Samstag25. Oktober 2025

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Es ist noch nicht alles perfekt

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Hauptthema der Gemeinderatssitzung am Montag war die Schulorganisation 2011 und 2012. Zwar verlief die Sitzung ruhiger als vergangene Woche, dennoch gab es reichlich Gesprächsbedarf.

Nach einer Gedenkminute für die ehemaligen Gemeinderatsmitglieder Romain Durlet und Léon Bollendorf dauerte es nicht lange, bis man mitten im Thema war und es zeichnete sich schnell ab, dass es zu engagierten Diskussionen kommen sollte. Am Ende der Gemeinderatssitzung wurde die Schulorganisation von der DP-„déi gréng“-Mehrheit durchgesetzt gegen die Enthaltungen von LSAP und CSV sowie der einzigen Gegenstimme von ADR-Rat Jacques-Yves Henckes.

Schule in Zahlen
o Cycles 2-4: 243 (246 für 2010/2011) Klassen für 3219 (3283) Schüler (Schnitt: 13,3), davon 1 classe de transition (für max. 6 Schüler)
o Préscolaire: 77 (82) Klassen für 1159 (1169) Schüler (15,3)
o Précoce: 28 (29) Klassen für 409 (406) Schülero Lehrer 2010/2011: 604 (519 Lehrer, 85 chargés de direction)

Die Diskussionen zur Schulorganisation gestalten sich mit dem neuen Schulgesetz etwas anders. DP-Rätin Colette Mart fand die Dokumente, wie etwa die von den 19 Grundschulen vorgelegten „Plans de réussite scolaire“ (PRS), sehr spannend, weil sie viel über die Probleme der einzelnen Schulen sowie die Herangehensweise der Schulgemeinde verraten. Was aber offenbar immer wieder auftaucht, ist das Thema Gewalt und Mobbing. An einer Schule soll es sogar eine „salle de détresse“ geben, was Mart eine gute Initiative findet, „aber es ist traurig, dass so etwas nötig ist“. Kritik gab es allerdings von der Opposition. CSV-Rätin Isabelle Wiseler wollte wissen, ob der „indice social“, der in die Berechnung des Kontingents mit einfließt, nun jener der Stadt Luxemburg sei oder ob es der sei, der die Schulbevölkerung ausmacht, denn offenbar besuchen viele Kinder Privatschulen. Auch ob darin den Unterschieden der einzelnen Viertel Rechnung getragen wurde, wollte sie wissen. Sie bemängelte auch das Fehlen einzelner Berichte (kulturelle Animation, Capel, „classes de transition“, …), die langen Wartelisten für Plätze in den Foyers (es sollen etwa 180 Kinder sein).

Nach der Grundschule

Auch LSAP-Rat Marc Angel bemängelte das Fehlen wertvoller Berichte im Dossier. Die PRS seien sehr informativ und man heiße sie gut, was aber nicht für die gesamte Schulorganisation gelte. Es fehlten, so Angel, u.a ausreichend Informationen zu den „classes de transition“, der „éducation morale“ und mit den vorliegenden Dokumenten könne man sich kein Bild von den Problemen machen, die die Akteure im Schulwesen haben. Die Schulschöffin werde ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht, so der Vorwurf. Auch die Spannungen mit dem „Comité de cogestion“, das durch den „indice social“ verfälschte Bild und Anfragen einzelner Schulen nach mehr Klassen waren Themen von Angels Einwänden. Die LSAP stimme nicht gegen die Schulorganisation, weil man kein Zeichen setzen wolle, dass man die Arbeit der Leute nicht gutheiße, daher enthalte man sich.

Auffällig war gestern das Zahlenwerk. So setzen ca. 39,3 Prozent der Luxemburger Grundschüler ihre schulische Laufbahn im „Classique“ fort, ca. 50 Prozent werden ins „Technique“ orientiert und 8,8 Prozent ins „Modulaire“. Damit ist man, wenn man denn unbedingt das „Classique“ als ‚besser‘ ansehen will, leicht über dem Landesdurchschnitt, allerdings schwanken diese Zahlen von Viertel zu Viertel. Die Werte gehen von 15 bis zu 65 Prozent der Schüler, die ins „Classique“ weiter gehen. ADR-Rat Henckes sprach von „Désorganisation scolaire“, das Beste, was man mit dem Bericht machen könne, sei sich drauf zu setzen.DP-Rat Radoux warf den Vorwurf von aufreibenden Reden in den Raum, die den Hauptpunkt verfehlten, nämlich die Frage, was das Ziel der Schule sei? Seine Antwort: Allen Kindern, die gleichen Chancen geben, etwas zu lernen. Er verwies auf Zahlen, Studien aus den USA und meinte, die Stadt solle ruhig den Mut haben, nach vorne zu preschen um die Situation zu verbessern.Auffällig war gestern auchHier besteht demnach reichlich Analysebedarf.

Offene Fragen

Die Diskussion um die Schulorganisation warf noch viele weitere Fragen auf. Fehlende Vergleichbarkeit, unangepasste PRS, Schulen und Foyers, die aus allen Nähten zu platzen drohen, die 22 Prozent der Fehlstunden, die nicht ersetzt werden konnten, oder die Zahl von 50 Prozent der Lehrer, die an einer Weiterbildung teilgenommen haben, was nichts anderes heißt, als dass die andere Hälfte das nicht getan hat.

Viviane Loschetter bemerkte in ihrer Antwort, dass sie viele der Kritiken teile, aber es sei schwer für den Schöffenrat zu reagieren, da man für viele Sachen auf legislativem Niveau einfach keine Befugnisse mehr habe. Man könne effizienter sein, aber dafür müsste man dirigistisch vorgehen. „Ja, wir können es besser machen, aber dann gehen wir in die Schulen und sagen den Akteuren, was wir im Gemeinderat beschlossen haben“, so Loschetter. Außerdem stimme man jetzt ’nur‘ über die provisorische Schulorganisation, wobei man versuche, das bestmögliche Umfeld zu schaffen. Wohl sei nicht alles perfekt, aber den PRS solle man eine Chance geben, auch weil man sowieso keine große Wahl habe. Was die nicht ersetzten Fehlstunden angehe, so sei man als Gemeinde hierfür nicht mehr verantwortlich.