Covid-DemoBesuch aus Straßburg: Das sind die Urheber der Unruhen in Luxemburg vom Samstag

Covid-Demo / Besuch aus Straßburg: Das sind die Urheber der Unruhen in Luxemburg vom Samstag
Eigentlich wollten die Teilnehmer vom Bahnhof zum Glacis und zurück. Dennoch bricht der Protestzug am Nachmittag ins Stadtzentrum aus. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Mehrere Hundert Demonstranten haben am Samstagnachmittag in Luxemburg-Stadt gegen die Covid-Politik der Regierung demonstriert. Auch wenn keine schwerwiegenden Zwischenfälle registriert wurden, stand die öffentliche Ordnung mehrmals auf der Kippe. Kritiker machen aus Frankreich angereiste „Krawallmacher“ des „Bloc Lorrain“ für die Unruhen verantwortlich. Dem widersprechen Beteiligte aus Luxemburg.

Gleich vorweg: Ersten Erkenntnissen zufolge kamen bei den Protesten am Samstagnachmittag in der Hauptstadt keine Personen zu Schaden. Niemand wurde verletzt, keine Gegenstände wurden zerstört. Fakt ist aber auch, dass die Demo nicht im Vorfeld angemeldet wurde, sich die Teilnehmer nicht an die ausgewiesene Protestzone gehalten haben und Teile des Protestzuges ins Stadtzentrum ausgebrochen sind, wo vereinzelte Demonstranten mit Böllern, Trillerpfeifen und rauchenden Bengalos die öffentliche Ordnung gefährdeten.

Aufnahmen der Demo zeigen, wie sich vereinzelte Teilnehmer über die Anweisungen der Ordnungskräfte hinwegsetzen, Absperrungen durchbrechen und auf Tuchfühlung mit den Beamten gehen. Im Hintergrund kracht der Schall explodierender Feuerwerkskörper durch die Straßen, während die Anführer der Demo regelmäßig Parolen skandieren wie „Liberté, liberté, liberté!“ und „On veut la bagarre, on veut la bagarre!“.

Insbesondere dieser Spruch wirft kein gutes Licht auf die Beweggründe der in Schwarz gekleideten Personen, die den Protestzug am Samstag angeführt haben. Deutlich tragen sie Anarchie-Zeichen und Abzeichen französischer Gruppierungen zur Schau, darunter die des „Bloc Lorrain“. Und auch später machen Beteiligte in den sozialen Netzwerken keinen Hehl daraus, dass zumindest vereinzelte Teilnehmer auf Konfrontation mit den Ordnungskräften aus waren.

„Une super manif“

Am deutlichsten tun sich ein halbes Dutzend junger Männer aus Straßburg hervor. Stolz präsentieren sie nach der Demo in den sozialen Netzwerken Aufnahmen der Proteste, begleitet von höhnischen Kommentaren und dem Applaus ihrer Mitstreiter. „En route pour la guerre“, signiert ein Nutzer beispielsweise ein Foto, das ihn im Zug mit Gleichgesinnten auf dem Weg nach Luxemburg zeigt. „Zehn Polizei-Absperrungen haben unserem Druck nachgeben müssen“, freut er sich später und veröffentlicht ein Bild, das ihn mit drei vermummten Kollegen auf der Zufahrt zur Escher Autobahn in Merl zeigt. „Luxemburg, du hast uns gut gefallen. Wir kommen am 15. (Januar) wieder“, betont der Demonstrant in dem Beitrag.

Ein weiterer Nutzer teilt Aufnahmen von Auseinandersetzungen mit Luxemburger Polizisten, begleitet von Kommentaren wie „Voilà pourquoi j’ai la jambe gauche K.O“ und „Je le voulais mon un contre un“. In Luxemburg begnüge man sich nicht mit Liedern und Spaziergängen, freut sich der junge Mann. Der Unterschied zu den Protesten in Straßburg sei, dass sich die Masse im Großherzogtum an den Unruhen beteilige: „C’était que de la manif sauvage“, so sein Fazit, bevor ein weiterer Beteiligter wortwörtlich beipflichtet: „On entend liberte mais eux peuvent se permettent de le chanter car il la prennent ils suivent pas les flics ou les parcours imposé.“

Es sind Kommentare wie diese, die zeigen, dass zumindest die aus Straßburg angereisten Anführer des Protestzuges auf Konfrontation gebürstet waren. Ihr Fazit fällt am Sonntag entsprechend euphorisch aus: Es sei eine „super Manif“ gewesen. Zu tausend sei man fünf Stunden lang durch die ganze Stadt gelaufen. „Man hat uns gebeten, uns an den Kopf des Protestzuges zu setzen und wir haben abgeliefert!“, erklärt der Verfasser des Beitrags. Den Urheber dieser Bitte nennt der Straßburger aber nicht.

