VermögenDie Zahl der Millionäre ist 2021 deutlich gestiegen – weltweit und in Luxemburg

Vermögen / Die Zahl der Millionäre ist 2021 deutlich gestiegen – weltweit und in Luxemburg
In Luxemburg sind die stetig steigenden Immobilienpreise ein wichtiger Faktor bei der wachsenden Zahl der Millionäre Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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2021 war ein gutes Jahr für Millionäre. Sowohl ihre Anzahl als auch ihr Vermögen sind deutlich gestiegen. Weltweit und auch in Luxemburg. Das geht aus dem neuesten „World Wealth Report“ von Capgemini hervor.

Seit nunmehr 26 Jahren erstellt der Technologie-Dienstleister Capgemini einen jährlichen Bericht über die Anzahl der Millionäre in der Welt. Als Millionär (oder, professionell ausgedrückt, „High-net-worth individuals“) wird in dem Bericht eine einzelne Person mit einem investierbaren Vermögen von mindestens einer Million Dollar gezählt. Werte wie etwa die eigene Wohnung werden nicht mitgezählt.

Innerhalb dieser letzten 26 Jahre hat sich die weltweite Zahl der Millionäre mehr als vervierfacht, gibt Ben Weekers von „Capgemini Invent BeLux“ am Mittwoch bei der Vorstellung des Berichts bekannt. Wurden 1997 weltweit insgesamt 5,2 Millionen Millionäre gezählt, so waren es 2021 nunmehr 22,5 Millionen. Im gleichen Zeitraum ist ihr Vermögen noch deutlich schneller gewachsen, von 19,1 auf 86 Billionen Dollar im Jahr 2021.

„Auch 2021 war ein sehr gutes Jahr für wohlhabende Menschen“, so Ben Weekers weiter. Im Vorjahr 2020 waren „erst“ 20,8 Millionen Millionäre mit einem Gesamtvermögen von 80 Billionen Dollar gezählt worden. Angetrieben wurde das starke Wachstum durch die globale Konjunkturerholung nach der Corona-Krise sowie auch durch stark gestiegene Aktienkurse.

Eine Erklärung dafür, dass das Vermögen der Millionäre schneller wächst als ihre Zahl, hat Ben Weekers auch. „Wer mehr Geld hat, der darf auch mehr Risiken eingehen“, unterstreicht er. Das sei schon in der staatlichen Regulierung so vorgesehen. In Europa etwa durch das MIFID-Regelwerk, das verhindern soll, dass „einfache“ Kunden durch zu hohe Risiken hohe Verluste verbuchen könnten. 

Stärkstes Wachstum in Nordamerika

Am schnellsten gewachsen ist die Zahl der Millionäre derweil nicht mehr in Asien wie noch vor einigen Jahren, sondern in Nordamerika. Ein Zuwachs von starken 13,2 Prozent auf 7,9 Millionen Millionäre wurde hier verbucht. Hintergrund waren laut Ben Weekers vor allem Investitionen in Risiko-Kapital und in Tech-Firmen. „Da ist es möglich, sehr schnell sehr reich zu werden“, so der Berater von Capgemini.

Am zweitstärksten hat sich die Region Europa entwickelt, wo die Zahl der Millionäre um 6,7 Prozent auf 5,7 Millionen Millionäre gewachsen ist. Etwas langsamer zugelegt hat sie mit 4,2 Prozent in Asien. Hintergrund der langsameren Entwicklung waren der Berichterstattung zufolge unter anderem die wirtschaftlichen Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen in China sowie regulatorische Änderungen. In Hongkong wurde sogar ein Rückgang der Zahl der Millionäre um 3,1 Prozent gemessen.

Entwicklung der Zahl der Millionäre pro Weltregion
Entwicklung der Zahl der Millionäre pro Weltregion Screenshot: World Wealth Report

Im Detail stellt der Bericht große Unterschiede je nach Land fest. Um einige Beispiele aus Europa zu nennen: Die Zuwachsrate bei der Zahl der Millionäre hat letztes Jahr in Dänemark 10,3 Prozent, in Frankreich 8,5 Prozent und in Deutschland 6,4 Prozent betragen. In Russland und in der Schweiz wurden jedoch nur 4,5 bzw. 4,3 Prozent verbucht.

Deutlich besser als im Vorjahr sahen die Zahlen derweil in Großbritannien aus. Wurde 2020 ein Brexit-bedingter-Rückgang von drei Prozent gemessen, so war es 2021 wieder eine stolze Wachstumsrate von 6,3 Prozent.

Luxemburg zählt 46.200 Millionäre

Die Entwicklung der Zahl der Millionäre in Luxemburg nimmt Capgemini seit 2018 unter die Lupe. Den Berechnungen zufolge lag die Zahl damals bei 40.000. 2019 hatte sie nur leicht, auf 40.200 Millionäre, zugelegt. Im Jahr der Pandemie wurde dann jedoch ein Sprung nach oben, um starke 6,5 Prozent, gemessen. Mit der Konjunkturerholung hat die Zahl der im Großherzogtum lebenden Millionäre nun 2021 noch weiter zugelegt: um 7,9 Prozent (oder 3.400 Personen) auf 46.200 Millionäre.

