Apotheken in Corona-Zeiten:Die stillen Helden an der Front

Apotheken in Corona-Zeiten: / Die stillen Helden an der Front
Die „Pharmacie du Trèfle“ ist laut Inhaberin Danielle Becker-Bauer ein wichtiger Bestandteil der Ortsgemeinschaft. Dieser Verantwortung wolle man auch weiter nachkommen.  Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Sie sind so etwas wie die vergessenen Helden der Corona-Krise: die Apotheker und ihre Mitarbeiter. Fast täglich wird das Personal aus den Gesundheits- und Pflegediensten gefeiert, Angestellte aus dem Lebensmittelhandel, Postboten und Müllabfuhr werden mit kleinen Geschenken bedacht. Unterdessen gehen die Mitarbeiter in den Apotheken pflichtbewusst ihrer Arbeit nach.

„Dabei stehen wir quasi an erster Front. Wir haben stets ein offenes Ohr für unsere Kunden, erteilen gute Ratschläge und setzen uns für die Genesung kranker Menschen ein“, meint Danielle Becker-Bauer von der „Pharmacie du Trèfle“ in Bettemburg mit einem Augenzwinkern. Als Vizepräsidentin des Luxemburger Apothekerverbandes liegt es ihr am Herzen, auch den Einsatz ihrer Mitarbeiter und Kollegen im ganzen Land ins Scheinwerferlicht zu rücken.

„Vor allem da es auch jetzt noch Apotheken gibt, die schwierige Zeiten durchlaufen. Man darf nicht vergessen, dass das Gesundheitssystem auf den Kopf gestellt wurde und viele Ärzte nicht wie normal arbeiten. Außerdem betreiben verschiedene Kollegen auch Apotheken in Fußgängerzonen, die gerade keinen großen Zulauf haben“, erklärt Becker-Bauer. So komisch es in dieser Zeit auch anmute: Viele Kollegen hätten für ihre Mitarbeiter strukturelle Arbeitslosigkeit beantragen müssen. „Die Aktivitäten sind gesunken oder haben sich verlagert“, so die Apothekerin.

Anstatt zu jammern, wolle man allerdings weiterhin anpacken, betont die Bettemburgerin und lächelt: „Auch wenn die Organisation in diesen Zeiten manchmal etwas schwerfällt“. Tatsächlich seien auch Apotheken-Mitarbeiter nicht vor einer Infektion gefeit. Was die interne Organisation in manchen Betrieben natürlich etwas auf den Kopf stelle. Dennoch habe man es fertiggebracht, sämtliche Bereitschaftsdienste der letzten Wochen zu gewährleisten. „Auch wenn verschiedene Apotheken teils mit reduziertem Personal funktionieren mussten. Als Betreiber ist man morgens immer glücklich, wenn kein weiterer Mitarbeiter ausfällt.“

Denn es gibt viel zu tun in Corona-Zeiten: Neben dem normalen Betrieb haben sich viele pharmazeutische Fachgeschäfte so organisiert, dass sie den gefährdeten oder hilfsbedürftigen Patienten die Medikamente frei Haus liefern. In Bettemburg habe die Zusammenarbeit mit der Gemeinde in dieser Hinsicht sehr gut geklappt, betont Danielle Becker-Bauer. Mitarbeiter der lokalen Beschäftigungsinitiative etwa holen die Rezepte bei den Betroffenen ab und die Apotheke kümmert sich dann darum, dass die Medikamente zugestellt werden. „Auch kommen viele Pfadfinder mit Rezepten von hilfsbedürftigen Menschen vorbei. Diese Zusammenarbeit klappt auch sehr gut“, so Becker-Bauer.

„Wichtig ist, dass wir niemanden im Stich lassen“, so die Fachfrau weiter. Eine Apotheke sei ein wichtiger Bestandteil der Dorfgemeinschaft. „Diese Verantwortung wollen wir auch weiter wahrnehmen. Das gilt auch für Patienten, die positiv auf Covid-19 getestet wurden. In dieser Hinsicht haben wir ein System ausgearbeitet, wonach wir den Betroffenen die nötigen Medikamente vor die Tür stellen und sie dann per Telefon benachrichtigen“, erklärt die Apothekerin. Damit werde auch wirklich niemand im Regen stehen gelassen.

„Jeden Tag eine Herausforderung“

Eine Verantwortung empfinden die Apotheker aber auch ihren Mitarbeitern und Kunden gegenüber. Was sich wiederum in Schutzmaßnahmen ausdrückt, die in den verschiedenen Läden installiert wurden. In der „Pharmacie du Trèfle“ sei dies relativ einfach vonstatten gegangen, meint die Betreiberin. Um Mitarbeiter und Kunden zu schützen, habe sie sich mit ihren Angestellten zusammengesetzt und gemeinsam Richtlinien für den Laden ausgearbeitet. Wie in anderen Apotheken auch wurde der Boden mit Signalpfeilen und Abstandsmarkierungen versehen, während vor der Tür ein Plakat die Kundschaft über die Modalitäten aufklärt. Die Theken wurden mit Plexiglasscheiben abgedeckt, die Mitarbeiter tragen Masken und Handschuhe. „Und wir desinfizieren das Lokal gleich mehrmals am Tag. Die Hygiene-Gesten sind uns inzwischen ins Blut übergangen. Gleiches gilt auch für das Reinigen der Theken und Kartenterminals“, betont Becker-Bauer.

„Das hat gut geklappt“, so das Fazit der Inhaberin. Auch die Kunden hätten die neuen Richtlinien relativ rasch akzeptiert. „Zu Beginn waren die Menschen zwar etwas ängstlich, manche gar aggressiv. Doch das hat sich ziemlich schnell wieder eingependelt.“ Hamsterkäufe habe sie auch gleich unterbunden: „Ich sehe nicht ein, warum wir einem Kunden 50 Desinfektionsgels verkaufen sollen, wenn wir 50 Menschen mit einer Flasche helfen können“, so die pflichtbewusste Apothekerin.

Ob es nun Glück war oder auf die Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen ist: Von den 15 Mitarbeitern in der „Pharmacie du Trèfle“ seien bis heute nur zwei Angestellte positiv auf Covid-19 getestet worden, die inzwischen aber wieder auf den Beinen seien. Und das, obschon die Leute tagtäglich mit möglichen Erkrankten in Kontakt kommen. Außerdem liefere die Apotheke auch an Altersheime. „Doch halten wir uns dort an die Sicherheitsabstände, indem wir die Waren etwa vor der Tür abstellen“, so Danielle Becker-Bauer. Sie sei es den Angestellten schuldig, sie vor einer Erkrankung zu schützen. „Wir halten uns an alle Prozeduren. Dennoch ist es jeden Tag auf ein Neues eine kleine Herausforderung“, lacht die Besitzerin.

Ein großes Lob hat die Vizepräsidentin des Apothekerverbandes für die Mitarbeiter bei der Gesundheitskasse CNS übrig. Gemeinsam habe man es geschafft, ein System auf die Beine zu stellen, das es Ärzten und Kunden erlaubt, Rezepte per E-Mail oder Fax einzusenden. Damit konnten weitere Fortbewegungen im Freien vermieden werden. „Das alles hat tadellos geklappt“, betont Becker-Bauer. Besonders stolz sei sie auf den Umstand, dass aus einem Notstand heraus rasch und unkompliziert eine Lösung gefunden werden konnte.