Esch-BelvalAnwohner vs. ArcelorMittal: Verhaltener Optimismus nach Treffen

Esch-Belval / Anwohner vs. ArcelorMittal: Verhaltener Optimismus nach Treffen
Vor einer Woche noch schneebedeckt: das Belvaler Stahlwerk, im Hintergrund das Escher Zentrum Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

So ganz traut man dem Braten noch nicht, doch gingen die Vertreter des Escher Interessenvereins Bruch zumindest mit keinem schlechten Gefühl aus der Versammlung mit den Verantwortlichen des ArcelorMittal-Stahlwerks Belval. An der nahmen auch die Escher Gemeindeverantwortlichen teil. Sie alle begrüßen, dass der Dialog wieder aufgenommen ist.  

Nächtliche Lärmbelästigung, Lichtverschmutzung und Schlackenstaub: Im Oktober berichtete das Tageblatt erstmals über die zunehmende Kritik der Anwohner des ArcelorMittal-Stahlwerks in Belval. Der Interessenverein Bruch hatte sich mobilisiert und empfing zwei Monate später die Bürger zu einer Informationsversammlung, bei der allerdings die Vertreter des Stahlkonzerns genauso wie die der Umweltverwaltung fehlten. Ende vergangener Woche kamen die Parteien nun zusammen, im Schlepptau hatte man die Verantwortlichen der Gemeinde, angeführt von Bürgermeister Christian Weis (CSV) und den Schöffen Meris Sehovic („déi gréng“) und André Zwally (CSV). 

Francis Hengen
Francis Hengen Foto: Editpress/Julien Garroy

„Die Atmosphäre war gut und die Verantwortlichen von ArcelorMittal waren gewillt, Antworten zu geben. Jedenfalls haben wir uns ernst genommen gefühlt“, so Francis Hengen vom Interessenverein Bruch, „allerdings hat es auch in der Vergangenheit viele solcher Versammlungen gegeben“. Die Erfahrung macht ihn skeptisch. Bei der Bürgerversammlung hatte er einen Tageblatt-Artikel vom 15. Januar 1998 auf die Leinwand projiziert. Titel: „Arbed-Belval verspricht schnelle Maßnahmen“. Geschehen sei daraufhin aber nichts, so Hengen: „Es geht jetzt darum, dass schnell etwas gegen die Probleme gemacht wird.“ Immerhin habe man beschlossen, im Sommer wieder zusammenzukommen, „da muss ArcelorMittal dann zeigen, was sie unternommen haben“. Hengen sieht den Konzern in der Pflicht, schließlich verstoße er zum Beispiel beim Lärm gegen die in der Betriebsgenehmigung festgelegten Normen. 

Neue Lärm-Messreihe

Das ergaben jedenfalls seine Messungen. Demnächst werden homologierte Dezibel-Werte von Luxcontrol vorliegen, die ab dem 8. Januar durchgeführt wurden. „Dann werden wir Fakten haben“, sagt Francis Hengen, „wichtig ist für uns, dass die Lärmspitzen in Betracht gezogen werden“. Hoffnung setzt Hengen in die Umweltverwaltung, die bei der Versammlung durch Direktor Luc Zwank und den stellvertretenden Direktor David Glod hochrangig vertreten war. 

Konkret geht es in Sachen Lärm v.a. um den Schrottplatz. Dass die Geräuschkulisse von hier je nach Windrichtung halb Esch beschallt, hat mit zwei großen defekten Toren zu tun. Die Verantwortlichen von ArcelorMittal hätten vier Kostenvoranschläge in Auftrag gegeben, allerdings nur einen erhalten, hieß es. „Das Problem ist, dass die Tore schon lange kaputt sind, geschlossene Tore aber Voraussetzung für die Betriebsgenehmigung sind. Wir fordern deshalb ihren sofortigen Austausch und eine Überdachung des Schrottplatzes“, so Hengen. In Sachen Sirenenlärm berichteten die Verantwortlichen von ArcelorMittal, immerhin Luxemburg-Chef Henri Reding und CEO Pierre Jacobs, von Tests mit Blitzlichtern, die das laute akustische Signal ersetzen könnten. Und auch die Ursache der Lichtverschmutzung soll gefunden worden sein.

Meris Sehovic
Meris Sehovic Foto: Editpress/Alain Rischard

Bleibt die Feinstaubbelastung. Was den weißen Schlackenstaub angeht, der regelmäßig in der Gegend um die Tramway-Straße niedergeht, fordert der Interessenverein eine Abdeckung des Schlackengrabens und die Übernahme der Reinigungskosten. Im Gegensatz zum weißen ist der schwarze Feinstaub eine Gesundheitsgefahr für die Menschen. Zwar haben sich die Dioxin- und Blei-Werte im Laufe der Zeit wesentlich verbessert, der Staub enthalte aber weiterhin Zink und Chrom. In der Haupthalle des Werks gäbe es zahlreiche Löcher im Dach, sodass der Staub austreten kann. Eine Lösung des Problems stellte ArcelorMittal zwar in Aussicht, allerdings erst für 2027.

„Was mich optimistisch stimmt, ist, dass es nach einer zu langen Zeit ohne Dialog jetzt weitergeht. Auf die Beschwerden hat ArcelorMittal konkrete Vorschläge aufgezeigt und ein indikatives Timing für deren Umsetzung vorgelegt“, bilanziert derweil Schöffe Meris Sehovic. Für ihn sei wichtig, dass der Dialog nun aufrechterhalten werde. In der Kommodo-Prozedur für den neuen Elektroofen (ArcelorMittal investiert 67 Millionen Euro in einen neuen Elektrolichtbogenofen, wovon der Staat 15 Mio. bezuschusst) werde die Stadt ihr Gutachten beim Staat einreichen. Es soll sich nicht nur auf den Ofen, sondern auf die gesamte Produktion beziehen, so Sehovic. Und die müsse in Richtung Dekarbonisierung gehen. „Jeder muss jetzt seine Hausaufgaben machen“, sagte Sehovic abschließend. Für die Stadt heißt das zunächst, das Versprechen aus der Bürgerversammlung einzulösen und die Resultate der von der Gemeinde durchgeführten Analysen der Schadstoffbelastung den Menschen zugänglich zu machen.

Bis zu 80% weniger Staub-Emissionen in Differdingen

Die Staubemissionen sind neben der Lärmbelästigung und der Lichtverschmutzung eine der Hauptbeschwerden des Escher Interessenvereins Bruch. Wie ArcelorMittal am Montagabend in einer Pressemitteilung schrieb, werde man in Differdingen durch das Installieren einer Filteranlage aus dem vor zwölf Jahren stillgelegten Werk in Florange (F) die Staubemissionen um bis zu 80% reduzieren. Dafür investiert der Konzern 17,6 Millionen Euro, von denen die Regierung 5,2 Millionen bezuschusst. Die Arbeiten in Florange beginnen im Juli, bis Ende 2025/Anfang 2026 sollte die Filteranlage in Differdingen operationell sein.