konkret ging es damals um eine Glykolbelastung in der „Birelerbaach“. Der Flughafenbetreiber habe nun einiges getan, damit das verbrauchte Glykol nach dem Enteisen der Flugzeuge nicht direkt in die Abwässer gelangt, sagt Müllenborn.

Lux-Airport bestätigt dies auf Nachfrage des Tageblatt hin. Seit letzter Woche seien sogenannte „Sweeper“ im Einsatz, schreibt Lux-Airport-Sprecherin Rebecca Pecnik. Das Gerät funktioniere wie eine Art großer Staubsauger auf einem Lastkraftwagen, der das Glykol nach der Enteisung aufsaugt und dann in einen neun Kubikmeter großen Tankbehälter am Lkw pumpt. Nach dem Einsatz des Sweepers werde der Tank in ein 800 Kubikmeter großes Rückhaltebecken entleert. Aus diesem Zwischenlager werde das Glykol mit einem Lkw abgeholt und dann zur Kläranlage transportiert. Glykol, das nicht von der Kehrmaschine aufgefangen wird, fließe direkt in die Kläranlage. 

Lux-Airport habe die erste Maschine bereits im Winter 2020/21 getestet und diese für befunden. Der firmeneigene Sweeper sei seit Anfang voriger Woche im Einsatz, ein weiterer, angemieteter Sweeper seit Beginn dieser Enteisungssaison.

Durch das Absaugen der Enteisungsflüssigkeit und die Zwischenspeicherung werde zwei Notwendigkeiten Rechnung getragen: einer enormen Verringerung des Anteils an Enteisungsmittel im regulären Abwassersystem und der Vermeidung von Spitzen mit hochkonzentriertem Wasser, das nach einer Trockenperiode zur Kläranlage gelangt, so Lux-Airport

Neue Kläranlage nicht vor 2028

All dies ist allerdings nur eine Zwischenlösung, denn die Kläranlage Obersyren ist seit langem völlig überlastet. Seit Jahren wird über deren Ausbau diskutiert. In der Schöffenratserklärung 2017-2023 der Schüttringer Gemeinde heißt es: „L’extension de la station d’épuration ne progresse pas comme souhaité.“

Nachdem der Ausbau der Kläranlage bereits durch das Finanzierungsgesetz vom 14. September 2018 gesichert wurde – ein Projekt für immerhin 130 Millionen Euro –, scheint nun endlich Bewegung in dieses Dossier zu kommen. Wie sowohl der Bürgermeister der Gemeinde Schüttringen, Jean-Paul Jost, als auch der Direktor des Sidest („Syndicat intercommunal de dépollution des eaux résiduaires de l’Est“), Jean-Marie Ries, dem Tageblatt bestätigten, können Anfang nächsten Jahres die Ausschreibungen für den Bau der Kläranlage gemacht werden.

Zurzeit ist man bereits dabei, eine Schmutzwasserleitung vom Flughafen bis zur Kläranlage Obersyren entlang der Autobahn zu bauen. Allerdings kann diese Leitung erst in Betrieb genommen werden, wenn das Auffangbecken der neuen Kläranlage (mit einem geplanten Fassungsvermögen von 30.000 Kubikmetern) fertiggestellt ist. Ries zufolge könne Ende kommenden Jahres mit den Arbeiten an der Kläranlage begonnen werden. Vor 2028 werden diese allerdings nicht abgeschlossen sein. „Es ist aber gut möglich, dass das neue Auffangbecken bei der Kläranlage schon einige Jahre früher in Betrieb genommen werden kann, da es in dem Becken keine besonderen technischen Aggregate geben wird“, erklärt der Sidest-Direktor. Sobald das Becken gebaut ist, könne es auch benutzt werden.

Leicht abbaubar, aber …

Das Problem beim Glykol ist, dass es dem Wasser Sauerstoff entzieht und somit vielen Organismen die Lebensgrundlage nimmt. Am sichtbarsten ist das am Fischsterben. Prof. Dr. Joachim Hansen von der Universität Luxemburg, Spezialist auf dem Gebiet der Abwasserreinigung und -wiederverwertung, erklärt: „Glykol ist eigentlich sehr leicht abbaubar, nur braucht man dazu große Mengen an Sauerstoff. Gelangen also große Mengen in das Abwasser, könnten alle Lebewesen darin absterben. Kläranlagen werden immer für eine bestimmte Menge an Kapazitäten gebaut – normalerweise für so und so viele Einwohner –, doch ein  Flughafenbetreiber kann nicht vorhersagen, wie viel Glykol er benötigt; das hängt von der Witterung ab.“ In der Praxis helfe man sich mit einem Zwischenspeicher aus, um das Glykol dann verzögert an die Kläranlage zu leiten.

Genau das Verfahren, das Lux-Airport anwendet. „Momentan können die Normen noch eingehalten werden“, sagt Jean-Paul Ries, „doch mit winterlichen Wetterbedingungen kann sich das sehr schnell ändern.“