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Kraftstoff„Das ist doch Wahnsinn“: Eindrücke und Stimmen aus dem Chaos an den Tankstellen

Kraftstoff / „Das ist doch Wahnsinn“: Eindrücke und Stimmen aus dem Chaos an den Tankstellen
Vielerorts mussten sich die Tankstellen am Mittwochabend auf einen regelrechten Ansturm einstellen, wie beispielsweise in Merl Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Nach dem drastischen Preisschub am Wochenende ist der Kraftstoff über Nacht wieder teurer geworden. Am meisten müssen Autofahrer künftig für Diesel auf den Tisch blättern. Doch auch die anderen fossilen Energieträger steigen aufgrund explodierender Rohölpreise in noch nie dagewesene Höhen.

Die gute Nachricht? Gibt’s in diesem Zusammenhang nicht. Zumindest nicht für Autofahrer wie Jean-Marc, der aus beruflichen Gründen auf den eigenen Wagen angewiesen ist. „Eigentlich ist meine Schmerzensgrenze jetzt überschritten. Bei den aktuellen Spritpreisen würde ich am liebsten auf die öffentlichen Transporte umsteigen. Leider lassen es mein Anfahrtsweg und meine Arbeitszeiten nur bedingt zu, auf den Wagen verzichten zu können“, sagt der Kombifahrer, während er den Hahn zurück an die Zapfsäule hängt.

Vor der Preiserhöhung am letzten Wochenende hatte er sich noch gegen eine Fahrt zur Tankstelle entschieden. „Ich hatte nach einem langen Arbeitstag keine Lust, längere Zeit an der Tanke anzustehen. Ich hatte zwar im Radio von der Preiserhöhung erfahren, doch haben sich die Autos bei uns zurück bis in den Dorfkern gestaut. Zeitweise war sogar der Verkehr in beide Richtungen blockiert“, so der Betroffene. Jetzt aber blieb ihm nichts anderes übrig, als noch einmal vollzutanken: „Morgen kostet mich die Tankfüllung 20 Euro mehr als noch vor einer Woche. Das ist doch Wahnsinn!“

Tatsächlich steigt der Kraftstoffpreis aufgrund des Krieges in der Ukraine und der damit einhergehenden Explosion beim Rohöl in bisher noch nicht gekannten Ausmaßen: Allein der Dieselpreis ist um Mitternacht um sagenhafte 38,4 Cent gestiegen. Mit einem Literpreis von 2,112 Euro wurde die Zwei-Euro-Schallmauer durchbrochen. Der einst günstige Selbstzündersprit ist damit plötzlich der teuerste Kraftstoff überhaupt.

Im Gegensatz zum Diesel schlägt das 98-Oktan-Benzin seit letzter Nacht „nur“ mit 1,963 Euro zu Buche. Allerdings handelt es sich auch hier um eine Steigerung von immerhin noch 16,7 Cent. Super 95 ist indessen um 23,2 Cent auf 1,890 Euro gestiegen, während die dramatischste Preiserhöhung dem Heizöl vorbehalten bleibt: Für die schwefelfreie 10-ppm-Variante müssen Kunden ab heute bei einem Literpreis von 1,553 Euro ganze 40 Cent mehr auf den Tisch blättern. Pro Liter versteht sich. Das schwefelarme 50-ppm-Heizöl schlägt indessen immer noch mit 1,550 Euro zu Buche – was einer Steigerung von 32,4 Cent pro Liter gleichkommt.

Ansturm auf Tankstellen

Dabei hat Jean-Marc am Mittwochabend noch Glück im Unglück: „Ich habe in den 18-Uhr-Nachrichten von der Preiserhöhung erfahren und war gerade in Höhe der Autobahntankstelle. Also habe ich mich kurzfristig dazu entschlossen, hier abzufahren. Glücklicherweise war die Tankstelle noch nicht überfüllt“, erklärt der Kombifahrer kurz nach 18 Uhr. Hinter ihm wartet nur ein weiterer Wagen, während die benachbarte Zapfsäule gerade wieder frei wird.

Die Mitarbeiterin im Kassenraum stellt sich indessen auf einen Ansturm ein. „Eigentlich könnten wir die Uhr nach einer bevorstehenden Preiserhöhung richten: Diese werden immer in den Nachrichten um 18 Uhr mitgeteilt. Anschließend stehen die Wagen bei uns Schlange“, so die Angestellte einer Autobahntankstelle auf halbem Weg zwischen Hauptstadt und Frankreich. „So schlimm wie am letzten Freitag war es aber noch nie. Deshalb können wir wohl auch heute wieder mit einem geschäftigen Abend rechnen“, seufzt die Betroffene.

Tatsächlich bilden sich kurz nach Bekanntgabe der Preissteigerung in den Medien vielerorts lange Autoschlangen vor den Tankstellen. Mitarbeiter in Warnwesten dirigieren die wartenden Wagen an die Zapfsäulen und achten darauf, dass der Verkehr nicht beeinträchtigt wird. Währenddessen müssen sich die Fahrer in Geduld üben.

