Monnerich Bezahlbarer Wohnraum: Nicht bis zu Ende gedacht

Monnerich  / Bezahlbarer Wohnraum: Nicht bis zu Ende gedacht
Die „Al Schoul“ in Bergem: Hier sind 18 Studios zu bezahlbaren Preisen geschaffen worden  Foto: Alain Rischard

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Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist für viele Gemeinden eine echte Aufgabe. Zwar unterstützt der Staat das Anliegen mit Zuschüssen beim Neubau und später bei anfallenden Renovierungskosten, aber das reicht nicht. Mit allem anderen stehen die Gemeinden alleine da, wie das Beispiel Monnerich zeigt.

In puncto bezahlbarer Wohnraum verweist Monnerichs Gemeindeoberhaupt gerne auf das Paradebeispiel. „Wenn es überall so läuft wie dort, wäre das schön“, sagt Bürgermeister Jeannot Fürpass (CSV). Seit 2017 sind in der „Al Schoul“ in Bergem 18 Studios bezugsfertig. Sie sind speziell für junge Erwachsene gedacht, die von zu Hause ausziehen und zum ersten Mal in ihrem Leben auf eigenen Füßen stehen.

Gesetz vernachlässigt sozialen Aspekt

Das Besondere daran: Sie werden von einer „Assistante sociale“ begleitet, die zur Hälfte vom Bildungsministerium und zur Hälfte von der Gemeinde finanziert wird. „Hier wird der Gemeinde richtig unter die Arme gegriffen“, sagt Fürpass und lässt keinen Zweifel daran, dass das in seinen Augen die richtige Vorgehensweise ist.

74 Wohnungen hält die Kommune für Menschen vor, die auf dem normalen Wohnungsmarkt keine Chance haben. Alle wurden zwischen 2014 und 2018 gebaut. Der Staat subventioniert Bauten wie diese mit bis zu 75 Prozent Anteil an den Baukosten. Anschließend übernimmt die Gemeinde die Rolle als Vermieter.

Dabei legt sie Gelder drauf, denn die Immobilienverwaltung gehört nicht zu den Kernaufgaben einer Gemeinde. Steuergelder wohlgemerkt. „Die Mieteinnahmen reichen hinten und vorne nicht, um die Kosten zu decken, die auf die Gemeinde zukommen“, sagt Rathauschef Fürpass. Ihm sitzt natürlich auch im Nacken, dass die Gemeinde durch Corona weniger staatliche Förderungen bekommt.

Für Monnerich beutet das mehr als 14 Millionen Euro weniger bis 2023. Im Rathaus sind angefangen von einer Sekretärin über den „Service financier“ bis hin zum „Service technique“ sechs verschiedene Abteilungen mit der Verwaltung der Wohnungen beschäftigt. Die Kosten trägt die Gemeinde. Das sieht das Gesetz vor. Überhaupt keine Rede ist darin aber von „Assistantes sociales“, dem sozialen Aspekt der Geschichte.

Die Erfahrung zeigt: „Man kann diese Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen“, sagt Bürgermeister Fürpass. „Sie brauchen Ansprechpartner und Begleitung.“ Gleich drei Sozialarbeiterinnen sind viel für die 7.000-Einwohner-Gemeinde. Sie sind vorausschauend eingestellt worden. Denn: „Es sind weitere soziale Wohneinheiten in Planung“, heißt es aus dem Rathaus. Projekte wie in Monnerich auf der „Kummer Héicht“ mit 165 Einfamilienhäusern und in Steinbrücken mit 170 Wohneinheiten stehen in den Startlöchern.

Wie begehrt und vor allem genutzt die existierenden Wohneinheiten sind, zeigen Statistiken der Gemeinde. 164 Wohnungswechsel gab es seit dem Erstbezug 2014, 44 allein 2019. „Die Wurzel allen Übels ist die immer weiter klaffende Schere zwischen Arm und Reich“, sagt Fürpass. „Da müssen wir gegensteuern.“

Bei einem Mieterwechsel taucht der nächste Haken auf. Nur wenn die Wohnung zehn Monate im Jahr des Wechsels vermietet war, wird die Renovierung vor dem nächsten Bezug mit 1.500 Euro vom Innenministerium bezuschusst. 2019 betraf das 72 der 74 Wohnungen.

Ist das nicht der Fall, bleiben diese Kosten an der Gemeinde hängen. „Da wünsche ich mir schon mehr Flexibilität“, sagt Fürpass. Zumal das in der nächsten Zeit so weitergehen wird. Die Warteliste spricht ihre eigene Sprache. Im November 2019 waren 228 Bewerber darauf eingeschrieben.

Der „Crassier“

Seit einem Jahr ist die Vereinbarung zur Sanierung des „Crassier“ zwischen den verschiedenen Beteiligten unterschrieben. Arcelor Mittal ist der Besitzer des Geländes, die Firma Cloos hat es seit 2006 als Bauschuttdeponie genutzt, die Gemeinde Monnerich ist Anrainer, der Staat musste die Sanierung genehmigen und mittragen. Viel passiert ist noch nicht, weil sich zunächst die Arbeitsgruppen finden mussten. Seit November 2020 aber geht es voran – vor allem dabei, die Wasserqualität der „Kiemelbaach“ zu verbessern. Eine Lagune fängt zukünftig alkalische und damit „tote“ Niederschlagswässer auf, bevor sie den Bach erreichen. Kostenpunkt: 650.000 Euro für Studien und Arbeiten. Außerdem sind die Vorbereitungen für die Tiefendrainage nahezu abgeschlossen. Etwa April/Mai sollen die Arbeiten dafür losgehen. Sie ist nicht nur Voraussetzung dafür, das kontaminierte Gelände anschließend zu deckeln. Sie soll Erdrutsche wie 2014 verhindern. Damals war die Straße zwischen Monnerich und Esch verschüttet worden.