Noch schneller gestiegen als die Zahl der Millionäre ist derweil auch hierzulande ihr Vermögen. Hier wurde ein Zuwachs von 8,8 Prozent auf 137,6 Milliarden Dollar verzeichnet. Im Jahr 2018 waren es erst 116 Milliarden Dollar gewesen.

Dass die Schere bei den Einnahmen immer weiter auseinandergeht, zeigen auch die Zahlen von Statec. So lag das Armutsrisiko 2020 bei 17,2 Prozent. Als armutsgefährdet zählt, wer weniger als 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens verdient. Im Jahr 2000 lag das Armutsrisiko hierzulande jedoch erst bei 12 Prozent. Auch der GINI-Koeffizient hat sich über die Jahre verschlechtert. 2020 lag er bei 0,306. Im Jahr 2000 lag er bei nur 0,26. „0“ bedeutet, dass jeder Mensch genau das Gleiche verdient – bei „1“ erhält eine Person alle Einkommen.

Wie die Millionäre in den verschiedenen Weltregionen ihr investiertes Vermögen aufgeteilt haben
Wie die Millionäre in den verschiedenen Weltregionen ihr investiertes Vermögen aufgeteilt haben Screenshot: World Wealth Report

Interessanterweise hat Capgemini auch festgestellt, dass die Luxemburger Millionäre ihr Geld etwas anders anlegen als ihre weltweiten Kollegen. Sie investieren im Schnitt weniger in Aktien, doch mehr in Immobilien (rund 20 Prozent ihres investierten Vermögens) – bei einer Wachstumsrate der Wohnungspreise von zuletzt 13,9 Prozent eine sich lohnende Geldanlage. Ben Weekers sieht die Immobilienpreise somit auch als einen der wichtigsten Gründe, warum die Zahl der Millionäre in Luxemburg schneller steigt als im restlichen Europa.

2022 kann vieles anders werden

Ben Weekers
Ben Weekers Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Mit Spannung warte man nun auf die Resultate vom laufenden Jahr, so Weekers. Die hohe Inflationsrate belastet die globalen Erwartungen für die Konjunktur. Zinserhöhungen riskieren das Wachstum abzuwürgen.

Erstellt wurde der World Wealth Report 2022, der 71 Länder unter die Lupe nimmt, mittels Umfragen unter Millionären und Vermögensverwaltern sowie mit offiziellen Statistiken. Insgesamt richtet sich der Bericht an den Sektor der Vermögensverwalter. Neben der Entwicklung der Zahl der Millionäre wird nämlich untersucht, wie sich der Markt der Vermögensverwaltung entwickelt und was sich die wohlhabenden Kunden wünschen.

Festgestellt haben die Autoren des Berichts beispielsweise, dass bei den Kunden das Interesse an nachhaltigen Finanzanlagen mit der Größe des Vermögens zulegt. Auch fühlen sich die unter 40-jährigen Kunden eher von diesen Produkten angesprochen als die älteren. Die große Mehrheit der Befragten (71 Prozent) haben zudem auch Investitionen in digitale Aktiva (etwa Cryptowährungen) getätigt. Vom Volumen her bleibe diese Anlageklasse aber unbedeutend.

Capgemini wurde 1967 in Grenoble gegründet und berät Unternehmen bei Themen wie Strategie und Technologie, von Cloud, Daten, KI und Konnektivität bis hin zu Software, Digital Engineering und IT-Plattformen. Weltweit beschäftigt die Gruppe heute rund 270.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete letztes Jahr eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von 18 Milliarden Euro. In Luxemburg heißt das lokale Unternehmen der Capgemini-Gruppe Sogeti und zählt etwa 700 Mitarbeiter.

Fuss
19. Juni 2022 - 14.19

Könnte für Unzufriedenheit in der gespaltenen Gesellschaft sorgen,was nicht zu hoffen wäre.

Arm
16. Juni 2022 - 16.44

Sin ja auch genug fon unseren Politicker darunter

GeTee
16. Juni 2022 - 16.28

Wer ist denn jetzt reicher, ich der seinen Bungalow im Grenzbereich bar bezahlt hat, oder derjenige der seit zig Jahren für sein Reihenhaus in Luxemburg jeden Monat reichlich abbezahlen muss und trotzdem immer noch den A.... voller Schulden hat ???

Filet de Boeuf
16. Juni 2022 - 14.36

Sehr schön, dann hat die Regierung ja wieder einen Grund mit diesen Millionären eine Party zu feiern und der Mittelschicht 50 € abzunehmen um es den Armen zu geben.