EditorialAus der Traum vom Eigenheim: Wenn eine Wohnung durchschnittlich 1,1 Millionen Euro kostet

Editorial / Aus der Traum vom Eigenheim: Wenn eine Wohnung durchschnittlich 1,1 Millionen Euro kostet
Für viele Menschen in Luxemburg kommt der Kauf einer Wohnung finanziell nicht infrage Foto: Pixabay.com

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Der Traum vom Eigenheim rückt immer weiter in die Ferne. Ganz egal, in welcher Parteifarbe man sich kleidet, etwas liegt auf der Hand: Das größte Versagen der momentanen Regierung sind die ansteigenden Immobilienpreise in Luxemburg. Die bisherigen Maßnahmen waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein – die Wohnungspolitik der Regierung hat nichts gebracht. Natürlich haben andere Krisen in den vergangenen zwei Jahren viele Pläne verlangsamt, aber die Wohnungskrise hat sich nicht erst 2020 angekündigt.

Um das Ausmaß des Problems zu verstehen, muss man sich zuerst ganz kurz ein paar Zahlen anschauen. Erstens: Der Durchschnittspreis einer Appartment-Wohnung lag laut Statec Anfang 2022 bei 688.428 Euro. Zweitens: Die Preissteigerungsrate im Jahr 2021 betrug 13,9 Prozent, im Vorjahr 14,5 Prozent und 2019 waren es 10,1 Prozent.

Daraus kann man dann schnell eine erschreckende Rechnung aufstellen: Sollten die Wohnungspreise weiterhin jährlich um 10 Prozent steigen, kann man folgende Entwicklung feststellen: 757.270 Euro im Jahr 2023, 832.997 Euro im Jahr 2024, 916.296 Euro im Jahr 2025, 1.007.925 Euro im Jahr 2026 und 1.108.717 Euro im Jahr 2027. Der Durchschnittspreis einer Appartment-Wohnung könnte in fünf Jahren – sollte sich die Situation nicht verbessern oder verschlechtern – also bei 1,1 Millionen Euro liegen. Ein unerreichbares Ziel für die allermeisten Bewohner Luxemburgs. Das ist zwar nur eine vereinfachte Rechnung, verbildlicht allerdings, wie gravierend das Problem ist.

Hinzu kommen zwei weitere Probleme: Durch die Inflation ist am Ende des Monats weniger Geld zum Sparen übrig – und die Luxemburger Banken haben die Zinsen für einen Immobilienkredit mittlerweile erhöht. Heißt: Es ist noch schwieriger, überhaupt Geld geliehen zu bekommen. Jede Person, die bis jetzt nicht im Besitz einer Immobilie ist, hat jedenfalls schlechte Aussichten.

Zweitens: Unabhängig von den finanziellen Problemen, die aus der Wohnungskrise heraus entstehen, sorgen die Preise auch für Aussichtslosigkeit bei jüngeren Menschen. Wenn nur die obersten Topverdiener sich ein Haus leisten können, scheint der Zukunftsausblick etwas trüb. Finanzielle Risiken auf sich zu nehmen, wird dadurch uninteressanter. Warum Selbstunternehmer werden, wenn ein Job beim Staat besser bezahlt und vor allem bei den Banken gern gesehen ist? Den Bänkern läuft bei der Begrüßung eines Staatsbeamten förmlich das Wasser im Mund zusammen. Das Grundbedürfnis nach Wohnraum sollte aber unabhängig von Karrierewahl und Einkommenssituation befriedigt werden können.

In dieser Legislaturperiode wird die Regierung keine Wundermittel gegen die steigenden Immobilienpreise mehr hervorzaubern. Das Thema des bezahlbaren Wohnraums ist laut Politmonitor das Sorgenkind Nummer eins der Luxemburger Bevölkerung und wird somit die Wahlprogramme entscheidend formen. Das Großherzogtum benötigt drastische Maßnahmen, um der Preisentwicklung entgegenzuwirken – wie diese aussehen werden, wird höchstwahrscheinlich eines der Hauptunterscheidungsmerkmale der Parteien sein. Bleibt abzuwarten, ob wir nach der nächsten Legislaturperiode tatsächlich über 1,1 Millionen Euro für eine Wohnung hinblättern müssen, oder ob die neue Regierung gegen das Problem vorgehen kann.

