KonjunkturDie Zahl der Firmenpleiten ist auch zu Beginn des Jahres 2022 nicht gestiegen

Konjunktur / Die Zahl der Firmenpleiten ist auch zu Beginn des Jahres 2022 nicht gestiegen
450 Unternehmen haben in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 Insolvenz angemeldet – deutlich weniger als im Vorjahr. Foto: AFP/Barbara Gindl

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Im Falle einer harten Wirtschaftskrise müsste, im Normalfall, die Zahl der Firmenpleiten nach oben schnellen. Das war jedoch bei Corona nicht passiert, und passiert auch aktuell nicht. Im Gegenteil.

Mit dem Beginn des russischen Eroberungskrieges der Ukraine sind viele Konjunkturindikatoren, wie etwa der Luxemburger Indikator zum Verbrauchervertrauen, regelrecht eingebrochen. Doch im Gegensatz zu vielen subjektiv gefühlten Indikatoren bleiben die meisten Wirtschaftszahlen weiterhin positiv. So auch die Entwicklung der Zahl der Firmenpleiten.

In den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 hat Statec insgesamt 450 Unternehmensinsolvenzen gemessen, wie das Institut letzte Woche mitgeteilt hat. Ein Rückgang von 10 Prozent verglichen mit der Entwicklung in den ersten fünf Monaten des Vorjahres. Es ist die geringste Zahl der Firmenpleiten seit Beginn der Zahlenreihe im Jahr 2018.

Spitzenreiter bei der Zahl der Konkurse waren in dem Zeitraum, wie bereits im Jahr zuvor, die Sektoren Holding-Gesellschaften und Investmentfonds (129 Fälle), der Handel (95 Fälle) und das Bauwesen (48 Fälle). In all diesen Bereich ist die Zahl der Konkurse jedoch niedriger als im Vorjahr. Auch im Gastgewerbe ist die Zahl der Konkurse zwischen Januar und Mai 2022 weiter leicht zurückgegangen (32 Fälle).

Überraschend gute Jahre

Experten waren bereits von der guten Entwicklung der letzten Jahre überrascht worden. In den Jahren 2020 und 2021 hatte es im Großherzogtum, trotz Corona-Stillstand, keinen Anstieg bei den Firmenpleiten gegeben.

Ebenfalls gefallen, zumindest verglichen mit dem Vorjahr, ist die Zahl der Geschäftsauflösungen. Insgesamt 393 hat Statec in den Monaten Januar bis Mai 2022 gezählt. Das sind deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum (520 Geschäftsauflösungen) – doch mehr als vor der Corona-Krise: in den ersten fünf Monaten 2019 waren nur 269 Geschäftsideen begraben worden. Spitzenreiter bei den Firmenaufgaben waren 2022 die Sektoren Holding-Gesellschaften und Investmentfonds (183 Fälle), gefolgt von Handel (61 Fälle) und spezialisierte Unternehmensdienstleistungen (42 Fälle).

Laut Definition gilt ein Unternehmen als pleite („faillite“), wenn es seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann und auch keinen Kredit mehr erhält. Im Falle einer Firmenaufgabe („Liquidation“) hört die Firma auf zu existieren, entweder freiwillig oder gerichtlich gefordert.

Hintergrund der positiven Entwicklung bei der Zahl der Firmenpleiten dürfte die gut laufende Konjunktur sein. Nach den ersten drei Monaten 2022 lag das sogenannte „acquis de croissance“ für das Jahr bereits bei 2,7 Prozent. Mit diesen Zahlen war die Luxemburger Wirtschaftsleistung, zum Ende März 2022, bereits höher als das Niveau, welches Statec bis Jahresende 2022 erwartet. Das statistische Institut prognostiziert, wie vor kurzem angekündigt, eine Wachstumsrate von zwei Prozent für das Gesamtjahr. 2021 soll die Zuwachsrate starke 6,9 Prozent betragen haben. Dank der gut drehenden Konjunktur ist die Arbeitslosenquote im Mai 2022  auf einen Rekordtief gefallen, während die Zahl aller Jobs im Lande auf ein neues Rekordhoch gestiegen ist.

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