Vor einer Tankstelle im Zentrum des Landes kommt es auf beiden Straßenseiten zu längeren Wartezeiten, der Verkehr steht mitunter still. Manche Fahrer werden ungeduldig, drücken mehrmals auf die Hupe. Die Stimmung ist angespannt. „Es tut mir ja leid für die Leute, die jetzt hinter mir warten mussten, obschon sie nicht zur Tankstelle müssen. Ich kann es mir momentan aber nicht erlauben, auf diese letzte Gelegenheit zu verzichten. Unsere Haushaltskasse wird immer knapper“, erklärt Anabella etwas resigniert.

Sprit, Lebensmittel, Rohstoffe – alles sei in den letzten Jahren teurer geworden. Deshalb werde sie in Zukunft wohl auf die öffentlichen Transporte zurückgreifen. „Was kein Problem ist: Von den Verbindungen her ist es kein großer Aufwand für mich. Eigentlich hätte ich auch in der Vergangenheit öfter auf Bus und Zug umsteigen sollen. Dafür war ich dann aber zu bequem“, gibt die junge Frau mit einem Augenzwinkern zu. Vielleicht sei gerade jetzt der richtige Moment, mit „schlechten Gewohnheiten“ zu brechen. „Dann hätte das Ganze zumindest einen positiven Nebeneffekt für die Umwelt“, so die Fahrerin eines blauen Kleinwagens augenzwinkernd.

Debatte in der Chamber

Zu diesem Zeitpunkt hat auch die Chamber bereits entschieden, am Donnerstag im Plenum über die drastischen Preissteigerungen bei Kraft- und Brennstoff zu reden. Kurz nach Bekanntgabe der Preiserhöhung war es der CSV-Abgeordnete Michel Wolter, der im Namen seiner Fraktion eine Debatte im Abgeordnetenhaus beantragt hat.

Die Preisanstiege sind Folge der Unsicherheiten auf dem Ölweltmarkt wegen des Ukraine-Kriegs. Der Krieg stelle die ganze Logistik der Branche auf den Kopf, wie Jean-Marc Zahlen vom „Groupement pétrolier luxembourgeois“ (GPL) bereits am Dienstag gegenüber dem Tageblatt erklärte. Viele Räume seien gesperrt, Transporte, die auch viel aus dem Osten kämen, seien schwieriger. Hinzu komme die andauernde Unsicherheit. „Das wirkt sich sofort auf den Markt aus – nicht nur beim Kraftstoff, sondern auf jeden Markt“, so Zahlen. Die Preise selbst würden durch den Weltmarkt bestimmt – und durch eine komplizierte Formel im Luxemburger Energieministerium. Das GPL habe nicht die Möglichkeit, darauf einzuwirken.

Auch in Petingen bildeten sich kurz nach Bekanntgabe der Preiserhöhung lange Schlangen vor den Tankstellen
Auch in Petingen bildeten sich kurz nach Bekanntgabe der Preiserhöhung lange Schlangen vor den Tankstellen Foto: Editpress/Tania Feller

Gräta Thunfisch
11. März 2022 - 20.32

@Romain C.
Genau esou ass et.
Et get kee gezwongen net Elektrovelo oder Elektroauto ze fueren.
Obschon et ganz schei rücksichtslos ass all dei Saachen ewei Kobalt etc. ze förderen, zemols well daat duerch Kanner geschitt.
Un de Recykling guer net ze denken. An e Velo als Schwanzverlängerung brauch een och net.

Romain C.
11. März 2022 - 15.28

Mein Maserati braucht 20 Liter, zum Ausgleich nehme ich den 5l nukelnden 500 hyprid wegen der Umwelt.Aber wie viel Diesel braucht ein Panzer? Also alles Sprit sparen nützt dem Klima nichts.Und Geld brauche ich nicht im Jenseits.Ich geb weiter Gas und hab Spa.....

charlesplier1960
11. März 2022 - 8.12

@Filet de Boeuf
Genau esou gesin ech dat och.
Ech muss mech emmer wonneren wann esou cool Rennmaschinen meeschtens vu Jonken mat Spetakel an Vollgaass rücksichtslos durch d'Geijend gefuer gin.
Ech perséinlech kan mir keen esou en Auto kaafen,well ech aner Prioritéiten hun.An zumols elo!
Elo get et denen Leit ziemlech eng.
A mat hirer Fuerweis brauch den Bolide bestemmt >>>>10 Liter.

Filet de Boeuf
10. März 2022 - 9.38

Wat ech just emmer witzeg fannen ass: Jiddereen, och de gréissten Asi, fiert mat engem VW Touareg V6 2200kg, Mercedes GLS V8 >2200 kg oder BMW X5 V8 2200kg duerch d'Géigend. Och wann se vun 2016 sinn, de Verbrauch ass bestemmt iwwer 10 Liter. Meng Meenung ass. Vill Leit déi sech bekloen, bekloen sech well d'Schwanzverlängerung elo deier get.