Wahlen80 Seiten zu Luc Friedens Vergangenheit: LSAP-Politiker Max Leners’ Recherchen sind auch eine Kampfansage

Wahlen / 80 Seiten zu Luc Friedens Vergangenheit: LSAP-Politiker Max Leners’ Recherchen sind auch eine Kampfansage
Luc Frieden im Jahr 2003: „Teils auch schockierend“, schreibt Max Leners Foto: Editpress-Archiv/Hervé Montaigu

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Eine Altersfreigabe für ein politisches Büchlein? Das führt vielleicht zu weit. Aber der LSAP-Politiker Max Leners hat sich die politische Vergangenheit von Luc Frieden angeschaut – und aufgeschrieben. Die Lektüre erinnert an kalte Zeiten in Luxemburg.

Herausgekommen bei Leners’ Recherchen ist eine 80-seitige Broschüre, ein politisches ABC des Mannes, der lange und auf verschiedenen Ministerposten an der Seite des damaligen Staatsministers Jean-Claude Juncker Regierungsverantwortung trug. Das Ergebnis von Leners’ Arbeit ist gleichzeitig eine Kampfansage an den Spitzenkandidaten der CSV. Der Schleier über Friedens politischer Vergangenheit ist gelüftet, die Erinnerungslücken sind wieder gefüllt.

Mit seinem „Das politische ABC des Luc Frieden“ legt Leners, drei Wochen vor den Wahlen, den Finger tief in die empfindlichste Wunde in der Kampagne der CSV. Die Christsozialen versuchen Frieden seit der Bekanntgabe seiner Spitzenkandidatur zu rebranden, ihm einen anderen Anstrich zu geben, jenen des Sozialen und des Mitfühlenden. Leners’ Recherchen dürften der CSV umso ungelegener kommen. Der Mann, der die Konservativen wieder in die Regierung führen soll, ist nicht unbedingt der, als der er verkauft werden soll.

„Kein Angriff auf den Menschen“

Leners, Jahrgang 1994, schreibt in seinem Vorwort, dass „Luc Frieden schon so lange in der Politik“ ist wie er auf der Welt. Trotzdem habe er wenig von dem CSV-Mann gewusst. Doch, schreibt Leners, „wenn Luc Frieden wieder aktiv in das politische Geschehen eingreifen will – und dies mit dem Anspruch, das Land in den kommenden Jahren politisch zu prägen, dann lohnt sich ein Blick in die Pressearchive und Wahlprogramme, dies, um sowohl den Politiker Luc Frieden als auch dessen politische Agenda in den entscheidenden Themenfeldern besser zu verstehen“. Weiter heißt es, die Broschüre sei „selbstverständlich kein Angriff auf den Menschen Luc Frieden, sondern eine Analyse in Stichworten, die versucht, möglichst objektiv die Positionen, Überzeugungen und Wahlversprechen Friedens auf politisch entscheidenden Themenfeldern zu dokumentieren und zu ergründen“. Luc Frieden hat die politische Arena wieder betreten. Leners’ Broschüre erinnert alle in dieser Arena daran, mit wem sie es dort zu tun haben.

Jeder einzelne Punkt aus der Broschüre lässt sich hier nicht aufzählen. Und Friedens neoliberale Ansichten unter anderem zum Arbeitsrecht, zur Arbeitszeit und zur Rente dürften den meisten ohnehin bekannt sein, seine Beziehungen zu Katar auch. Ebenfalls, dass die umstrittenen Steuerpraktiken der „Tax Rulings“, die am Ende in den LuxLeaks-Skandal mündeten, in Friedens Amtszeit fielen.

Viel längst Vergessenes

Leners fördert aber auch von vielen längst Vergessenes zutage. Mit dem Gesetzesvorschlag zur sogenannten „Lex Greenpeace“ etwa wollte Frieden 2002 Kundgebungen von Gewerkschaftlern mit bis zu fünf Jahren Haft bestrafen, falls diese in oder vor Firmen oder in Büros stattfinden. Dazu kommt der „Témoignage anonyme“, den Frieden gesetzlich verankern wollte, den die Anwaltskammer aber zu verhindern wusste, da dies eine „grundlegende Veränderung unseres Rechtssystems mit sich brächte und sich stoße an den letzten zwei Jahrhunderten unserer Rechtsgeschichte und der Philosophie unseres Rechtssystems“. Leners erinnert mit mehreren Beispielen ebenfalls an Friedens „unmenschliche Asylpolitik“ mit Abschiebungen von Minderjährigen, meist aus dem Westbalkan, die die Polizei teilweise aus ihren Schulklassen abholen musste, wie das u.a. bei der „Operation Milano“ der Fall war.