Klaus
4. Juli 2022 - 8.39

Den Wunnéngsbau ass an bleiwt een Problem zou Luxusbuerg,
keng Politik mécht ëppes dergéint,sin all selwer doranner
involvéiert,schons laang ass deen klénge schaffende Bierger
deenen dooten schnuppi,just virun den Wahlen dann kommen
si ërem alleguer mat Verspriechen an Ligen,ësou een politische
Armut ass nach nie ginn,nëmmen nach Privilegien an Show.

Grober J-P.
3. Juli 2022 - 9.35

@Jill / Die leiblichen Erben kriegen nix, wird alles dem Bistum vermacht, die müssen dann zahlen! :-)

Jules
2. Juli 2022 - 10.56

DP wor freiher eng Partei vum
Mettelstand mat kompetent
Politiker, haut ass ett eng
Spillschoul, huet den Mettelstand komplett futti gemaach, Reich an Neireich ass
daat waat dei blo iwerhieflech
Parvenüen do ennerstetzen,
esou eppes brauchen mir nett.

Jill
2. Juli 2022 - 1.13

@Grober JP - Wenn Sie noch selber gebaut haben, wünsch ich Ihnen dass Sie sämtliche Rechnungen vom Baumaterial etc. aufgeboben haben, weil ansonsten Ihre Erben bei der Plusvalue Steuer bluten werden, falls sie das Haus einmal verkaufen werden.

Grober J-P.
1. Juli 2022 - 21.13

Frage in die Runde (immer wieder), darf man heute noch selber bauen?
Ich durfte noch, war das damals schöööööööön, Schubkarren fahren, Betonmischen, Schlitze hauen, Zementsäcke durften noch 50 kg wiegen, und der Nachbar war sogar hilfsbereit, wenn der Mischer streikte.
Es hat nur etwas länger gedauert, mit dem Umzug.

Grober J-P.
1. Juli 2022 - 21.06

@ nadine / Habe mein ganzes Leben in der Privatindustrie gearbeitet, kenne die Gehälter dort, ob bei den Amis, ob bei den "Indern", ob bei den Deutschen usw, effektiv nicht berauschend.
Man kann auf der Seite der Statec erfahren welche Berufsgruppen wieviel verdienen.
Habe 2 mit Master gerade ins Berufsleben gestartet, einer davon in öffentlichen Dienst, der andere in der Privatwirtschaft, beide weit unter den 50 k!
Von Abitur redet schon keiner mehr, leider.
Dann kenne ich noch, sage mal, halbe Master, im gleichen Alter im Lehrwesen, mit etwas über 70 k!
Sehen Sie sich mal die Durchschnittsgehälter im Bankwesen an, alles frei zugänglich bei Statec, man muss nur ein bisschen wühlen.

Arm
1. Juli 2022 - 18.23

Diese Gambia ist nur führ Reiche gedach unser alter Finanzminister Gameria hat ja eimal gesagt die Leute die sich hier nix kaufen können sollen ins Auland auswandern und dan nach Luxembourg zur Arbeit pendeln

nadine
1. Juli 2022 - 14.29

@ Gruber J-P.
Welche andere Berufsgruppe zahlt denn für junge Abiturenten ein Jahresgehalt von mindestens 50 k ? Dieses Gehalt bekommt ein Akademiker mit Master im Privatsektor, wenn überhaupt!

JJ
1. Juli 2022 - 13.45

Gründen wir doch alle eine Immobilière. Da kann jeder sich dumm verdienen der ein Foto machen kann und den Gang zum Notar nicht scheut.Ein paar Rundführungen mit potentiellen Kunden und hopp. 3 bis 6 % von einer Million und ..der Nächste bitte.
Aber vielleicht würden die Preise dadurch auch fallen wenn jeder ein Immohai wäre.
Aber klar.Wer das Glück hatte vor 45 Jahren sein Häusle selbst bauen zu können ( 2000 000 Franken clés en mains ) der kann es heute für 25 000 000(Franken) verkaufen. Das ist eine Marge die zahlt keine Bank an Sparzins.Selbst bei sagenhaften 3%.
Wenn man heuer zur Bank kommt und möchte diese Summe deponieren wird man schief angekuckt. Negativzinsen heißt es heute. Als ich zur Primärschule kam bekam man von der "Spuerkeess" jene lustigen Sparbüchsen aus Porzellan.Die kann man heute bei Lichters " Bares für Rares " anbieten.

