Dank neuer TechnologieBierbrauen in Luxemburg wird umweltfreundlicher

Dank neuer Technologie / Bierbrauen in Luxemburg wird umweltfreundlicher
Große Wirkung für die Umwelt: Die Kläranlage befindet sich versteckt in einer Halle, weitere Teile liegen unterirdisch, die Technik ist auf engstem Raum untergebracht. Trotzdem soll damit der Wasserverbrauch pro Liter Bier auf 2,4 Liter gesenkt werden. In den 1980er Jahren waren es noch 12 Liter. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bierbrauen ist immer noch eine Kunst. Aber sie muss immer mehr auch Umweltauflagen Rechnung tragen. Das ändert nichts an den Zutaten oder der Qualität, wohl aber etwas am Umgang mit Ressourcen. Wasser beispielsweise. Mit einer speziellen Kläranlage will die Brasserie Nationale ihren Wasserverbrauch nun deutlich senken. Beschreibung eines Projektes, das neu im Großherzogtum ist.

Was Wasserknappheit bedeutet, haben wir im Sommer sehen und spüren können. Mit dem lebenswichtigen Grundstoff kann man deshalb gar nicht nachhaltig genug umgehen. Sei es beim Verbrauch selbst oder bei der Aufbereitung von benutztem Wasser. Ja, das gilt auch fürs Bierbrauen.

Noch in den 1980er Jahren habe man zwölf Liter Wasser benötigt, um einen Liter Bier herzustellen. 2021 sei man bei rund 4,8 Litern gewesen und selbst das sei immer noch zu viel, sagt Mathias Lentz, Direktor der Brasserie Nationale.

Die Luxemburger Brauerei mit Sitz in Käerjeng, seit 250 Jahren ein Familienbetrieb, möchte ihren Wasserverbrauch deshalb weiter senken. Ein Schritt in diese Richtung soll eine Wasseraufbereitungsanlage sein. Am Dienstag wurde sie eingeweiht.

Innovative Technik

Der Bürgermeister der Gemeinde, Michel Wolter (CSV), ist voll des Lobes: „Diese Anlage ist beispielhaft für innovative und nachhaltige Umweltpolitik.“

Nun könnte man lange darüber diskutieren, ob die Brauerei nicht heute getan hat, was in naher Zukunft ohnehin von ihr verlangt wird. Fakt ist, dass sie es gemacht hat und zudem ein günstiges Zeitfenster genutzt hat, nämlich die Pandemie. Ja, man könnte auch den Energieverbrauch und Strompreise erwähnen. Doch dank der Fotovoltaikanlage, in die das Unternehmen ebenfalls seit Jahren investiert, dürfte die Bilanz positiv bleiben.

18 Monate wurde an der Anlage gebaut. 2,2 Millionen Euro hat sie gekostet. Die Einrichtung fällt nicht weiter auf, sie befindet sich im Innern einer Halle, einige Teile liegen unterirdisch. Die Technik, obgleich für Fachleute mitunter spektakulär, ist auf engstem Raum untergebracht – unscheinbar.

Das Projekt sei im Rahmen verschiedener Maßnahmen zu sehen, welche die Brasserie Nationale seit über 40 Jahren ergreife, um nachhaltig und effizient mit allen natürlichen Ressourcen umzugehen, so Mathias Lentz. Gleich zwei Umweltpreise hat das Unternehmen in den letzten Jahren bekommen, welche es als Referenz in Sachen Umweltfreundlichkeit auszeichnen. Einmal den von der Industriellenvereinigung FEDIL und einmal den von der Europäischen Kommission.

Vorreiterrolle

„Unser Ziel ist es aber nicht, uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen, sondern die Wassermenge weiter zu reduzieren und unseren Verbrauch noch einmal um die Hälfte zu senken“, erklärt der Direktor der Brasserie Nationale.

Ermutigt durch Regierung (Wirtschaftsministerium) und Luxinnovation, startete die Brauerei Ende 2020 das Projekt zur Entwicklung und dem Bau einer Kläranlage. Das Projekt passe perfekt zu den Zielen des Programms „Neistart Lëtzebuerg“, das auf einen Übergang der Unternehmen zu mehr Widerstandsfähigkeit, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit abzielt. Die von der belgischen Firma Pantarein, der weltweiten Referenz für Wasseraufbereitung, entwickelte Kläranlage ermögliche es nun, das Abwasser durch einen Prozess des Dekantierens, der Filtration und schließlich der Umkehrosmose so zu behandeln, dass 70 Prozent des gebrauchten Wassers wiederverwendet werden können und nicht im Boden versickern müssen.

Dieses wiederaufbereitete Wasser wird in einem separaten Wasserkreislauf verwendet, der als einzige Funktion die Reinigung, Dampferzeugung und Kühlung hat. Die Kläranlage kann 360.000 Liter Wasser pro Tag aufbereiten und soll so dafür sorgen, dass letztendlich nur noch 2,4 Liter Wasser für einen Liter Bier verbraucht werden.       

Im Vergleich zu den Brauerei-Giganten und anderen wasserintensiven Industrien in unserer Region würde die Brasserie Nationale sich damit definitiv als Vorreiter in Sachen Umweltfreundlichkeit positionieren, so Lentz. Dem Kunden mag das recht sein. Hauptsache, sein Bier schmeckt – und wird durch neue Technologie nicht teurer.