Freitag31. Oktober 2025

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„Wir sind ganz optimistisch“

„Wir sind ganz optimistisch“
(Symbolbild/ dpa-Archiv)

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Die Chefetage in Luxemburg ist männlich, heißt es in einer Studie. Doch das Umdenken in den heimischen Unternehmen hat längst begonnen.

Wir bilden, laut Ernest&Young-Studie das Schlusslicht beim Frauen-Anteil in den Vorständen der 290 größten Börsenunternehmen. In Luxemburg wurden 2010 sechs Unternehmen mit insgesamt 47 Vorstandsmitgliedern unter die Lupe genommen. Das Urteil: Nur zwei Prozent der luxemburgischen Vorstände von Börsenunternehmen sind weiblich. 2005 waren es immerhin 5 Prozent. Irland ist Spitzenreiter, was der Frauenanteil in der Führungsriege betrifft. Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz findet man Deutschland, wo es 2005 keine Frauen in Spitzenpositionen gab.

Mit seinem Ergebnis bewegt sich Luxemburg entgegen der allgemeinen Trends: „In den meisten Branchen und Ländern ist die Zahl weiblicher Vorstandsmitglieder seit 2005 gestiegen“.

„Wir sind ganz optimistisch“

„Im Land tut sich sehr viel auf diesem Gebiet“, bestätigt Maryse Fisch aus dem Gleichstellungsministerium. Eine CEPS-Studie, die demnächst vorgestellt wird, bestätigt, dass 2011 deutlich mehr Frauen in Top-Positionen hiesiger Unternehmen aufgestiegen sind. Entgegen der beiden ersten Erhebungen zum Frauenanteil in Luxemburger Verwaltungsräten 2003 und 2006, seien die Vorjahreszahlen eine deutliche Steigerung, freut sich Fisch.

Diese Entwicklung ist kein Selbstläufer. Zahlreiche Projekte zwischen dem Ministerium und der Privatwirtschaft tragen bereits Früchte. Die Luxemburger Bankenvereinigung ABBL habe sich laut einer selbst ausgearbeiteten Charta dazu verpflichtet, auf diesem Gebiet aktiv zu werden. „Insgesamt merkt man deutlich, dass Firmen das Ernst der Lage selbst erkannt haben und sich freiwillig für eine Veränderung engagieren“, betont Maryse Fisch mit Nachdruck.

Wenig aussagekräftig

Die Ernest&Young-Studie dagegen hält Fisch für nicht repräsentativ. „Luxemburg ist im Bereich der börsennotierten Unternehmen ein spezieller Fall“. Sie erklärt: „Von den wenigen solchen Firmen in Luxemburg, gibt es manche, die nur wenige oder gar keine Mitarbeiter haben“. So dass die Anstellung weiblicher Beschäftigte sich gleich auf die Quote auswirke, kritisiert Maryse Fisch. Das verfälsche wiederum das Endergebnis, wenn es um den Frauenanteil in Luxemburger Unternehmen gehe, heißt es aus dem Gleichstellungsministerium.

Auch der Vorstoß von EU-Kommissarin Reding eine Frauen-Quote für Vorstände einzuführen, hält Fisch für „begrenzt“ einsetzbar im Land. 2011 hatte Vivianne Reding angekündigt: „Wenn ich jetzt die Keule schwinge, werden die Herren Firmenchefs sich schon bewegen“. Damals prangerte sie an, dass die Selbstverpflichtung von Unternehmen für mehr Frauen im Top-Management „fruchtlos“ geblieben sei.

Angst vor Verantwortung

Der berufliche Aufstieg von Frauen wird immer noch durch den Nachwuchs ausgebremst. „Unternehmen und die Frauen selbst bestätigen uns unabhängig voneinander, dass sie nicht mehr Verantwortung in der Firma übernehmen wollen“, sagt Maryse Fisch. „Viele internationale Unternehmen wollen mehr weibliche Führungskräfte“, so die Verantwortliche. „Aber so lange die Menschen mit einem Chefposten eine 60-Stunden-Woche verbinden, bleibt er für viele abschreckend“, so Fisch nüchtern. Daher sei es verständlich, dass dieser Lebensentwurf nicht der Traumvorstellung der Arbeitnehmer entspricht, meint Maryse Fisch. Das Gleiche gelte ebenso für die Männer, die eine Familie haben, heißt es.

Interessant im Zusammenhang mit der Gleichstellung ist, dass Frauen in den ersten Jahren nach ihrem Abschluss oft mehr verdienen, als ihre männlichen Kollegen. „Der Graben auf dem Gehaltszettel tut sich bei den meisten Frauen nach der Geburt der Kinder auf“, bestätigt Maryse Fisch. Angefangen bei der Auszeit vom Job bis zum Nicht-Annehmen einer höheren Position – die Gründe für weniger Geld im Portemonnaie sind vielfältig, fasst Fisch zusammen.