Unternehmen200 Millionen Euro für die Finanzierung der Wirtschaft von morgen

Unternehmen / 200 Millionen Euro für die Finanzierung der Wirtschaft von morgen
Marjut Falkstedt, Yuriko Backes und Franz Fayot Foto: EIB

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Gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) hat der Luxemburger Staat einen neuen Fonds mit einem Volumen von 200 Millionen Euro gegründet. Die Gelder sollen in den kommenden 15 Jahren in Unternehmen investiert werden, die dem Land einen Nutzen bringen. Gleichzeitig will der LFF2 auch einen finanziellen Gewinn erwirtschaften.

Der am Freitag offiziell neu gegründete „Luxembourg Future Fund 2“ (LFF2) „ist ein wichtiges Werkzeug, um die Innovation und die Diversifizierung der Luxemburger Wirtschaft voranzutreiben“, so Finanzministerin Yuriko Backes in der betreffenden Pressekonferenz.

Der LFF2 ist ein Finanzierungsinstrument mit einem Volumen von 200 Millionen Euro. 160 Millionen Euro bringt die staatliche Luxemburger Entwicklungsbank SNCI in den Fonds ein. Weitere 40 Millionen Euro kommen vom Europäischen Investitionsfonds (EIF), welcher sich auch um das Management des Fonds kümmert.

Der EIF ist Teil der Europäischen Investitionsbank-Gruppe (EIB), einer Art Hausbank der Europäischen Union. Sie hilft politische Ziele, wie etwa die Förderung des Binnenmarktes und der Wissensgesellschaft, mit Finanzierungen zu unterstützen. Die Anteilseigner der EIB sind die Mitgliedsländer der EU. Die Hauptaufgabe des EIF besteht darin, kleine und mittlere Unternehmen zu unterstützen, indem er ihnen den Zugang zu Finanzmitteln erleichtert. EIB und EIF haben ihren Sitz in Luxemburg.

Wie der Name des neuen Fonds bereits sagt, handelt es sich beim LFF2 um den Nachfolger vom „Luxembourg Future Fund“ (LFF1). Dieser wurde 2015 von den gleichen Akteuren mit dem Ziel gegründet, jungen Unternehmen aus den Bereichen Space, ICT und Hightech Finanzierungen zur Verfügung zu stellen und sie gleichzeitig näher an den Standort Luxemburg zu bringen. LFF1 hatte ein Volumen von 150 Millionen Euro: 120 von der SNCI und 30 vom EIF. Sein aktiver Investitionszeitraum war Ende letzten Jahres abgelaufen, d.h. er tätigt keine neuen Investitionen mehr.

Mehr „Feuerkraft“ als der erste Fonds

„Der zweite Fonds hat nun noch mehr Feuerkraft als sein Vorgänger“, so Luxemburgs Finanzministerin am Freitag. Um das Ziel, die nachhaltige Entwicklung der nationalen Wirtschaft, weiter zu fördern, wurden zudem auch die Handlungsbereiche des LFF2 ausgeweitet. Mit dem FinTech-Bereich könnten nun auch Finanzierungen für neue Lösungen für den Finanzplatz mit angeboten werden, so Backes. Zudem sollen die Investitionen mithelfen, den grünen und digitalen Wandel weiter zu beschleunigen. Die Investitionspolitik entspreche so den Zielen der Luxemburger und auch denen der europäischen Politik, so die Ministerin.

Die Bedingung, dass das finanzierte Unternehmen etwas zur nationalen Wirtschaft beitragen muss, bleibe aber bestehen, unterstreicht sie. So sei sichergestellt, dass Luxemburg auch einen Nutzen von den Investitionen haben wird.

Wirtschaftsminister Franz Fayot unterstrich ebenfalls, dass es darum gehe, „das Land für die Zukunft fit zu machen“. Er hob ebenfalls hervor, dass LFF2 neben FinTech noch in mehrere andere Bereiche investieren kann als sein Vorgänger. Etwa in den Bereich der Gesundheitstechnologien, Klimatechnologien, Cybersicherheit, Energiesicherheit. Auch Finanzierungen für „reifere, traditionelle Unternehmen“ seien möglich, „sofern sie in eine innovative, nachhaltige Zukunft investieren wollen“. Es handle sich um „ein sehr wertvolles Instrument für die Wirtschaft“, so der Minister.

