Stahlwerk-Lärm in Esch Bürger wehren sich: „ArcelorMittal muss sich an die Grenzwerte halten“

Stahlwerk-Lärm in Esch  / Bürger wehren sich: „ArcelorMittal muss sich an die Grenzwerte halten“
Francis Hengen will sich nicht länger mit der Lärmbelästigung durch das Stahlwerk abfinden. ArcelorMittal soll die in ihrer Betriebsgenehmigung festgelegten Dezibel-Grenzwerte endlich einhalten, meint er. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ein Dauerthema in Esch ist die nächtliche Beschallung durch das Stahlwerk in Belval. Nun wollen sich Anwohner gegen die Ruhestörung wehren. Bei eigenen Messungen hat man herausgefunden, dass die erlaubten Dezibel-Grenzwerte regelmäßig überschritten werden. Sie werfen ArcelorMittal Untätigkeit vor. Auch die Gemeinde würde ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachkommen. Der Stahlkonzern sagt, er würde an einer Verbesserung arbeiten.

Francis Hengen hat genug. Seit 1988 lebt er im Escher Stadtviertel Bruch. Hengen ist Mitglied des vor kurzem neu gegründeten Interessenvereins Bruch und außerdem Präsident des Mouvement écologique Süden. Er kennt die jüngere Geschichte des Belvaler Stahlwerks genau. Und er hat es satt, sich von den Verantwortlichen von ArcelorMittal hinhalten zu lassen, ohne dass sich etwas an der Situation ändert. „1998 haben wir die ersten Protestbriefe zur Lärmbelästigung an die damalige Arcelor geschrieben“, erzählt Hengen. 25 Jahre später sei man noch immer am gleichen Punkt. „Dabei ist die Sache ganz klar. Aus der Betriebsgenehmigung des Stahlwerks geht hervor, dass nachts der Lärm vom Schrottplatz 38 Dezibel (dB) und der des gesamten Areals 45 Dezibel nicht überschreiten darf.“ Das täte er aber regelmäßig, so Hengen, der ein eigenes Messgerät besitzt. Vor genau zwei Jahren, am 13. Oktober 2021, hat er an seinem Haus um 23.12 Uhr 78 dB gemessen. Das ist in etwa die Geräuschkulisse bei starkem Verkehr oder die eines Rasenmähers. Lärm in dieser Lautstärke kann bereits zu gesundheitlichen Langzeitschäden führen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich um einen zyklischen Lärm nach 22.00 Uhr und sogar an Wochenenden handelt. Immer wieder kracht es laut, wenn der Schrott in die Waggons geladen wird oder Stahlträger kollidieren. Oft im Minutentakt. Und es lärmt, wenn auf dem Schrottplatz der Schrott verschoben wird. Dazu kommt das penetrante Geräusch der Kran-Sirene, die noch in weit entfernten Stadtvierteln je nach Windrichtung gut hörbar ist. Am meisten betroffen ist der Bruch und der alte Teil vom Belval, der vor allem vom Lärm der halboffenen Walzstraße betroffen ist. 

„Auflagen einhalten“

Jedenfalls will sich der kürzlich gegründete Interessenverein gegen die Lärmbelästigung wehren. Er forderte die Gemeindeverantwortlichen im Februar schriftlich dazu auf, endlich ihre Verantwortung in diesem Dossier zu übernehmen. Schließlich sei der Bürgermeister für das Wohlergehen der Bürger verantwortlich, argumentiert Francis Hengen. Zumal man von ArcelorMittal ständig vertröstet würde und seit 1998 wenig bis gar nicht vorangekommen sei. „Es ist an der Gemeinde, eigene Messungen vorzunehmen und beim zuständigen Ministerium zu intervenieren. Das macht sie aber nicht, obwohl es ihre politische Verantwortung wäre. Als Privatpersonen mit einem privaten Messgerät ist man da auf verlorenem Posten“, sagt Francis Hengen. „Jedenfalls ist es nicht zu tolerieren, wenn sich ArcelorMittal nicht an die Vorschriften der Betriebsgenehmigung hält. Jeder Betrieb hat Auflagen und muss die auch einhalten.“ 

Die Schlackenstaubwolke, fotografiert von der rue du Tramway
Die Schlackenstaubwolke, fotografiert von der rue du Tramway Foto: privat

