Ein neuer Hauptsitz aus Stahl

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ArcelorMittal baut seinen neuen Hauptsitz auf Kirchberg. Am Mittwoch wurde das Projekt des Architekturbüros Wilmotte & Associés der Öffentlichkeit vorgestellt.

Von Stefan Osorio-König und Helmut Wyrwich

In unmittelbarer Nähe der Philharmonie und des European Convention Centre, direkt an der avenue J. F. Kennedy, baut der Stahlkonzern seinen neuen Firmensitz. Das 16-stöckige Gebäude wird zu fast 80 Prozent aus Stahl bestehen, der rund zur Hälfte in Luxemburg produziert werden wird. „Für mich war es vor allem der Stahl, der bei dem Projekt den Ausschlag gegeben hat“, erklärte Aditya Mittal, Vorsitzender der Jury, die das Projekt des Gewinners Wilmotte & Associés auserkoren hat. Denn schließlich sei Stahl das wichtigste Bauelement. „Man kann damit niedriger bauen, weil der Platz zwischen Decke und dem Fußboden der darüber liegenden Etage minimiert werden kann. Außerdem kann man dank der Stahlträger viel größere Räume ohne Säulen errichten“, so Mittal weiter.

Außerdem sei Stahl vergleichsweise leichter als andere Baumaterialien. „Und dadurch, dass er an anderer Stelle produziert wird, reduziert das Lärm und Verschmutzung auf der Baustelle. Und Stahl ist zudem unendlich recycelbar“, erklärte Mittal, der auch Chief Financial Officer (CFO) des Stahlkonzerns ist. Der neue Hauptsitz von ArcelorMittal wird sich in den oberen sieben Etagen des neuen Gebäudes befinden. Die unteren Stockwerke sollen vermietet werden. Der Stahlkonzern wird demnach rund 40 Prozent der insgesamt 55.000 Quadratmeter nutzen.

„Wir sind stolz auf unsere Geschichte in Luxemburg“, so Aditya Mittal weiter. „Deswegen wollten wir auch, dass das Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte.“ So wird es in dem neuen Hauptsitz von ArcelorMittal ein öffentliches Restaurant, einen Fitness-Club und ein Auditorium geben, wo beispielsweise Konzerte stattfinden sollen.


Architekt: „Eine neue Generation von Gebäuden“

Architekt Jean-Michel Wilmotte steht im Kreise von neugierigen ArcelorMittal-Mitarbeitern und Journalisten und freut sich. Das Haus für den größten Stahlhersteller der Welt hat Überraschung ausgelöst. Es wirkt wie eine umgedrehte Birne, unten schmal und oben breit. Warum baut Jean-Michel Wilmotte solche Formen? „Das ist eine neue Generation“ sagt er. „Wir haben uns mit der Philosophie des Unternehmens vertraut gemacht. Es gab hier sehr genaue Vorstellungen. Die Hauptverwaltung von ArcelorMittal in Luxemburg soll eine Vitrine für Stahl sein. Unser Entwurf ist also eine Antwort auf die genauen Vorstellungen.“

Das Architekturbüro von Jean-Michel Wilmotte hat sechs Monate an dem Entwurf gearbeitet. Der sich nach oben hin öffnende Stahlkörper, der als Verbindung der einzelnen Metallteile Glas nimmt, wird oben auch Terrassen erhalten, sagt Wilmotte. Das Gebäude, 16 Stockwerke hoch, wird die darin arbeitenden Menschen nicht direkt an das Glas heranlassen. Es wird innen eine zweiten Hülle geben, um die Angst vor unmittelbarem Glaskontakt zu nehmen.

Das am Mittwoch vorgestellte Gebäude ist derzeit ein Entwurf, der jetzt in Einzelheiten ausgearbeitet werden muss. „Wir sind dabei schon ziemlich weit“, so Architekt François Beiler, der in Luxemburg die Arbeiten betreut. Bis zum ersten Spatenstich, der Ende 2018 vorgesehen ist, wird ein Jahr mit Genehmigungen vergehen. Die Bauarbeiten sollen 2019 beginnen und 2021 beendet sein. Als Jean-Michel Wilmotte die Handelskammer verlässt, um nach Paris zu fliegen, erkundigt er sich sorgenvoll, ob man ob des Schneefalls auch fliegen könne. Er ist mit seinen Gedanken schon bei Donnerstag, wo eine Jury einen neuen Wettbewerb entscheiden soll, an dem sein 240 Personen umfassendes Büro ebenfalls beteiligt ist.


Die Daten des neuen Hauptsitzes

Hier einige Daten über das neue Gebäude auf Kirchberg.

  •  Insgesamt werden rund 5.000 bis 7.000 Tonnen Stahl verbaut werden.
  • Das Gebäude hat insgesamt 16 Stockwerke.
  • Jede Etage hat rund 4.000 Quadratmeter.
  • Die oberen sieben Stockwerke werden von ArcelorMittal genutzt, die unteren hingegen sollen vermietet werden.
  • Der neue Hauptsitz hat eine Grundfläche von 7.273 Quadratmetern.
  • 55.000 Quadratmeter Nutzfläche wird das neue Gebäude haben.
  • Rund 50 Prozent der Fläche sollen für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
  • Das Gebäude wird zu 80 Prozent aus Stahl bestehen, die Hälfte davon wird in Luxemburg produziert werden.
  • In 18 Monaten soll mit dem Bau begonnen werden.
  • Die Fertigstellung ist für 2021 geplant.

Sieben Fragen an Aditya Mittal, Europa-Chef ArcelorMittal

Warum bauen Sie erst so spät eine eigene Hauptverwaltung?
Aditya Mittal: Warum spät? Das Gebäude wird 2021 bezugsfertig sein. Der Mietvertrag mit unserem derzeitigen Verwaltungssitz läuft 2020 aus. Es wird möglicherweise einige Monate Überschneidung geben, bis wir unser Haus beziehen können, aber das dürfte kein Problem sein.

Hatten Sie Zweifel daran, wie sich die Zukunft von ArcelorMittal in Luxemburg gestalten würde?
Wir hatten daran nie Zweifel. Wir mussten nur entscheiden, ob wir tatsächlich bauen sollten oder weiter mieten. Wir haben ein gutes Land angeboten bekommen, damit hatten sich diese Fragen erledigt.

Was wird das Besondere an Ihrem Verwaltungssitz?
Er wird nachhaltig sein. Es wird ein Gebäude sein, das man auch wieder abbauen kann. In dem Gebäude wird es einen Fitnessbereich geben und ein Restaurant. Das sind Einrichtungen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Wird es außer dem Sitz in Luxemburg noch andere regionale Sitze geben?
Unser globaler Sitz ist in Luxemburg. Wir werden ihn bauen. In anderen Regionen der Erde wird es regionale Sitze geben. Dort werden die Gebäude gemietet. Aber: Luxemburg ist der Hauptsitz des Unternehmens.

Wie viele Mitarbeiter wird es in dem Haus geben?
Im Haus gibt es Platz für 2.000 Mitarbeiter. Für ArcelorMittal werden dort 800 arbeiten.

Was wird das Haus kosten?
Ich habe eine sehr genaue Kostenvorstellung.

Wollen Sie eine Summe nennen?
(Lacht) Nein.