„L’ordre dans le pouvoir“

Neben den Besuchern aus Straßburg hat sich auch der französische „Bloc Lorrain“ nach den Protesten zu Wort gemeldet: Man habe sich ein intensives Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungskräften in Luxemburg geliefert, heißt es in einem Beitrag am Sonntag auf Facebook. Es sei unerlässlich gewesen, auch im neoliberalen Großherzogtum zu protestieren, wo die Grundrechte regelmäßig mit Füßen getreten würden, so der Vorwurf.

Beim „Bloc Lorrain“ handelt es sich nach eigenen Aussagen um eine libertäre Vereinigung, die mit dem Ziel gegründet wurde, gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen – „ob sozialer oder ökologischer Art“, wie es in der Beschreibung heißt. Neben einer militanten Seite gibt sich der Block auch eine gesellschaftliche Mission, die Teilnehmer mit Nahrungsspenden, Abfall-Sammlungen und Stipendien für bedürftige Studenten erfüllen.

Die Vereinigung ist offiziell eingetragen, gibt sich aber eine anarchistische Note nach dem Motto: „L’anarchisme c’est l’ordre dans le pouvoir.“ Man wolle die starke libertäre Tendenz auch nicht verstecken. Allerdings wolle man keine bestimmte Richtung vorgeben. „Aus uns macht das Menschen mit freien Gedanken“, heißt es in einer Erklärung im Netz.

Der lothringische Block sei im Fahrwasser der Bewegung der „Gilets jaunes“ gegründet worden, verrät indessen ein Insider dem Tageblatt. Die Vereinigung wende „Black Bloc Tactics“ bei Protesten an – eine Demonstrationstaktik von Gruppierungen, die nach außen aufgrund ihrer meist schwarzen Kleidung und Vermummung homogen wirken möchten. Dadurch sollen etwa die Identifizierung und Zuordnung zu möglichen Straftaten erschwert werden. „Beim ‚Bloc Lorrain‘ handelt es sich in der Hauptsache aber um ehemalige ‚Gilets jaunes‘, die sich nicht unbedingt am rechten oder am linken politischen Spektrum ansiedeln“, so der Insider mit Kontakten zum Milieu. Zuletzt hätten sich jedoch mehr Anarchisten und einige Rechtsextremisten angeschlossen.

„Motivierte junge Männer“

Dass Anhänger des „Bloc Lorrain“ an den Protesten in Luxemburg teilgenommen haben, streitet Ben Schronen nicht ab. Dies seien aber nicht die Personen gewesen, die zeitweise für Unruhe gesorgt hätten, betont der junge Mann im Gespräch mit dem Tageblatt. Er selbst sei bei den Protesten auch dabei gewesen. Tatsächlich sieht man den Fußball-Fan in Video-Aufnahmen vom Samstag regelmäßig am Kopf des Protestzuges beschwichtigend auf Demonstranten und Polizisten einwirken.

Er sei zwar eine Art Ansprechpartner für die Ordnungskräfte vor Ort gewesen, aber kein Sprachrohr oder Organisator. Auch das Wort „Bewegung“ nimmt Schronen nicht gerne in den Mund: „Die Menschen, die an den Protesten teilnehmen, kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Es sind normale Bürger, die sich Sorgen um ihre Zukunft machen. Deshalb brauchen wir keine Anführer. Die Leute wissen: Jeden Samstag um 14 Uhr läuft etwas. Und sie kommen“, so der junge Mann.

Ausschreitungen seien nicht geplant gewesen. Im Gegenteil: „Wir haben den Besuchern aus Frankreich noch vor Beginn des Protestzuges am Bahnhof klargemacht, dass wir keine Unruhen oder andere Verstöße dulden“, betont Schronen. Mit der Polizei habe eine inoffizielle Absprache bestanden: „Vom Bahnhof zum Glacis und zurück.“ So zeigt der junge Mann durchaus Verständnis für die Sorgen der Geschäftsleute, Passanten und Einwohner. Dass der Protestzug in Höhe des Royal Hamilius dennoch ins Stadtzentrum ausgebrochen sei, liege hauptsächlich an „motivierten jungen Männern“, die von „egoistischen Individuen“ innerhalb des Protestzuges angestachelt worden seien.

Mit „motivierten jungen Männern“ sind jene Besucher aus Straßburg gemeint, die sich konsequent über die Anweisungen der Polizei hinweggesetzt haben und mit vereinzelten Teilnehmern aus Luxemburg für die Unruhen im Stadtzentrum gesorgt haben. Nicht verantwortlich aber sei der „Bloc Lorrain“: „Das sind in der Hauptsache junge Menschen aus dem Grenzgebiet, deren Eltern in Luxemburg arbeiten. Jeden Tag bekommen sie mit, wie Mutter und Vater unter dem Druck und den Existenzängsten leiden, die die aktuelle Situation hervorruft“, erklärt Ben Schronen.