Dass es auch anders geht, weiß Hengen aus der Vergangenheit. Als der Dioxin-Grenzwert Ende der Nullerjahre regelmäßig überschritten wurde, wurde ein Überwachungsausschuss gegründet, in dem Vertreter von ArcelorMittal, der betroffenen Ministerien und der Gemeinde saßen. Schnell war die Situation unter Kontrolle. Etwas Ähnliches wünscht sich Hengen in Sachen Lärm: „Es ist kein Kavaliersdelikt, was ArcelorMittal da macht. Denn es beeinträchtigt die Gesundheit der Bürger. Lärm macht krank und kann Depressionen auslösen“, sagt er. Sein Nachbar sei deswegen aus dem Viertel weggezogen. Vor allem die Lärmspitzen machten den Menschen zu schaffen. „Es kann nicht sein, dass sich die Menschen Klimaanlagen einbauen müssen, da sie tagsüber und vor allem nachts wegen des Lärms die Fenster nicht mehr offen lassen können“, ärgert sich Francis Hengen.

Ende Juni kamen Vertreter des Interessenvereins Bruch und von ArcelorMittal zusammen. Es ging in erster Linie um die Ruhestörung, aber auch um Lichtverschmutzung und Schlackenstaub, der regelmäßig am Rand des Boulevards Charles de Gaulle niederkommt (das Tageblatt berichtete). Der ist zwar nicht gesundheitsgefährdend, aber extrem verschmutzend und aufgrund des Ölgehalts schwer zu entfernen. Davon können die TICE-Mitarbeiter ein Liedchen singen, denn vor allem am Hauptsitz des Bussyndikats werden in letzter Zeit wieder regelmäßig Autos und anderes von der feinen Staubschicht bedeckt. Vor einer Woche gelang es einem Mitarbeiter, ein Foto der Schlackenstaubwolke zu machen. „Das Areal des Stahlwerks ist groß genug, um die Schlackenstaubentleerungen woanders zu machen“, sagt dazu Francis Hengen. Er hat den Verdacht, dass es immer dann zu Problemen kommt, wenn viel produziert würde. Das gelte auch für die Lärmbelästigung.

ArcelorMittal sucht nach Lösungen

Im Juni wurde bekannt, dass ArcelorMittal 67 Millionen Euro in einen neuen Elektrolichtbogenofen im Belvaler Werk investieren wird. 15 Millionen Euro Zuschuss erhält der Konzern dafür vom Staat. Ein Bekenntnis also zum Standort Belval. ArcelorMittal versichert, die Sorgen der Anwohner ernst zu nehmen. Man arbeite permanent an einer Verbesserung, sagt Pressesprecher Pascal Moisy dem Tageblatt. In Sachen Lärm prüfe man momentan, ob eine andere Art der Sirene besser wäre. Auch das Magnetsystem zum Transport des Schrotts sei getauscht worden. Weitere Studien seien im Gange, um die plötzlichen Lärmspitzen zu lindern. Auch die Installierung einer Schallschutzwand werde geprüft, so Moisy weiter.

In Sachen Schlackenstaub habe man eine Berieselungsanlage eingerichtet, die sich schon bewährt hätte. Momentan prüfe man die Möglichkeit, die Entleerung des Schlackenstaubs an anderer Stelle als bisher durchzuführen, z.B. in einer geschlossenen Halle. Zunächst aber müsse der Staub zweifelsfrei als Schlackenstaub identifiziert werden, weshalb man die Laborresultate der eingeschickten Proben abwarte. 

Schwer zu entfernen: der Schlackenstaub in der rue du Tramway
Schwer zu entfernen: der Schlackenstaub in der rue du Tramway Foto: privat
decke larry
15. Oktober 2023 - 9.31

Loosse mer frouh sin fir all Schmelz déi nach knuppt an dämpt. Ech hätt och léiwer ech wier alléng ob der Welt an hätt just nach méng Rouh. Ma ech als eenzelnen ziële net an d'Leit musse schaffen a Geld verdéngen, dofir liëwen ech och mat dosende Fliegeren den Daag déi iwer mäin Haus fléien an honnerte vun Autoën déi laanschtfuëren a mer hiere Müll an Zigretten aus dem Auto virun Dier puchen. Et get einfach Saachen, do muss de schlécken an domat liëwen, soss machen se dech futti.

