Radsport Enrico Gasparotto: „Habe keine Zweifel, dass Bob Jungels bei der Tour de France dabei sein wird“

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Nach seinem Etappensieg bei der Tour de France 2022 wird Bob Jungels auch 2023 an der Grande Boucle teilnehmen Archivbild: Editpress/Anouk Flesch

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Die Ronde und die Tour de France im Fokus

Bob Jungels wird sich im kommenden Jahr auf die Frühjahrsklassiker konzentrieren – und auf die Tour de France. Das sagte Enrico Gasparotto, Sportlicher Leiter von Bora-Hansgrohe, dem Tageblatt am Dienstagvormittag. 

Als Enrico Gasparotto 2016 im Trikot von Wanty – Groupe Gobert das Amstel Gold Race gewann, fuhr Bob Jungels als 43. mit 40 Sekunden Rückstand auf den Italiener ins Ziel. Ein paar Jahre später kreuzen sich die Wege der beiden erneut: Gasparotto fungiert seit 2021 als Sportlicher Leiter bei Bora-Hansgrohe. „Ich kannte Bob also schon, bevor er ins Team kam“, sagt der 40-Jährige. „Wir trafen uns auch schon außerhalb des Radsports auf der Hochzeit von Jakob Fuglsang in Luxemburg. Wir hatten eine gute Zeit. Ich würde nicht sagen, dass ich ihn sehr gute kenne, wir hatten immer einen respektvollen Umgang. Vielleicht war es für ihn deswegen einfacher, die Entscheidung zu treffen, mich als Sportlichen Leiter zu wählen.“ 

Bei Bora-Hansgrohe wird Jungels laut Gasparotto gemischte Rollen einnehmen. „Wir haben einen starken Fahrer gesucht, der unsere Leader in Grand Tours unterstützen kann, der aber auch gleichzeitig bei den Klassikern performen kann“, sagt der Sportliche Leiter. „Die größte Qualität von Bob ist seine Vielfältigkeit. Er kann bei einer Rundfahrt von einer Woche vorne mitfahren, aber auch bei den Klassikern. Mit seiner Erfahrung und seinem Charakter wird er Leader sein – er kann aber gleichzeitig Capitaine de Route oder Champion sein. Er kann in vielen verschiedenen Rollen dem Team weiterhelfen.“ Das deutsche Team ist von den Qualitäten des Luxemburgers, der 2022 vor allem mit einem Tour-de-France-Etappensieg auf sich aufmerksam machte, überzeugt. „Es ist nicht einfach, einen Fahrer mit Bobs Charakteristik zu finden. Er kann auf vielen Terrains erfolgreich sein“, erklärt der Italiener. 

Ronde schwieriger als Liège-Bastogne-Liège

Jungels wird seine Saison am 22. Januar in Valencia beginnen. Danach folgt als erstes große Ziel Paris-Nice (5.-12.3.). „Auch, weil bei Paris-Nice ein Zeitfahren dabei ist, kann Bob eine gute Rolle im Gesamtklassement spielen“, sagt Gasparotto. Eine Woche später steht für Jungels dann mit Mailand-Sanremo das erste Monument der Saison an. „Wir müssen sehen, ob wir ihn als Leader oder als Helfer brauchen.“ Mit Ausnahmen von einigen Rennen, wie zum Beispiel Paris-Roubaix, wird Jungels an allen Eintagesrennen teilnehmen. Das große Ziel: die Flandern-Rundfahrt am 2. April. „Er hat die Reife, dieses Rennen zu gewinnen“, so Gasparotto. „Es ist jedoch schwieriger als Liège-Bastogne-Liège. In Liège geht es darum, am Ende die besten Beine zu haben – vorher musst du natürlich clever gefahren sein. Bei der Ronde ist das Team wichtiger – und du brauchst als Sieger den perfekten Tag. Das Rennen ist schwieriger und unvorhersehbar. Aber wir glauben an ihn.“ 

Jungels, der sich aktuell mit seiner Mannschaft im Trainingslager auf Mallorca befindet, hat seine Saison also weitestgehend geplant – auch was die großen Rundfahrten angeht. Noch vergangene Woche sagte der Luxemburger im Gespräch mit dem Tageblatt bezüglich der Grand Tours: „Ich bin offen für alles. Ich hatte sehr schöne Moment im Giro d’Italia, die ich gerne wiederholen würde. Auf der anderen Seite ist die Tour eben die Tour. Wir müssen das alles noch besprechen.“

Tour als bessere Option

Mittlerweile sind die Gespräche mit den Verantwortlichen des Teams fortgeschritten. Enrico Gasparotto, zweifacher Sieger des Amstel Gold Race, sagte dem Tageblatt am Dienstagvormittag: „Bob mag die Italien-Rundfahrt, weil es ein ganz anderes Rennen als die Tour ist. Er kennt beide Rennen, deswegen brauchen wir ihm nicht viel darüber zu erzählen. Aber wir planen nächstes Jahr mit ihm bei der Tour.“ 

Die Entscheidung, Jungels für die Tour de France einzuplanen, ist durchdacht. „Bei allen Klassikern eine starke Leistung zu zeigen, und dann noch beim Giro, ist schwierig. Vor allem die letzte Woche in Italien wird sehr anstrengend“, sagt der ehemalige Profi. „Wenn du die Kopfsteinpflaster-Klassiker fährst, dann musst du eine Pause einlegen, um dich für den Giro zu erholen. Aber mit Bobs Talent brauchen wir ihn im Team für das Amstel Gold Race, die Flèche Walllonne und Liège-Bastogne-Liège. Er ist bei diesen Rennen zu stark und wir wollen sein Talent nicht verschwenden. Nach diesen Rennen wird er sich erholen und dann mit dem Formaufbau für die Tour beginnen.“

Jungels steht damit auf der Longlist für die Tour de France. Doch Gasparotto ist von den Qualitäten des Luxemburgers überzeugt. „Um ehrlich zu sein, habe ich keine Zweifel, dass er bei der Tour dabei sein wird. Er ist zu stark dafür. Er ist ein Fahrer, der genau weiß, was er tun muss, um in dieser Periode in Form zu sein.“