LuxemburgDie Zahlen vom Automarkt gehen weiter zurück – Elektroautos bleiben auf Siegeszug

Luxemburg / Die Zahlen vom Automarkt gehen weiter zurück – Elektroautos bleiben auf Siegeszug
Der Automobilmarkt bleibt unter Druck. Zwar werden die Schwierigkeiten mit den Lieferketten nach und nach gelöst – doch nun fällt das Verbrauchervertrauen. Foto: AFP/Mario Tama

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Über die Schwierigkeiten mit den Lieferketten, die infolge des Corona-Stillstands entstanden waren, scheint die Automobilindustrie langsam hinwegzukommen. Doch wird die Lage nicht besser. Das zeigen neue Zahlen von Statec: Das letzte Mal, dass in Luxemburg in den ersten neun Monaten eines Jahres weniger Autos neu zugelassen wurden als 2022, war vor 24 Jahren.

In normalen Zeiten wächst in Luxemburg die Zahl der verkauften Autos stetig weiter. Seit 1999 wurden hierzulande jährlich mehr als 40.000 Stück verkauft. Ab 2004 waren es mehr als 45.000 pro Jahr. Ab 2016 sogar mehr als 50.000. Ein absoluter historischer Rekord wurde 2019, mit 55.008 neu zugelassenen Autos, erreicht.

Doch dann kam Corona, und seit 2020 läuft es nicht mehr so rund für die Branche. Ende Dezember 2020 standen nur 45.189 verkaufte Autos in den Büchern. Ein Rückgang von satten 17,9 Prozent (oder 9.819 Autos), verglichen mit dem Vorjahr. Wegen Schwierigkeiten in den Lieferketten haben sich die Neuzulassungen dann auch 2021, trotz Wirtschaftsboom, nicht erholt. Sie sind weiter, auf 44.372, zurückgegangen. So wenig wie zuletzt im Jahr 2003.

Doch auch 2022 ist es nicht einfacher für Autohändler: Die neusten Zahlen von Statec zeigen, dass die Erholung wohl auch dieses Jahr ausbleiben wird. Das Gegenteil dürfte wohl sogar der Fall sein: In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 wurden gerade mal 32.073 Autos neu angemeldet. Das ist ein Rückgang von weiteren 27,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Verglichen mit dem Jahr 2019, das nicht von der Pandemie betroffen war, beträgt der Rückgang der Zulassungen sogar 41,7 Prozent. Das letzte Mal, dass in einem Jahr in den ersten drei Quartalen noch weniger Neuzulassungen gezählt wurden, war 1998.

Zahlen liegen im europäischen Trend

Europaweit werden ähnliche Zahlen verbucht. Die europäischen Autohersteller stellen sich auf einen weiteren Rückgang der Absatzzahlen in diesem Jahr ein, berichtete zuletzt die Nachrichtenagentur AFP. Für 2022 sei nur noch mit 9,6 Millionen verkauften Neuwagen zu rechnen, wird der Herstellerverband Acea zitiert. Das entspricht einem Prozent weniger als im Vorjahr und 26 Prozent weniger als 2019 vor der Corona-Krise.
Seit Frühjahr 2021 machen logistische Probleme dem Automobilmarkt in Europa und Nordamerika zu schaffen, etwa ein Mangel an Halbleitern, so die AFP weiter.

Da sich das Chipangebot jedoch stabilisiert hat, geht Acea schlussendlich für die zweite Jahreshälfte 2022 von einem Aufschwung bei den Autoverkäufen aus. Positiv für die Autohändler: Die Zahl der Neuzulassungen – allein im Monat September – ist deutlich gestiegen. Rund 21 Prozent mehr als im September 2021. Auch bereits im August waren die Zahlen leicht besser als im Vorjahr. In den Monaten zuvor waren die monatlichen Neuzulassungen teils stark zurückgegangen, in Luxemburg und europaweit.

