Reaktionen vom Topspiel„Der Weg ins Ziel wird kürzer“: Weiterhin keine Euphorie bei Leader Differdingen

Reaktionen vom Topspiel / „Der Weg ins Ziel wird kürzer“: Weiterhin keine Euphorie bei Leader Differdingen
Simão Martins und die Hesperinger haben ihre letzten Titelchancen aufgegeben  Foto: Gerry Schmit/Editpress

D03-Präsident Fabrizio Bei zitierte Vujadin Boškov, den Meistertrainer von Sampdoria (1991) – und auch Spieler und Trainer stapelten weiter tief. Fünf Spieltage vor Schluss steuern die Differdinger ihrem ersten Meistertitel mit großen Schritten entgegen, doch von zukünftigen Champions sprachen nach dem 2:0 nur die geschlagenen Titelträger des Swift Hesperingen. 

Es wäre ganz schön überraschend gewesen, wenn die Differdinger ihre Philosophie nach dem Sieg im Spitzenspiel plötzlich geändert hätten. Es bleibt also dabei: Vom Titel wird – vorerst – noch nicht geredet. Man musste auch nicht unbedingt die allerbesten Italienisch-Kenntnisse haben, um zumindest zu erkennen, was der Differdinger Präsident Fabrizio Bei nach Schlusspfiff vermitteln wollte: Um zu untermauern, dass es dafür noch zu früh sei, zitierte er Vujadin Boškov, den Meistertrainer von Sampdoria, der damals die Dominanz der beiden Mailänder Klubs sowie Neapel durchbrochen hatte. 

Die geschlagene Konkurrenz war sehr viel konsequenter bei der Wortwahl. Allen voran Swift-Kapitän Dominik Stolz, der erklärte, dass eine mögliche Wende im Titelrennen schon vor dem 25. Spieltag illusorisch gewesen sei: „Dieser Zug war für uns schon vor dem Spiel abgefahren … Wir müssen jetzt schauen, dass wir unter die ersten drei kommen.“ Besonders die defensive Anfälligkeit der Hesperinger ärgerte den Stürmer, der schon auf das Pokal-Viertelfinale schaute: „Jeder Gegner schießt gegen uns Tore. Wenn wir das im Pokal nicht besser hinbekommen, scheiden wir dort auch aus …“

Ersatzkapitän Clément Couturier war seit zwei Wochen auf dem Abstellgleis und ins Reserve-Team geschickt worden. Der Nationalspieler Madagaskars hatte erst am Freitagabend erfahren, dass er für das Spitzenspiel wieder zurück in die erste Garde rücken würde. Er sprach das komplizierte Restprogramm und die Ziele des Swift an: „Man muss Differdingen beglückwünschen, ich denke, dass sie dem Titel jetzt ganz klar entgegensteuern, selbst wenn das Ergebnis der Düdelinger noch nicht bekannt ist. Wir haben zwölf Punkte Rückstand und keine Wahl mehr: Wir müssen diesen Platz für das europäische Geschäft sichern. Uns stehen jetzt mit Jeunesse, Düdelingen und noch mal Jeunesse entscheidende Spiele bevor.“

„Instinktsache“

Dabei war die Darbietung im Stade Municipal nicht unbedingt etwas, das die Zuschauer vom Hocker gehauen hätte. Im Gegenteil. Beim taktisch geführten Duell waren Torgelegenheiten Mangelware. Das wusste auch D03-Trainer Pedro Resende: „Auf beiden Seiten gab es kaum Chancen. Wir haben es allerdings geschafft, zwei sehr ansehnliche Tore zu erzielen.“ Eines davon hatte der Franzose Ludovic Rauch erzielt, der langsam, aber sicher zum Entscheidungsfaktor in Schlüsselspielen avanciert ist. Nach seinem Treffer gegen Düdelingen hat der 23-Jährige sein zweites Saisontor am Samstag gegen Hesperingen eingetütet. „Ich bin eigentlich eher jemand, der für andere auflegt. Es war einfach eine Instinktsache. Ich bin sehr froh. Meine beiden Tore waren sehr wichtig. Natürlich ist es aber das Verdienst der ganzen Mannschaft. Wir sind ein echtes, geeintes Team.“

Rauch gab zwar zu, dass Titelträume an der Tagesordnung sind, sie öffentlich zum Ausdruck bringen wollte er aber – wie alle anderen Befragten – nicht. „Natürlich denken wir an den Titel. Aber es bleiben fünf Spiele. In zwei, drei Wochen wissen wir, in welche Richtung es geht. Wir haben erst eine Niederlage in dieser Saison kassiert, da ist es nur normal, dass man von etwas Großem träumt …“ 

Trainer Pedro Resende warnte zum wiederholten Male vor verfrühter Partystimmung: „Wenn Düdelingen am Sonntag gewinnt, bleibt alles offen. Wir feiern heute (am Samstag) diesen Sieg, aber nicht mehr. Jetzt werden wir uns etwas erholen, ab morgen das Viertelfinale vorbereiten.“ Noch zweimal treffen die Differdinger auswärts auf den Erzrivalen Niederkorn – bereits am Mittwoch steht ein K.o.-Spiel bevor. Keeper Romain Ruffier schlug in die gleiche Kerbe: „Nichts ist in trockenen Tüchern, solange es mathematisch noch nicht geritzt ist. Wir werden nicht davon reden, bis es erledigt ist. Eines steht aber fest: Der Weg ins Ziel wird von Woche zu Woche kürzer, aber wir müssen stark bleiben bis zum Schluss.“ Wie das geht, weiß Offensivspieler Artur Abreu: „Wir müssen nur nach uns schauen. Wir hatten nicht viele Chancen, aber die, die wir hatten, haben wir genutzt.“