Bewegender Brief eines türkischen Richters

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Murat Aslan sitzt im Gefängnis. Der türkische Richter gründete vor etwas mehr als zehn Jahren die YARSAV, eine regierungskritische Richtervereinigung, die sich für die Unabhängigkeit der Justiz und die Stärkung des Rechtsstaates in der Türkei einsetzte. Nach dem Putschversuch im Juli 2016 wurde die YARSAV aufgelöst und Aslan wurde als Präsident der Vereinigung unter Gewahrsam genommen.

Ihm wird vorgeworfen, Verbindungen zur Organisation von Fethullah Gülen zu haben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogen gibt dem Prediger im Exil und seiner Organisation die Schuld am Putschversuch.

Murat Aslan wendet sich nun in einem Brief, den er im Gefängnis verfasst hat, an die Welt. Er hat am Montag den Vaclav-Havel-Preis für Menschenrechte gewonnen. Der Preis wird von der parlamentarischen Versammlung des Europarates (PACE) in Erinnerung an den tschechischen Regimekritiker und späteren Präsidenten des Landes überreicht. Da Aslan keine offizielle Rede halten kann, versucht er seinen Landsleuten über den Brief Hoffnung zu machen.

„Ich grüße euch alle“

„Wir sollten nicht in der Hoffnungslosigkeit versinken“, schreibt er. „Wir haben getan, was getan werden musste und haben dafür Anerkennung von der internationalen Gemeinschaft bekommen.“ Die luxemburgische Richtervereinigung begrüßt die Wahl des Türken: „Wir werden weiterhin unsere türkischen Kollegen unterstützen, die wegen ihres Kampfes für die Demokratie eingesperrt wurden“.

„Je größer das Trauma wird, das von der autoritären Denkweise stammt, desto stärker wird unsere innere Stimme und unsere Stimme wird all die Menschen stören, die dieses Trauma hervorrufen“, schreibt der türkische Richter aus dem Gefängnis. „Wir verteidigen den Rechtsstaat, die Menschenrechte und moderne demokratische Werte. Dieser Widerstand ist unsere letzte Aktion, um unsere Freiheit und unsere Demokratie zu verteidigen“.

Aslan bedankt sich in seinem Brief auch bei seiner Frau und seinen Kindern, die in seinen Augen die „wahren Helden“ sind. „Ich grüße euch alle und hoffe euch in einer friedlichen Zukunft wiederzusehen“, schließt er seinen bewegenden Brief ab. Die türkischen Autoritäten reagierten empört. Sie nannten die Entscheidung des PACE „unerhört“.

Lesen Sie hier die ganze Rede des Richters:

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