Ujheen
14. Oktober 2023 - 15.15

Léiwe Fred Schwickert,
Ech stinn zu all deem wat ech geschriwwen hunn an et freet mech ze liesen dass Där mat gros dovunner net averstaane sidd.
Ech waer enttäuscht gewiercht wa kee reagéiert hätt.
Merci dofir.

Ech hu selwer laang Joeren net wäit vun der Strooss 2 gelieft an hat meng Fënsteren op, och Nuets. Ech hunn och 20 Joer um Belval geschafft a kennen déi Schmelz ganz, ganz gutt, an och all eenzel Originn vun all deem « Kaméidi ».

Ech kennen och nach ëmmer Leit déi net wäit ewech am Quartier niewent dem Finissage vun der Stooss 2 wunnen, d’Quietschen vun de Palplanchen op de Killbetter an d’Sirenen vun de Kranen am Finissage Dag an Nuecht aus héieren, an déi hu mer bestätegt dass dat wat hei behaapt gêtt ferm, ferm iwwerdriwwen ass.

Mais d’Memme bleiwen ebe Memmen, dorunner wëll a kann ech och elo näischt méi änneren. An ech waert déi Leit och weider nach esou ofstempelen. Il faut appeler un chat un chat et…de Rescht zenséiere mer hei…

Si di mer souguer Leed déi Leit, si maachen sech an aanere Leit d’Liewe schwéier… schued fir si, mais bon.

Ech wënschen Äech op mannst genee esou e schéine Weekend wéi Där mär wënscht ☺️

Fred schwickert
14. Oktober 2023 - 14.29

Oh...Ujheen.
Waat fir een Kommentar. No Iech, misst jo keen Mënsch ronderem eng Schmelz wunnen. Da giff jo och keen geste'ert gin.
Dir stempelt d'Leit, déi sech géint déi ongesond Rouhstéierung wieren, als Memmen of. Dir sit secher ee groussen Held - ma nee, - Dir sit eng Memme wann ët Iech scho schlecht gëtt, wann aaner Leit ënner aussergewéinlechem Kaméidi leiden.
An deem zweetlechten Saatz vun ärem Kommentar, wöll Dir eis wouel (verstoppt) mattdeelen, datt ee soll oppassen, soss kienten mool 1000 Arbechtsplaatzen, bei solch Kritiken verlourgoen.
Ech wönschen Iech ee rouegen week-end.

Ujheen
13. Oktober 2023 - 15.03

An iwwerhaapt…1998 woar et nach ARBED - net « die damalige ARCELOR » !!!! Jejejeje…

Nomi
13. Oktober 2023 - 13.09

An dann wellen se och nach een Spidool bei den Kamei'di bau'en !!

Ujheen
13. Oktober 2023 - 12.58

D’Belvaler Schmelz steet vun 1911 un do! Bis 1997 den B zougaangen ass, woar net nemmem méi Kaméidi (Aggloméierung, LD-AC Stoolwierk asw…) et woare méi Stëbbs, Schwiefelemissiounen, CO2 an CO en masse doniewt… et huet kee Mënsch gesouert a gejéimert, si hunn all do geschafft a mallocht.
An da kommen d’working class heroes aus dem Secteur tertiaire a jéimeren dass et hoart waer…eng Stonn am Héichuewebetrieb oder am Stolwierk da géingen déi Memmen ëmfalen wéi d’Mécken!
Si sollen op d’Cloche d’Or oder de Lampertsbierg wunne goen…awer net niewent eng Schmelz vun daer se wëssen dass se do steet! Bei ArcelorMittal Belval schaffen nach bal 1000 Leit ouni all d’Soutraitenten nach dobäi!!!

Maer gëtt et nëmme nach schlecht wann ech gesinn dass d’Mënschen verweichlechen, ëmmer méi…

E.
13. Oktober 2023 - 12.20

oh 78dbl den armen … wat misste mir aus der Stadt dann reicht soen wann um 1h Moies e Fliger mat iwer 100dbl all 30min iech aus dem schlof rappt, an dat interesseiert keng Gemeng an keen Ministère… an Ministesch Welfring äntwert mol net … wat eng Ironie dass hier Partei elo 4 setz nemme na huet !