Jill
1. Juli 2022 - 13.07

@Filet de Boeuf - genauso ist es.
Solange die Märkte volatile sind und sogar ein Crash droht, wird weiter in Immobilien investiert. Das erklärt vielleicht auch, wieso die meisten Immobilien innerhalb weniger Wochen verkauft sind. Auch die europäische Politik hat ihre Schuld dazu beigetragen, indem sie der EZB jahrelang tatenlos zugeschaut hat, als diese ihr Mandat immer und immer wieder überschritten hat.

Grober J-P.
1. Juli 2022 - 10.15

"Den Bänkern läuft bei der Begrüßung eines Staatsbeamten förmlich das Wasser im Mund zusammen."
Quatsch, bitte informieren Sie sich was z.B. ein Redakteur (fonctionnaire und nicht employé de l'état) an Brutto Monatsgehalt hat und dann vergleichen Sie mit anderen Berufsgruppen!
Warum kostet ein Betonblock doppelt oder 1 Quadratmeter Bauland hier 6x soviel wie im nahen Ausland?
Man darf ruhig den Unternehmer in Virton z.B. oder HINTER Saarburg fragen was ein Eigenheim "clé en mains" oder als "gros-oeuvre" kostet.
Wie sagte mir ein sehr naher "Ausländer", warum macht ihr Latzebuerger uns die Immobilienpreise kaputt, dir sidd jo verréckt, 220 €/ m2 fir eng sauer Wiss? Als ich ihm dann einige Baulandpreise im geographischem Zentrum gezeigt habe, wurde er stumm, hat sein Orval ausgetrunken und salü.
Grüsse an Cedric und Co.

Filet de Boeuf
1. Juli 2022 - 10.07

Da fallen mir viele Sachen ein. Erstens, Spekulation. Wenn der Börsenmarkt nicht funktioniert, stecken die Reichen ihr Geld in Immobilien. Zweitens, Inkompetenz. Dass diese Entwicklung wieder von den Politikern nicht vorhersehbar war, zeugt wieder von Inkompetenz, aber vielleicht liegt's ja daran dass die Politiker selbst daran verdienen, so wird's jedenfalls überall erzählt. Drittens, Lösung. Solange es Leute gibt, die überflüssiges Geld haben, muss die Politik Anlagemöglichkeiten schaffen, die sich nicht negativ auf andere Menschen auswirken. Viertens: Nachhaltigkeit. Wir bauen Häuser und Etagenwohnungen die trotz der Preise qualitativ unterste Schublade sind. Da brauchen sie nur die Nachkriegsgeneration zu fragen, wenn die sehen wie heutzutage gearbeitet wird. Isolierung der Bodenheizung, Wasserdruck, Grösse des Heizkessels, talentlose Gipser, elektrische Kabel ohne Leitungskanal, fragen sie mal diejenigen die noch selbst gebaut haben und schauen sie dann den heutzutage "hochgelobten" Handwerkern über die Schulter.

Johnny
1. Juli 2022 - 9.34

Wann emmer deiselwecht Parteien an diversen Konstellatiounen et iwwer Joren net hinkritt hun,
firwat da net mol bei de nexten Wahlen eng Wielen wou nach net drun war vir ze probeieren et anescht ze machen?

DP an dei Greng geheieren definitif fort!

charles.hild
1. Juli 2022 - 8.05

Eng Regierung wou DP derbäi as kann a wäert de Problem net léisen! Kuckt emol wéi si schaffen: Déi kleng Leit kréie keen Index, awer de Loyer gëtt subventionnéiert, fir dass déi déck Propriétairen hire fetten Index behalen. Richteg wier et, de Loyer an ze fréieren, anstatt ze subventionnéieren. Awer ons roud Oligarchen zesumme mat der CSV sti voll hannert den DP Subventiounen. A si mengen, si géiffen de klenge Leit domat hëllefen.