„Nationaler Mobilitätsplan 2035“Die praktische Umsetzung des Paradigmenwechsels

„Nationaler Mobilitätsplan 2035“ / Die praktische Umsetzung des Paradigmenwechsels
Planen die Mobilität der Zukunft: Minister François Bausch und Christophe Reuter, erster Regierungsrat  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Luxemburg will sich fit machen für die Mobilität der Zukunft. Der am Freitag (22.4.) vorgestellte nationale Mobilitätsplan 2035 soll dabei das Werkzeug für alle Protagonisten liefern, angefangen mit den Gemeinden. Dass der sanften Mobilität absolute Priorität eingeräumt wird, verwundert in Anbetracht des täglichen Verkehrschaos im Land nicht.  

Im Schatten des Dieschbourg-Rücktritts stand das vermeintliche Topthema des Freitags, die Vorstellung des nationalen Mobilitätsplans 2035 in den Bonneweger Rotunden. Minister François Bausch („déi gréng“) gab später zu, Probleme gehabt zu haben, sich auf die rund 45-minütige Vorstellung zu konzentrieren. Und das, obwohl es sich um „sein Lieblingsthema“ handele. Ein Lieblingsthema, das er in den nächsten Wochen auf zehn öffentlichen Versammlungen den Bürgern vorstellen will (genaues Programm: www.pnm2035.lu).  

Der nationale Mobilitätsplan 2035 (PNM 2035) ist Nachfolger des 2018 öffentlich vorgestellten Modu 2.0. Den nannte Bausch „die Anleitung zum Paradigmenwechsel“, die „Theorie“. Der PNM 2035 dagegen sei die praktische Umsetzung, basierend auf Daten. Ausgangspunkt ist ein projiziertes Wirtschaftswachstum von drei Prozent, was bis 2035 die Mobilitätsnachfrage der Menschen um 40 Prozent wachsen lassen würde. Ein geringeres oder größeres Wachstum ändere nicht viel an der Sache, verschiebe lediglich den Zeitpunkt ein wenig, so Bausch. 80 Prozent des Verkehrs seien dabei hausgemacht, räumte der Minister mit einem beliebten Vorurteil auf, dass die vielen Grenzgänger für den täglichen Verkehrsinfarkt auf Luxemburgs Straßen verantwortlich sind.

Ziel des nationalen Mobilitätsplans ist, die 40-prozentige Steigerung der Bewegungen mit weniger Autos als 2017 zu bewältigen. Das ergibt drei große Herausforderungen, die mittels eines multimodalen Transportnetzes bewältigt werden sollen: Die Bewegungen rund um die Hauptstadt, die fast 50 Prozent aller Fahrten ausmachen, müssen besser organisiert werden. Die Mobilität der drei großen Ballungsgebiete (Hauptstadt, Süden und „Nordstad“) wird in Zukunft gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden organisiert. Im ländlichen Raum soll derweil besser darauf geachtet werden, wo große Projekte angesiedelt werden. Nicht mehr auf der grünen Wiese, sondern dort, wo die Anbindung an den öffentlichen Transport, dessen Angebot weiter ausgebaut wird, gegeben ist.   

Die Projekte

So viel zur großen Theorie. In der Praxis sind neben den schon vorstellten Projekten wie dem multimodalen Korridor zwischen Luxemburg-Stadt und Esch eine ganze Reihe von neuen Impulsen zugunsten der Mobilität geplant: Im Zugverkehr wird die Verbindung zwischen Differdingen und der Hauptstadt durch ein Gleisdreieck (direkte Verbindung zwischen Differdingen und Bascharage) substanziell verbessert. Der Hollericher Bahnhof wird in Richtung Escher Straße versetzt und zu einem vierten multimodalen Verkehrsknoten in der Hauptstadt ausgebaut. Der bereits vorgestellte Ausbau der Diekircher Gleis-„Antenne“ ist das dritte große Projekt für die Schiene.

