Beeinträchtigtes Leben94.000 Menschen leben mit einer Behinderung

Beeinträchtigtes Leben / 94.000 Menschen leben mit einer Behinderung
Eingeschränkte Mobilität ist die geläufigste schwere Behinderung Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Bei der Volkszählung von 2021 wurde die Bevölkerung zum ersten Mal nach eventuellen körperlichen Beeinträchtigungen gefragt. 94.000 Menschen – jeder Siebte – gab an, mit einer Behinderung zu leben. „Schlechte“ Augen sind das am meisten verbreitete Handicap, wobei die geläufigste schwerwiegende Behinderung die eingeschränkte Mobilität ist. Am Freitag veröffentlichte das Statec eine diesbezügliche Studie.

Dass 5.503 Personen die Petition Nummer 2967 unterschrieben, die die komplette Erstattung von Brillen durch die Gesundheitskasse verlangt, dürfte angesichts der nun vorliegenden Studie nicht überraschen. Aus den am Freitag veröffentlichten Zahlen über Menschen mit einer Behinderung in Luxemburg geht hervor, dass eine Sehschwäche (unabhängig von deren Grad) die am meisten verbreitete körperliche Beeinträchtigung ist.  Bei der letzten Volkszählung gaben 14,6 Prozent der Befragten an, sie lebten mit einem Handicap, was rund 94.000 Personen sind. Fast neun Prozent davon leiden den Angaben zufolge unter einer Sehbehinderung. Allerdings gaben die meisten Menschen mit „weniger guten Augen“ an, ihre Beeinträchtigung sei nicht schwerwiegend.

Unter den schwereren körperlichen Beeinträchtigungen wird eine eingeschränkte Mobilität am häufigsten genannt. Andere angegebene Behinderungen sind Hörprobleme, mentale Probleme, Lernschwierigkeiten, Sprachstörungen, psychische Störungen und Autismus.

Bedeutende Unterschiede gibt es dabei, wie die Betroffenen ihre Situation selbst einschätzen: Fast sieben Prozent der Bevölkerung bezeichnen ihre Behinderung als mäßig oder schwerwiegend; 6,4 Prozent sehen sich selbst als nur leicht beeinträchtigt.

 
  Grafik: Statec

Sehr unterschiedlich präsentiert sich die Situation bei Frauen und Männern. Sind rund 15,2 Prozent der Frauen von einem solchen Umstand betroffen, sind es „lediglich“ 14 Prozent aller Männer. Der Unterschied erkläre sich dadurch, dass das Durchschnittsalter der Frauen auch höher sei als das der Männer und dass die Wahrscheinlichkeit, mit einer Behinderung leben zu müssen, auch mit dem Alter steigt. Liegt der Prozentsatz in der Gruppe der 15- bis 19-Jährigen bei knapp zehn Prozent, sind bei der Altersgruppe über 85 weit mehr als die Hälfte aller Personen. Bei den Kindern bis neun Jahren sind es weniger als fünf Prozent.

Bildungsniveau

Ganz allgemein besäßen Menschen mit Behinderung ein niedrigeres Bildungsniveau, schreibt das Statec. In der Gruppe der über 15-Jährigen besitzen nur 18,5 Prozent eine höhere, sprich universitäre Ausbildung. Unter den Menschen ohne körperliche Beeinträchtigung sind es 38,3 Prozent. Auch sei die Beschäftigungsquote in dieser Bevölkerungsgruppe relativ niedrig: Nur 57,1 Prozent der betroffenen Menschen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren gaben an, einer Arbeit nachzugehen. Die Beschäftigungsquote bei diesen Personen liegt damit deutlich unter dem der Gesamtbevölkerung, die laut Eurostat im Jahr 2021 bei 74,1 Prozent lag.

Menschen mit Behinderungen arbeiteten generell in den gleichen Bereichen wie andere Menschen auch. Laut Statec gibt es jedoch zwei Ausnahmen. 17 Prozent der Arbeitnehmer mit Behinderungen sind im Gesundheits- und Sozialwesen tätig, während es bei den nicht behinderten Arbeitnehmern nur elf Prozent sind. Der Grund dafür sei, dass die sogenannten „ateliers protégés“ in diesem Sektor angesiedelt sind.

Im Finanz- und Versicherungssektor sind Menschen mit Behinderung allerdings klar unterrepräsentiert: nur 5,5 Prozent, gegenüber 10,3 Prozent bei der restlichen Bevölkerung. Die Erklärung hierfür sei, dass in diesen Bereichen meist ein höheres Ausbildungsniveau verlangt wird, über das, wie oben erwähnt, der größte Teil der betroffenen Menschen nicht verfügt.

Sehr unterschiedlich ist die geografische Verteilung der Menschen mit einer Behinderung im Land: In acht Gemeinden scheint deren Anteil übermäßig hoch zu sein (s. Karte). Das habe allerdings auch damit zu tun, dass es in solchen Gemeinden oft Unterkunftsstrukturen für Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen gibt.

Den Bericht des Statec finden Sie unter statistiques.public.lu

Die Verteilung der Menschen mit Behinderung ist sehr unterschiedlich im Land
Die Verteilung der Menschen mit Behinderung ist sehr unterschiedlich im Land Grafik: Statec