Von B wie „Bommeleeër“ über D wie „Deutsche Bank“ bis zu T wie Tripartite. Zu jedem Buchstaben des Alphabets hat Leners ein oder mehrere Stichworte gewählt, um Friedens politische Vergangenheit wieder in Erinnerung zu rufen. Am Montag wird die 80-seitige Broschüre veröffentlicht. Für Frieden und die CSV eine wohl ungelegene Begegnung mit der Vergangenheit. Drei Wochen vor den Wahlen.

Emile Müller
26. September 2023 - 11.27

Hatte die L(SA)P denn auch so gut über ihren letzten Spitzenkandidaten den Herr Schneider recherchiert? Zwisch Millionen in den Sand gesetzt mit seinem Satelliten und dann schnell weg. Vorher noch die Partei eingeritten dass diese bloss den Teppich über die Affäre zieht und bis heute keine Analyse des kompletten Versagens gemacht, aber hey Karriereleiter erfolgreich hochgefallen auf Kosten der Bürger.... Oooops schnell mal bei den anderen Parteien Fehler suchen.... Und dies ist nur ein ungeklärtes Beispiel der L(SA)P, also wer im Glashaus sitzt....

Ujheen
19. September 2023 - 15.28

@Tony Wéi séier dat ännere kann hu mer jo zu Esch bei de Gemengewalen am Juni gesinn…

Tony
19. September 2023 - 11.53

Ich finde es gut, dass die LSAP so klar dagegen ist mit Luc Frieden eine Regierung zu bilden.

Bloen Hary
19. September 2023 - 11.05

Frieden, Freude oder Eierkuchen. Da einzige was nach zehn Jahren wirkich zählt ist eine noch nie dagewesene Klatsche für die grünen Allesbesserwisser.

JJ
19. September 2023 - 9.28

@Meine Wahlempfehlung, dann wählen sie die Grünen nicht. Das wird langen.Die Pest durch die Cholera ersetzen bringt ja auch nichts. Gambia hat gute Arbeit geleistet in den zwei Amtsperioden.Die Allmacht einer einzigen Partei unter einem katholischen Führer kann gefährlich werden. Das hatten wir gefühlte 300 Jahre unter CSV und Bistum. "Mir wëlle bleiwe wat mir sinn!" Wirklich? Im 21.?

Homo Sapiens
19. September 2023 - 7.40

An op dem Frieden sénger rietser (!) Säit den SPD Mann Otto Schily (Photo) ?

Ujheen
19. September 2023 - 6.13

„selbstverständlich kein Angriff auf den Menschen Luc Frieden » wat ass dat da wat dee Jong do mecht? Bëlleg, bëlleg vun der LSAP, si sollte mol virun hirer Dir kieren…. Iwweregens: ech si keen CSV Wieler an hunn Gambia, och wann ech se net wéi aner Leit hei permanent an den fir déi Leit och net existenten Himmel luewen, ënnerstëtzt…mais dat wat déi rosa-rout do erfirbréngen ass bëllege Wahlkampf!

Jill
18. September 2023 - 16.00

Wenn Herr Leners sich so große Mühe macht, muss die Verzweiflung und Angst bei der LSAP ja ziemlich groß sein. Ich kann mich aber nicht erinnern dass Herr Frieden in seiner Migrationspolitik jemals gegen geltendes Recht verstoßen hätte. Und ehrlich gesagt interessiert mich vielmehr seine Politik im "Hier & Jetzt" und nicht die, die vor 20 Jahren geschah. Auch wenn natürlich einiges an Aufarbeitung bleibt und heute so gar nicht mehr vertretbar wäre. (Eine langjährige und nach 2x Gambia enttäuschte Ex-DP Wählerin).

JJ
18. September 2023 - 14.33

"Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern". Ein Satz den so Macher Politiker auf der Stirn tragen müsste. Es gilt den "revenant" aus der Regierung zu halten. Mitsamt seiner Katholentruppe.

Meine Wahlempfehlung
18. September 2023 - 12.52

Mir passt der auch nicht, habe noch nie CSV gewählt, werde es aber diesmal tun, warum? Die einzige Möglichkeit um Gambia vielleicht zu sprengen, nicht mal wegen Gambia, aber die GRÜNEN müssen weg!?Mir soll keiner sagen wie ich zu leben habe, auch wenn ich im Herzen Grün bin, und mich vo alleine an die meisten Regeln halte. Mein Fahrrad steht in der Ecke seit man mir sagen will, wie ich mich fortzubewegen habe. Zu diesem unhöflich Rechthaberischen Menschen möchte ich nicht gehören. Übrigens RTL wird auch nicht mehr geschaut bei uns, seit allabendlich derselbe in die Kamera grinst. Frage: gehört der Sender dem?