Mobilitätsminister François Bausch
Mobilitätsminister François Bausch Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Ausgebaut werden soll auch das Tramnetz. Nichts Neues ist der Ausbau in Richtung Süden mit der schnellen Straßenbahn nach Esch und anschließender innerstädtischer Tram durch Esch in Richtung Belval und Beles. In den Westen soll es zwei weitere Tram-Linien geben, die in einer weiteren Ausbaustufe bis nach Mamer reichen könnten. Von Hollerich aus soll zudem eine Straßenbahntrasse die Escher Straße in Richtung Cloche d’Or passieren. 

Im Busverkehr heißt die Zukunft nicht mehr BHNS („bus à haut niveau de service“), sondern CHNS („corridor à haut niveau de service“). Diese Korridore stehen exklusiv den Bussen zur Verfügung. Rund um Esch entstehen eine ganze Reihe dieser Busspuren, angefangen mit der Verbindung Audun-le-Tiche – Esch, dem die aktuelle Zugverbindung zum Opfer fällt. Der Korridor reicht dann bis ins neue Stadtviertel auf der Industriebrache Esch-Schifflingen. Ein weiterer Korridor entsteht zwischen Beles, Belval und dem Escher Zentrum. Auch der „Nordstad“-Raum bekommt einen CHNS zwischen Ettelbrück und Diekirch.

Was das Straßennetz angeht, so soll eine neue Klassifizierung der Straßen zum Paradigmenwechsel führen. Ziel ist eine Neugewichtung der einzelnen Transportmittel. Will heißen, dass es innerorts urbaner zugehen soll, indem der Durchgangsverkehr aus den Ortskernen verbannt wird. Dort soll in Zukunft wieder der Mensch im Mittelpunkt stehen, nicht das Auto. Verbesserungen soll es aber auch im Straßennetz geben, wobei die Schaffung von Korridoren Priorität hat. Auf den Autobahnen wird mit zusätzlichen Spuren den Bussen und dem Car-Sharing Priorität eingeräumt.

Den Fußgänger bezeichnete François Bausch derweil als „Luxemburgs Stiefkind“. Ihm soll in Zukunft das Leben leichter gemacht werden. So soll das Ziel erreicht werden, eine attraktive Option für sehr kurze Strecken zu bieten. Denn in Luxemburg ist es so, dass ein Drittel der Bewegungen unter einem Kilometer mit dem Auto zurückgelegt werden. Zwischen einem und fünf Kilometer sind es bereits zwei Drittel. In Anbetracht der Tatsache, dass die Hälfte aller Bewegungen der Einwohner unter fünf Kilometer betragen, eine verheerende Bilanz. Da kommt dann auch das Fahrrad ins Spiel. Ein landesweites, komplettes Radwegenetz ist das Ziel. Der Radfahrer soll also überall im Land von A nach B kommen, wobei Bausch betonte, dass nur ein vom restlichen Verkehr getrennter Radweg ein sicherer Radweg sei. Wichtige Bausteine sind dabei die Radschnellwege. Neben Düdelingen – Luxemburg und Esch – Luxemburg soll ebenfalls ein solcher Expressweg Richtung „Nordstad“ entstehen. 

Auftakt zur Serie über die Fahrradinfrastruktur in Luxemburg: Am Montag im Tageblatt          

So könnte das Straßenbahnnetz in Zukunft aussehen
So könnte das Straßenbahnnetz in Zukunft aussehen Foto: Editpress
oswaldcl
24. April 2022 - 15.10

Do wou den Zuch op sénger eegener Trass fiert, fannen ech et stupid, fir den Zuch duerch e Bus ze ersetzen. Ech verstinn net, wisou e grénge Minister mordicus dru festhält, fir d'Eisebunn tëschent Esch an Audun-le-Tiche ze afferen. Lapidar ze soen, déi Verbindung wier net méi zäitgeméiss, fannen ech zimmlech iwwerflächlech. Da kënnt een och aner Strecken a Fro stellen. Bei der Antenn vun Ettelbréck op Dikrech huet hie jiddefalls d'Kéier kritt. Firwat dann net och zu Däitsch-Oth ??