Beide Minister unterstreichen die Wichtigkeit der Investitionen in eine nachhaltige Zukunft
Beide Minister unterstreichen die Wichtigkeit der Investitionen in eine nachhaltige Zukunft Foto: Editpress/Alain Rischard

Gleichzeitig blickte Fayot auch auf die Entwicklung des LFF1 zurück. „Es ist eine Erfolgsgeschichte“, so der Minister. Die Investitionen hätten geholfen, mehrere Firmen nach Luxemburg zu ziehen. Darunter die Weltraumunternehmen Spire und ClearSpace sowie zwei spezialisierte Vermögensverwalter.

Mit vielen Risiken behaftet

Das Investieren in noch sehr junge Firmen („Venture Capital“) sei jedoch mit vielen Risiken behaftet, war weiter zu erfahren. Nicht jedes Unternehmen werde schließlich zu einem geschäftlichen Erfolg – innerhalb eines Fonds könnten dann aber, im Normalfall, Fehltritte durch Erfolge kompensiert werden.

Momentan ist es noch nicht möglich, klar zu sagen, wie viel Geld LFF1 mit seinen Investitionen verdient hat. Das Portfolio an gekauften Beteiligungen wird schließlich die SNCI und auch der EIF übernehmen. Da es sich meist um nicht börsennotierte Gesellschaften handelt, ist es nur sehr schwer möglich, den Beteiligungen einen konkreten Wert zuzuschreiben. Die SNCI hält bereits Beteiligungen an einer Reihe Luxemburger Unternehmen, beispielsweise an Cargolux, Encevo, LuxTrust, LuxControl und an der SES.

Franz Fayot ist jedoch, was den finanziellen Erfolg von LFF1 angeht, überzeugt: „Bis jetzt war die finanzielle Entwicklung positiv. (…) Und auch die Aussichten sind sehr positiv.“ Trotzdem unterstreicht er, dass die Nebeneffekte für die Luxemburger Wirtschaft (neue Fachkenntnisse, neue Unternehmen usw.) noch wichtiger seien als die finanzielle Rendite an sich. Immerhin habe man gezielt auf Firmen aus den Sektoren gesetzt, mit denen man die nationale Wirtschaft diversifizieren wolle.

Schutz vor feindlichen Übernahmen

Marjut Falkstedt, Geschäftsführerin des Europäischen Investitionsfonds, lobte Luxemburg für die Initiative. Das Land lasse seinen Worten Taten folgen und setze ein angemessenes Geldvolumen in eine nachhaltige und digitale Zukunft. „Dort werden viele Investitionen benötigt“, unterstrich sie. Luxemburg habe sich zu einem wahren Vorbild im Bereich des „Venture Capital“ entwickelt.

Auch für Wirtschaftsbereiche wie den Weltraum sieht sie eine große Zukunft. Es gebe heute kaum noch einen Wirtschaftssektor, der ohne Space-Leistungen auskomme. „Wir sind zuversichtlich, dass auch LFF2 erfolgreich sein wird.“ Auch Franz Fayot sieht in dem Sektor weiterhin sehr viel Potenzial.

Marjut Falkstedt gab sich ebenfalls erfreut, dass die Beteiligungen an den jungen und innovativen Start-ups auch mit dem Ende der Investitionszeit nicht einfach dem Meistbietenden feilgeboten werden. „Viel zu viele europäische Tech-Firmen wurden schon ins Ausland verkauft.“ Man arbeite nun daran, sie hier zu halten und ihnen ein attraktives Umfeld zu bieten. 

Zu den rund 70 Unternehmen, in die der LFF1 Geld investiert hat, zählen unter anderem Spire Global (Analyse von Daten, die mit Satelliten gesammelt werden), NorthStar (kommerzielle Dienste zur Überwachung des Weltraums, etwa vor Weltraumschrott, über eine Satellitenkonstellation mit speziellen optischen Sensoren), ClearSpace (Wartung in der Umlaufbahn und die Beseitigung von Weltraummüll) und Cyberhedge (Management von Technologierisiken).


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