Freitag7. November 2025

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Ein TV-Komiker auf Reagans Spuren

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Der US-Präsidentenwahlkampf könnte bald um eine Absurdität reicher sein. Der TV-Komiker Stephen Colbert spielt öffentlich mit dem Gedanken einer Kandidatur ums Weiße Haus - als Pseudo-Republikaner.

Vor gut 30 Jahren zog Hollywood-Schauspieler Ronald Reagan als US-Präsident in das Weiße Haus ein. Jetzt schickt sich ein Fernseh-Komiker an, dem Republikaner nachzufolgen. Stephen Colbert, geistreicher Satiriker mit erfolgreicher Late-Night-Show, will die Absurditäten des laufenden Präsidentschaftswahlkampfes offenbar nicht mehr nur in Witzen darstellen, sondern mit einer eigenen Kandidatur auf die Spitze treiben. Noch wirken seine politischen Gehversuche wie ein PR-Gag. Wahlkampf-Beobachter in den USA registrieren seine Schritte aber ganz genau.

Logo" class="infobox_img" />Der US-Präsidentenwahlkampf könnte bald um eine Absurdität reicher sein. (dpa)

So schaffte es der 47-Jährige auf Titelseiten, als er vergangene Woche seine Pläne für eine Teilnahme an den US-Vorwahlen verkündete. «Präsident der Vereinigten Staaten von South Carolina» wolle er werden, wo die Republikaner am kommenden Samstag bei einer Primary ihren Kandidaten fürs Weiße Haus bestimmen. Die Wähler dort riefen nach einem Mann, „der die frühere Größe unserer Nation wieder zu ihrer jetzigen Perfektion macht“, ließ er in seiner bombastischen Ankündigung ganz im amerikanischen Politikstil wissen. Rings um ihn rieselte der Konfetti in den Nationalfarben rot, weiß und blau.

Nur der „Ziehsohn“

Colbert ist eigentlich nur ein „Ziehsohn“ des ungleich bekannteren Komikers Jon Stewart. Während der für seine als Nachrichtensendung getarnte Unterhaltungsshow eine Auszeichnung nach der anderen gewinnt, führt Colbert mit seiner eine halbe Stunde später laufenden bitterbösen Satiresendung vergleichsweise ein Schattendasein. Doch indem er unbarmherzig wie klug das politische System der USA ins Lächerliche zieht, hat er sich eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut.

Sein Rezept: Abend für Abend schlüpft er in die Rolle seines gleichnamigen Alter-Egos, einem ultrakonservativen Republikaner, der sein Land von Sozialschmarotzern, Immigranten und am liebsten gleich allen Demokraten befreien will. «Wenn unsere Gründungsväter gewollt hätten, dass wir uns um den Rest der Welt kümmern, dann hätten sie nicht ihre Unabhängigkeit von ihr erklärt», lautet eine der Formeln, die er seiner arroganten Kunstfigur in den Mund legt. Übertreibungen wie diese sollen extreme republikanische Ideen ad absurdum führen.

Genug Geld ist da

Vor Monaten schon hatte Colbert eine Organisation aufgebaut, die Spenden für den Wahlkampf sammelt. Am Donnerstag dann übertrug er die „gewaltigen Finanzmittel“ des „Colbert Super PAC“ (Political Action Committee, politisches Aktionskomitee) auf Stewart, um sich als möglicher Kandidat von der Gruppe unterstützen lassen zu können.

Allein schon das war Satire pur – ein Fingerzeig auf das komplexe Wahlkampfspenden-System in den USA. Die Lobbyisten-PACs dürfen unbegrenzt Geld sammeln und damit Wahlwerbung für ihren Kandidaten bezahlen. Sie dürfen diese nur nicht mit ihrem Schützling absprechen. So benannte Stewart die Gruppe als erstes kurzerhand in „Definitiv nicht mit Stephen Colbert koordiniertes Super PAC“ um.