Er mache sich persönlich auch Sorgen um die eigene Zukunft und die seines Nachwuchses. Er habe nichts zu verstecken und wolle sich in Kürze eingehender zu seinen Motiven und Beweggründen äußern: „Jeder, der fragt, erhält eine Antwort. Auch Journalisten“, so Schronen. Gleichzeitig unterstreicht der junge Vater mehrmals, dass man sich nicht mit der Polizei anlegen wolle und die Beamten zutiefst respektiere. Er selbst habe immer wieder mit Mitstreitern versucht, den Protestzug zum Glacis zu lenken. Man sei dabei auch an Absperrungen an Stellen gescheitert, wo die Polizisten nichts von Absprachen mit anderen Beamten gewusst hätten.

Er habe immer wieder mit Mitstreitern versucht, den Protestzug wieder zum Glacis zu lenken, beteuert Ben Schronen. Leider seien nicht alle Beamten in die Absprachen eingeweiht gewesen, so seine Feststellung.
Er habe immer wieder mit Mitstreitern versucht, den Protestzug wieder zum Glacis zu lenken, beteuert Ben Schronen. Leider seien nicht alle Beamten in die Absprachen eingeweiht gewesen, so seine Feststellung. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Krawall-Touristen: Diese französischen Anarchisten mischen in Luxemburg mit

de Fitch
15. Januar 2022 - 6.50

De Kox huet et einfach net am Grëff. Il n'a pas de "Couilles au Cul" géifen t'Franzouse soen. An dee Sproch stëmmt och....net nëmmen beim Kox mee och eis jëtzeg Regierung.

Marc Guillaume
11. Januar 2022 - 21.23

Die Demo eine Woche war eine Niederlage, darum wurden dann casseurs bestellt, die werden wir so schnell nicht los, die haben Gefallen hier gefunden. Die nächsten die kommen werden werden sich "amüsieren" wollen. Und keiner wird hier schuldig sein, der Organisator hat schon den Weg gezeigt

Romain
11. Januar 2022 - 18.02

Alles die Schuld der Eisenbahn. Für ein Butterbrot in 2 Stunden nach Luxemburg, wo Bus und Züge gratis sind.

decke lärry
11. Januar 2022 - 17.10

Kee Wonner dass de Ben elo een ob Gudde mëcht a behaapt et wieren alles normal Bierger déi sech Suerge maan. Ma déi normal sëtze wuël éischter a séngem "Beim Bertchen" wou hië se ka bekachen a Geld mat Hinne verdéngen.

Linda
11. Januar 2022 - 11.02

Franzousen an déi daitsch Noperen sollen an hirem Land demonstréieren! Do sin se net esou blöd wéi se et zu Letzebuerg weisen! Well do gin et da opt Noss. Police ass bei hinen net esou frendlech ! Et kommen emer manner Leit and Staadt . Ech wunnen am Garer Quartier. Gin selwer och net méi vill raus. Hun guer keng Los ht méi bei ons vir und Dir ze goen. Et ass net vill vaännert gin. Et geet flaissech weider. Dealer, Prostitutioun,Drogenkonsumenten,Iwerfäll….! Waat ass aus onsem schéinen rouejem Ländchen gin?? Mir kenen net méi bleiwen waat mir sin!!

Jacques Zeyen
11. Januar 2022 - 9.51

" Es sind normale Bürger, die sich Sorgen um ihre Zukunft machen." Normale Bürger,lieber Ben,maskieren sich das Gesicht nicht und sind nicht " prêt pour la guerre". Die "normalen" Bürger machen sich anscheinend KEINE Sorgen um die Zukunft sonst würden sie die absolute Mehrheit der Luxemburger respektieren und sich impfen lassen. Polio und Pocken waren Pflichtimpfungen und da hat niemand sich Sorgen um die Zukunft gemacht.Im Gegenteil. Ausserdem brauchen diese Krawallmacher einen Anlass.Das muss nicht unbedingt Corona sein.

Thom
11. Januar 2022 - 9.00

Soss si mir sll Samschden zu Fouss an d‘Stad gaang, eppes iessen, trëppelen an Akafen. Dat hu mer elo zanter Méint net méi gemat, wéinst den Demonstratiounen vun den Ongeimpften. Elo huele mer emmer den Zuch a fueren op Esch oder Miersch. Ech hätt et virdrun nii geduecht, mais zu Esch ass et vill méi flott wéi an der Stad. Duer gi mer mengen ech nii méi, jiddefalls net esou laang wéi d‘Polizéi déi Ongeimpften och nach ennerstetzt a di escortéiert amplsz hinnen den Dichs ze riichten.

Christian
11. Januar 2022 - 8.51

"Mit der Polizei habe eine inoffizielle Absprache bestanden: „Vom Bahnhof zum Glacis und zurück.“" Wuel de Gronn firwat d'Police dem Här Schronen seng Personalien dann emol zu Hollerech festgehal huet. Läit jo um Wee tëschent Goar a Glacis.