Wahlen in den USABiden spricht, Trump twittert: Die blaue Welle bleibt aus, damit beginnt der Informationskrieg

Wahlen in den USA / Biden spricht, Trump twittert: Die blaue Welle bleibt aus, damit beginnt der Informationskrieg
US-Präsident Trump schnitt bislang überraschend gut ab – und ist bereits wieder im Angriffsmodus Foto: AFP/Saul Loeb

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Dieses Szenario war befürchtet worden: Ein schnelles Ergebnis bei der US-Wahl wird es nicht zu geben. Donald Trump nutzt das, um die Rechtmäßigkeit der historischen Wahl zu untergraben. Wirklich überraschend ist das nicht: Eben diese Reaktion hatte der US-Präsident im Vorfeld angekündigt. Doch sein Herausforderer Joe Biden ist in den Informationskampf eingestiegen. 

Die blaue Welle bleibt aus, der Informationskrieg beginnt. Die Demokraten schneiden bei der Präsidentschaftswahl in den USA schlechter ab als allgemein erwartet. Ein frühes deutliches Wahlergebnis zum Vorteil Joe Bidens gibt es nicht. Die demokratischen Träume eines Erdrutschsieges sind geplatzt. Da helfen auch die Merkwürdigkeit dieser US-Präsidentschaftswahl mitten in einer Pandemie und die offenen Fragen in puncto Auszählungsgrad und Briefwahlstimmen nicht über die erste Enttäuschung hinweg.

Donald Trump hat vor allem den extrem wichtigen Bundesstaat Florida gewonnen – und damit seine Chancen auf eine Wiederwahl deutlich vergrößert. Die Sender CNN, NBC und Fox News riefen den Amtsinhaber in der Nacht auf Mittwoch in dem bevölkerungsreichen Swing State zum Sieger aus.

„Auf Kurs“, sagt Biden

Ohne Floridas 29 Wahlleute hätte der Republikaner kaum Aussichten auf eine zweite Amtszeit gehabt. Nun zeichnet sich ein sehr enges Rennen mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden ab. Entscheidend dürfte fortan der Ausgang in den Staaten Arizona, Pennsylvania, Michigan und Wisconsin sein. US-Medien zufolge gewann Trump den Swing State Iowa, während Biden den Bundesstaat Minnesota für sich entschied, genau wie den sonst fest von den Republikanern gehaltenen Bundesstaat Arizona. Zuvor hatte Trump bereits den Swing State Ohio für sich entschieden.

Joe Biden mit Megafon: Gegen die Trump-Propaganda ankommen, ist schwierig
Joe Biden mit Megafon: Gegen die Trump-Propaganda ankommen, ist schwierig Foto: AFP/Angela Weiss

„Wir fühlen uns gut, sind auf Kurs“, sagt Joe Biden um 6.40 MEZ in Delaware vor Anhängern. Es ist die erste Aussage eines der beiden Kandidaten in dieser Wahlnacht. Bidens Worte sind eine Durchhalteparole an die eigenen Wähler. Einerseits. Andererseits sind sie eine Warnung an Donald Trump. Der US-Präsident hatte den rechtmäßigen Ablauf der Wahl ohne Vorlage von Beweisen in den vergangenen Monaten immer wieder in Frage gestellt. Die Frage, ob sich Trump trotz einer Niederlage im Amt halten könnte, beschäftigte in den letzten Tagen und Wochen Kommentatoren auf der ganzen Welt, viele halten Gewaltausbrüche auf den Straßen der USA für möglich, sollte Trump seine Anhänger weiter aufwiegeln. 

„Big Win“, schreibt Trump

Wenige Sekunden nach Joe Bidens Auftritt an diesem Mittwochmorgen twittert Trump „Sie versuchen, die Wahl zu stehlen. Wir werden das niemals zulassen“, bald gebe er ein Statement ab und schreibt von einem „Big Win“. Im Moment scheint in den USA das einzutreten, was viele befürchtet haben: Ein Wahlresultat, das so knapp ist, dass das endgültige Ergebnis erst in Tagen feststehen dürfte – was damit Trump die Zeit lässt, für Unruhe zu sorgen, indem er sich selber zum Sieger erklärt. Der Informationskrieg hat spätestens mit Bidens Auftritt und Trumps Tweet begonnen.

Die Aufmerksamkeit bei den Auszählungen richtet sich derweil auf den Mittleren Westen und damit auf die Rust-belt-Staaten Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Doch gerade dort hatten Wahlleiter zuvor bereits erklärt, dass es möglicherweise Tage dauern werde, bis alle Stimmen ausgezählt seien. Besonders die Auszählung von per Brief und in Großstädten abgegebenen Stimmen stand zunächst zum Teil noch aus. Auch aus Atlanta in Georgia gab es ähnliche Meldungen zu einer verzögerten Auszählung. Die kommenden Stunden und vielleicht sogar Tage in den USA bleiben spannend. Da der Erdrutschsieg der Demokraten ausblieb, kann Trump wie angekündigt vor allem eines machen – versuchen, seine eigene „Wahrheit“ zu jener aller zu machen. Die Wahl in den USA läuft weiter. Bei den Auszählungen. Aber auch an den Mikrofonen.