Nach nächtlichen Demonstrationen in mehreren Vierteln von Damaskus haben Aktivisten am Mittwoch von zahlreichen Festnahmen in der syrischen Hauptstadt berichtet. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter teilte mit, im Viertel Al Kabun seien bei einer Großrazzia zahlreiche Menschen abgeführt worden.
Die sogenannten Revolutionskomitees veröffentlichten ein Video, das eine nächtliche Demonstration zeigt, die ihren Angaben zufolge am Dienstag im Stadtzentrum am Abbasiden-Platz stattfand. Die Teilnehmer der Kundgebung rufen: „Wir wollen Freiheit, Islam und Christentum!“ Auch im Stadtteil Messe, in Birsa und in dem Viertel Hadschr al-Aswad soll erneut protestiert worden sein.
Familie massakriert
Ein Mitglied des oppositionellen Syrischen Nationalrates zeigte sich unterdessen entsetzt über die am Vortag veröffentlichten Fernsehbilder einer Familie, die in der Stadt Homs mit Messern massakriert worden war. „Die Sicherheitskräfte suchten nach einem Mitglied dieser Familie; und weil sie den Mann nicht fanden, haben sie stattdessen seine ganze Familie umgebracht“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Der regimetreue TV-Sender Al-Dunia hatte am Dienstag gemeldet, die Zivilisten seien von einer Brigade von Deserteuren getötet worden. Aktivisten berichteten am Mittwoch von Vergewaltigungen und willkürlichen Hinrichtungen in dem seit Tagen abgeriegelten Viertel Baba Amro. Insgesamt sollen am Mittwoch in Syrien 16 Zivilisten getötet worden sein.
Angriff auf historische Festung
In der Ortschaft Schaizar in der Provinz Hama wurden bei einem Angriff mit Artilleriegeschützen nach Angaben von Regimegegnern 15 Häuser sowie die Ruine der historischen Festung von Schaizar stark beschädigt. Der Angriff habe begonnen, nachdem sich mehrere Soldaten von der Truppe abgesetzt hätten, hieß es.
Der französische Philosoph Bernard-Henry Lévy forderte in einem Interview der „Zeit“, die Opposition mit Waffenlieferungen und Lufteinsätzen zu unterstützen.
Vertreter der syrischen Opposition fordern Waffen von der internationalen Gemeinschaft, um die Menschen in Syrien gegen Angriffe des Assad-Regimes zu verteidigen. „Das Regime greift (…) Zivilisten an, und zwar mit Hightech-Waffen. Diese Menschen müssen verteidigt werden. Wenn ein Panzer Wohngebäude angreift, braucht man doch Mittel, um ihn unschädlich machen zu können“, sagte der Sprecher des oppositionellen Nationalrates Bassam Ishak in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag). Syrien brauche keine Intervention, sondern Hilfe zur Selbstverteidigung. Außerdem seien Schutzzonen wichtig. „Wir würden jede Hilfe unserer Nachbarn annehmen, um Schutzzonen aufzubauen, sei es durch die Türkei oder durch andere Länder.“
An diesem Donnerstag will der Syrien-Sondergesandte der Vereinten Nationen, Kofi Annan, in Kairo mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil a-Arabi, über einen Ausweg aus der Syrienkrise beraten. Ein für Samstag geplanter Besuch Annans in Damaskus wurde dagegen von der Regierung noch nicht offiziell bestätigt. In der Zwischenzeit wurde der UN-Nothilfekoordinatorin, Valeria Amos, am Mittwoch Zugang in das seit Tagen abgeriegelte Viertel Baba Amro in der syrischen Stadt Homs gewährt.
De Maart

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