Blick auf die InselAufgeschoben, aber nicht aufgehoben

Blick auf die Insel / Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben
 Foto: dpa/Lindsey Parnaby

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Bei Manchester City musste die Meisterschaftsfeier verschoben werden, nachdem das Spiel des Lokalrivalen United gegen Liverpool wegen Fan-Protesten abgesagt wurde. Theoretisch könnte United  mit fünf Siegen aus fünf Spielen City noch überholen, vorausgesetzt, City wird nicht mehr als einen Punkt in seinen letzten vier Spielen einfahren. Das sagt alles. Der Fan-Protest letzten Sonntag auch. Die Familie Glazer ist schon seit vielen Jahren Eigentümer von United. Jetzt, im Zuge der geplatzten Super League, regt sich endlich Protest gegen einen Besitzer, der den Verein nur als Investition ansieht, die jedes Jahr Rendite abwirft oder aber Verluste einfährt, die man dann auf den Verein abwälzt.

Manchester City dagegen winkt der Einzug ins Finale der Campions League, vielleicht für ein englisches Finale. Wie 2008, als Manchester United in Moskau gegen Chelsea spielte und die Fans den Moskauer Hotels einen Strich durch die Rechnung machten, mit Charterflügen anreisten und nach dem Spiel sofort wieder ausflogen und auf die überteuerten Hotelzimmer verzichteten. „Und draußen vor der großen Stadt steh’n die Nutten sich die Füße platt“, hätte die Spider Murphy Gang damals gesungen. Doch die UEFA hatte traditionsgemäß zahlreiche VIPs zum Spiel eingeladen, sodass die Nachfrage für teure „Privatsekretärinnen“ in nicht weniger teuren Hotelzimmern aufrechterhalten blieb. Angesichts der Covid-Verhältnisse kann man nur spekulieren, was dieses Jahr beim Finale in Istanbul los sein wird.

Ein Finale in Dubai oder Abu Dhabi hätte sich angesichts der Besitzverhältnisse und der Beziehungen zu den Emiraten geradezu aufgedrängt. Für City, Chelsea, Real oder PSG wäre ein Trip dorthin eine Reise zu guten Freunden, dort gibt es kein Covid, keine Sklaven und niemanden, der sich trauen würde, das Gegenteil zu behaupten. Zu guter Letzt wäre ein Champions-League-Finale in Dubai eine willkommene Gelegenheit gewesen, sich für die kommende WM in Katar an das Klima zu gewöhnen. Die britischen Fans hätten vorsorglich schon mal Bier mitbringen und vor Ort in den Dünen vergraben können, um somit dem offiziellen Alkoholverbot bei der WM zuvorzukommen. Bei den Hostessen würden nur russische Ford-Angestellte eingeflogen, alles Escort-Modelle mit Diplomatenpass. So vermarktet man Fußball heute, dagegen sind auch Fan-Proteste machtlos.