Ob das aber so bleibt, wird von Experten bezweifelt. Der Krieg in der Ukraine belastet die Stimmung. „Die Nachfrage dürfte in den kommenden Monaten unter der Inflation und den Befürchtungen einer Rezession leiden“, erklärte der europäische Verband nun. Auch in Luxemburg sind die Absichten der Haushalte, große Käufe zu tätigen, zuletzt deutlich zurückgegangen.

Anteil der Elektrofahrzeuge legt weiter zu

Doch trotz des Rückgangs bei den Neuzulassungen in den ersten drei Quartalen 2022 sind Zahl und Anteil der neu verkauften Elektroautos auch 2022 bisher weiter deutlich gestiegen. Insgesamt 4.589 Stromer wurden in den ersten neun Monaten hierzulande neu zugelassen. Deutlich mehr als die 3.092 vom Vorjahreszeitraum. Und auch deutlich mehr als im Gesamtjahr 2020 (2.473 Elektroautos) oder als im Gesamtjahr 2019, als nur 986 Elektroautos neu hinzugekommen waren.

Die Wachstumsraten sind weiterhin beachtlich. In den letzten paar Jahren ist der Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen deutlich gestiegen: In den ersten drei Quartalen 2022 lag er bei 14,3 Prozent. Im Gesamtjahr 2021 waren es 10,5 Prozent. 2020 waren es noch 5,5 Prozent gewesen – nach mageren 1,8 Prozent im Jahr 2019. Seit August 2021 ist der Anteil der Elektroautos jeden Monat zweistellig.

Der Anteil der Diesel-Autos unter den Neuzulassungen ist derweil weiter rückläufig, auf mittlerweile 22,7 Prozent. Bereits im Vorjahr war er deutlich von 36,8 auf 25,4 Prozent gefallen. Auch der Anteil der Benziner unter den Neuzulassungen war in den letzten neun Monaten leicht rückläufig, auf 35,3 Prozent. Im Vorjahr war er von 43,4 auf 38,2 Prozent gefallen.

Hybridfahrzeuge stehen derweil, wie in den vergangenen Monaten, weiter für einen beachtlichen Teil der Neuzulassungen (27,6 Prozent). Das ist leicht mehr als im Vorjahreszeitraum.

Nur ein kleiner Anteil des Autofuhrparks

Trotz der beachtlichen Wachstumszahlen: Von den insgesamt 439.837 Autos, die zu Beginn des Jahres 2022 in Luxemburg angemeldet waren, bleibt der Anteil der Elektroautos derweil überaus gering, auch wenn er sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt hat. Ihr Anteil ist von 1,03 auf 1,94 Prozent aller Autos gestiegen. Das sind insgesamt 8.528 Fahrzeuge (Vorjahr: 4.444). Die Zahl der hybriden Fahrzeuge (Benzin/Strom) stand zu Beginn dieses Jahres für 4 Prozent der Automobilflotte der Luxemburger.

Den mit Abstand größten Teil des Luxemburger Autofuhrparks bilden derweil weiterhin Dieselfahrzeuge. Trotz eines erneuten Rückgangs um mehr als 10.000 Fahrzeuge (auf insgesamt 213.922 Stück) stehen sie für einen Marktanteil von 48,6 Prozent. Der Trend weg vom Diesel ist jedoch beachtlich: 2014 stand Diesel noch für 65,68 Prozent des gesamten Fuhrparks.

Unter den in den ersten neun Monaten dieses Jahres 32.073 neu angemeldeten Autos waren unter anderem 29 Bentley, 30 Maserati, 44 Aston Martin, 58 Lamborghini, 88 Ferrari, 118 Jaguar, 557 Tesla und 805 Porsche. Die am häufigsten neu angemeldeten Marken waren Volkswagen (3.816), Audi (2.866), BMW (2.792) Peugeot (2.737), und Mercedes-Benz (2.092).

 

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