Esch2022 / „Are you ready to remix?“ – Die Europäische Kulturhauptstadt präsentiert ihr Programm
In etwa einem Jahr fällt der Startschuss für die Kulturhauptstadt „Esch2022“. Unter dem Motto „Remix Culture“ wird Esch/Alzette zusammen mit den zehn Luxemburger Gemeinden des Verbandes Pro-Sud und den acht französischen Gemeinden der Communauté de communes Pays Haut Val d’Alzette (CCPHVA) das Projekt mit einer großen Feier am 26. Februar 2022 offiziell eröffnen. Das Programm beginnt allerdings bereits ein paar Tage vorher – am 22. Februar 2022. Im Rahmen eines digitalen Pressetags am vergangenen Freitag gab das Team von „Esch2022“ zusammen mit seinen Projektpartnern und Unterstützern Einblick in das vielfältige Programm.
Berichtet der Radiosender 100,7 knapp eine Stunde vor Beginn der digitalen Pressekonferenz, dass erst 20 von 132 Projektverträgen für Esch2022 unterschrieben worden sind, werden auf dem „Digital Press Day Esch2022“ einige dieser Projekte für das kommende Kulturjahr vorgestellt. Während eines vierstündigen Livestreams, wobei der erste Teil aus dem „Centre Wax“ aus Petingen und der zweite aus dem „Musée achéologique d’Audun-le-Tiche“ ausgestrahlt wurde, konnte man sich anhand von Live-Panel-Diskussionen (moderiert von Christiane Kremer und Nathalie Bender) und eingespielten Videos einen Überblick über die verschiedenen Themenblöcke und Konzepte verschaffen, die alle den Grundgedanken „Remix Yourself“, „Remix Nature“, „Remix Art“ und „Remix Europe“ untergeordnet sind.
Kulturministerin Sam Tanson („déi gréng“) sieht in „Esch2022“ eine Chance, die betroffenen Regionen kulturell und nachhaltig zu prägen. Eine Möglichkeit, die die Kulturhauptstadt laut Esch2022-Generaldirektorin Nancy Braun auch nutzen will. Das grenzübergreifende Großprojekt soll dabei nicht nur die Zukunft des luxemburgisch-französischen Raums, der unter anderem durch die gemeinsame industrielle Vergangenheit beider Länder miteinander verbunden ist, dauerhaft beeinflussen, sondern dem kulturellen und industriellen Programm der Minett-Region auch ein komplett neues Gesicht verleihen.
Dabei ist unter dem Begriff „Kultur“, wie Françoise Poos, die Direktorin des Kulturprogramms von Esch2022, erklärt, hier nicht nur die Kunst als solche zu verstehen, sondern auch die Lebenskultur eines Menschenkollektivs einer bestimmten Region. Esch2022 erzählt somit auch „die Geschichte einer Industrie- bis hin zu einer Wissensgesellschaft“.
Grenzübergreifend und zukunftsgerichtet
Unter dem thematischen Leitmotiv „Future Memories“ wird dieser geschichtliche Aspekt anhand einer Reihe an Projekten, die eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft schaffen, hervorgehoben. Dazu gehören Workshops und andere Veranstaltungen, die von Initiativen wie „Terre Ferme“, „Rëm.xx“ und „Musée vun der Aarbecht“ (MUAR) organisiert werden. So können Besucher und Besucherinnen zum Beispiel den „Lommelshaff“ in Differdingen neu entdecken oder in Kayl in die von der Stahlindustrie geprägte Vergangenheit der Region eintauchen.
Mit „Future Europeans“ erhofft man sich von Esch2022 weitere grenzüberschreitende und internationale Projekte, wie „La Grande Marche“ (Atelier Limo) oder „Ekinox“ (NEST – CDN transfrontalier de Thionville-Grande-Est), welche die Grenzregion noch näher zusammenschweißen sollen.
Während der Themenblock „Sustainable Futures“ sich mit Projekten wie „H2Only“ (Naturpark Öewersauer) und „Pimp my Access(ibility)“ (Disability Participation Committee of Differdange) um die nachhaltige Entwicklung der Region und der allgemeinen Umwelt bemüht, ruft man unter dem Konzept „Voices for the Future“ Veranstaltungen wie „Le Tour du cool“ ins Leben. Hier organisiert die Kulturfabrik zusammen mit den Rotondes, den Atelier und de Gudde Wëllen ein zehntägiges Indoor-Musikfestival, bei dem Konzerte auch in eher ungewöhnlichen Locations stattfinden werden.
Urbanität trifft auf Natur- und Umweltbewusstsein
Das urbane Stadtviertel Belval, das die Rockhal und die Universität Luxemburg mit einschließt, soll ebenfalls in den Fokus der Kulturhauptstadt 2022 gerückt werden. Die Massenoire und die Möllerei, zwei historisch erhaltene Gebäude, in denen sowohl Ausstellungen als auch Veranstaltungen stattfinden sollen, vervollständigen ein Programm, das Vergangenheit und Zukunft miteinander verbinden will.
Die hier erwähnten Projekte, die sich durchaus als innovativ und progressiv beschreiben lassen, bilden dabei nur einen Bruchteil des Vorhabens des Projektteams von Esch2022, das mit Kulturinstitutionen wie dem Escher Theater, dem Bâtiment IV und der Konschthal nicht nur kulturelle Highlights setzen möchte. Vielmehr will man durch die Kulturhauptstadt die Gegend auch touristisch attraktiver gestalten. So sollen die ca. 150 km lange „Minett Cycle Tour“ und der „Minett-Trail“, bei dem man auf 90 km in kleinen Lodges übernachten kann, den Menschen die Natur der Region näherbringen. Mit einer Virtual-Reality-Bustour durch das Belval-Viertel, die derzeit noch in den Entwicklungsarbeiten steckt, erhält das touristische Angebot eine futuristische Note.
Während sich Tourismusminister Lex Delles (DP), Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) und Verkehrsminister François Bausch („déi gréng“) zu den Projekten rund um Tourismus, Mobilität und nachhaltige Entwicklung äußerten, kamen ebenfalls Historiker und weitere Stimmen aus der Politik, darunter der Escher Bürgermeister und Präsident von Esch2022 Georges Mischo, zu Wort. Sie schilderten ihre Erwartungen und Zukunftsvisionen in Bezug auf die Kulturhauptstadt.
Modernität, Urbanität, Interkulturalität und Nachhaltigkeit – das sind Konzepte, die sich Esch2022 auf die Fahne geschrieben hat. In Anbetracht der Tatsache, dass jedoch noch längst nicht alle Projektpartner offiziell mit an Bord gestiegen sind und die Kulturhauptstadt mit einigen coronabedingten Maßnahmen zu kämpfen haben wird, wird sich wohl noch zeigen, wie umsetzbar alle geplanten Aktivitäten sind. Und wenn man sich dann als Besucher oder Besucherin doch nicht wie geplant auf einem der Konzerte unter eine verschwitzte Menschenmasse mischen kann, hat man zumindest die Möglichkeit, sich mit einer Esch2022-Edition Poll-Fabaire zu trösten.
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