Montag10. November 2025

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Piepsen … und dann ist Ruhe…

Piepsen … und dann ist Ruhe…
(AP)

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Die bislang unter Verschluss gehaltenen Cockpit-Tonbänder wurden am Montag vor Gericht abgespielt. Ob daraus neue Erkenntnisse gewonnen werden, bleibt abzuwarten.

Was wurde die letzten Minuten vor dem Crash im Cockpit gesagt? Das werden Gericht und Publikum erfahren, wenn die Aufzeichnungen des Voicerecorders vorgespielt werden. Die Entscheidung dazu teilte Richter Prosper Klein am Montag mit. Er verwarf damit den Antrag der Verteidigung des Unglückspiloten, auf das Abspielen der Aufzeichnungen im Gerichtssaal zu verzichten.

Die Verhandlung wurde mit dem Anhören eines weiteren Linienpiloten der Luxair fortgesetzt. C.M. bestätigte die Aussagen seiner Kollegen. Dem Pilot der Unglücks-Fokker wird unter anderem vorgeworfen, die vorgeschriebenen Prozeduren nicht eingehalten zu haben und während des Fluges verbotenerweise den Rückschub aktiviert zu haben.

„Ein zuverlässiger Pilot“

Der Zeuge, der auch Fluginstruktor war, konnte nichts Negatives über Claude Poeckes sagen. Er hatte den Ruf, ein zuverlässiger Pilot zu sein. Er sei nie negativ aufgefallen, betonte C.M. „Könnte der Pilot ausserhalb der Tests nicht überheblich werden?“, fragte Richter Prosper Klein. „Kann sein, ist aber unwahrscheinlich“, entgegnete der Zeuge. Auf die Zusammenarbeit im Cockpit angesprochen konnte C.M. jedoch nicht sagen, warum am 6. November 2002 der Co-Pilot seinen Kollegen nicht gestoppt hat, als dieser die Fehlmanipulation vornahm. Der Fokker-Crash hat 20 Menschenleben gefordert.

Der Anwalt des Piloten wollte wissen, ob es bei einem Landeanflug jederzeit möglich sei, wieder Gas zu geben.“Ja, aber man muss abwägen, ob es die ideale Lösung ist. Alles hängt von der Situation ab“, sagte C.M. Eine abgebrochene Landung dürfe man jedoch auf keinen Fall wieder aufnehmen. Aber auch dieser Pilot betonte, dass bei der Auslegung der Richtlinien für die Piloten Handlungsspielraum besteht. Bei Sicherheitsfragen dürfe es hingegen keine Abweichung geben, unter anderem was den Landeanflug oder das Tragen des Sicherheitsgurts betrifft, betonte indes der Rechtsbeistand eines Nebenklägers. Hätte der Co-Pilot nicht eingreifen müssen, fragte ein anderer Anwalt. „Schwer zu sagen. Er hätte es auf jeden Fall tun können“, antwortete der Luxairpilot. Das Kommando könne er aber nur in einem absoluten Ausnahmefall übernehmen, unterstrich seinerseits Richter Klein. Zustimmung beim Zeugen.

Die Tonbänder

Vor Gericht werden dann die Tonbänder aus dem Cockpit abgespielt. Die Tonqualität sei nicht sehr gut, warnt der Staatsanwalt.

Zuerst reden beide Piloten über einen eingezogenen Führerschein. Dazwischen hört man Anweisungen des Towers. Der Pilot sagt anschliessend, dass er dringend aufs Klo muss. Immer wieder kommen Informationen vom Tower. Dann wird wieder über das Autofahren gesprochen. Einer der Piloten erzählt von seinen Erlebnissen mit der Polizei und dem Verkehrsgericht. Auch die schulische Laufbahn eines der Piloten kommt zur Sprache. Dann regen sich beide darüber auf, dass sie nicht sofort landen können und fragen sich, was sie den Passagieren erzählen sollen. Der Kontrollturm informiert sie über die schlechte Sicht. Die Crew fragte sich anschliessend, ob sie nicht hinter einer Cargolux-Maschine landen können. Es sei ausgeschlossen, nach Saarbrücken zu fliegen. Dann entscheiden sie, die Landung abzubrechen und eine Warteschleife über Diekirch zu fliegen. Ein paar Minuten später bedauern die Piloten wieder, dass sie nicht im Schweif einer Cargolux landen konnten.

Sie fragen noch einmal nach der Sicht. Ungenügend, heißt es. Die Crew beschließt, ein Go-around einzuleiten. Der Turm bestätigt, dass die Sicht unter 300 Metern liegt. Der Landeanflug wird eingeleitet. Nur noch ein Piepsen ist zu hören, dann ist Ruhe.

Der Staatsanwalt betonte schliesslich, dass man auch die Filme, die im Rahmen der Untersuchung produziert wurden, zeigen könne. Während das Gericht das Interesse einer solchen Vorführung nicht einsieht, fragt der Anwalt von Poeckes, ob man nicht die Demo des Flugsimulators in Maastricht zeigen könne.

Fortsetzung des Prozesses am Dienstag.