Er machte Fotojournalismus der besten Sorte: Der Deutsche Horst Faas brachte Bilder aus dem Vietnamkrieg, die aufwühlten und vielfach ausgezeichnet wurden. Jetzt ist er mit 79 Jahren gestorben.
Für die US-Nachrichtenagentur AP leitete Horst Faas ab 1962 in Saigon die Bildberichterstattung aus dem Vietnamkrieg. 19. März 1964: Ein Vater hält sein totes Kind in den Armen und zeigt es südvietnamesischen Soldaten. (Tageblatt/Horst Faas)
August 1962: Südvietnamesische Soldaten schlafen in einem US-Lastwagen. Sie sind auf dem Rückweg in die Provinzhauptstadt Ca Mau. (Tageblatt/Horst Faas)
15. Juli 1966: Nachdem ein CH-46 Helikopter in der neutralen Zone zwischen Nord und Süd abgeschossen wurde und am Boden zerstellte, bringen sich US-Marines in Sicherheit. (Tageblatt/Horst Faas)
2. April 1967: Ein toter US-Soldat auf dem Schlachtfeld in Vietnam. (Tageblatt/Horst Faas)
16. Januar 1966: US-Leutnant George Eyster aus Florida wird von Kollegen auf die Bahre gehievt, nachdem er in Trung Lap von Vietkong-Scharfschützen angeschossen wurde. (Tageblatt/Horst Faas)
Dezember 1965: US-Soldaten begleiten vietnamesische Schulkinder und Frauen, die in ihr Dorf Xuan Dien zurückkehren. (Tageblatt/Horst Faas)
Januar 1965: Südvietnamesische und amerikanische Soldaten ruhen sich nach einer kalten Nacht im Dschungel von Binh Gia aus. Sie erwarten einen Angriff der Nordvietnamesen, der aber nie eintritt. (Tageblatt/Horst Faas)
11. Mai 1965: Näher kann man nicht ran. Fotograf Horst Faas versucht in Vietnam auf einen US-Helikopter zu gelangen. Er steckt im überfluteten Schilf fest. (Tageblatt)
Faas war auch in anderen Kriegsgebieten unterwegs, wie zum Beispiel im Kongo. 26. Januar 1961: Kongolesische Helfer verteilen Menschen im Spital von Miabi in Süd-Kasai gedörrten Fisch und Palmenöl. (Tageblatt/Horst Faas)
28. November 1961: Kongolesische Kindersoldaten in improvisierten Uniformen werden in Elisabethville im Kongo mit hölzernen Gewehren ausgebildet und gedrillt. (Tageblatt/Horst Faas)
26. Januar 1961: Ein krankes und hungriges Baluba-Kind im Spital Miabi in Süd-Kasai im Kongo. (Tageblatt/Horst Faas)
27. November 1965: Nach einem Kampf im Viet Cong bei der Michelin Gummiplantage liegen tote US- und Vietnamsoldaten auf einem Weg. Ein Aufräumer schützt sich vor dem Gestank. (Tageblatt/Horst Faas)
18. Dezember 1971: Zuvorderst beim Geschehen - wie hier im unabhängig gewordenen Bangladesh. Bengalen foltern und töten anschließend vier Männer, die verdächtigt wurden, mit den Pakistani kollaboriert zu haben. (Tageblatt/Horst Faas, Michel Laurent)
4. Mai 1962: Ein Kind mit Spielzeuggewehr spaziert mit seiner Mutter dem Bastille Palast in Oran, Algerien entlang - beobachtet von französischen Soldaten. (Tageblatt/Horst Faas)
14. Juni 1974: Der ägyptische Präsident Anwar Sadat und US-Präsident Richard Nixon bei den Pyramiden von Gizeh in Kairo. (Tageblatt/Horst Faas)
Oktober 1974: Mohammed Ali vor seinem Kampf gegen George Foreman in Zaire. (Tageblatt/Horst Faas)
Von Horst Faas gibt es viele Porträts: Hier im Einsatz in Südvietnam. (Tageblatt)
Mai 1968: Horst Faas mit seiner Fotokamera in Saigon. (Tageblatt/Eddie Adams)
Faas in Ca Mau, Vietnam. (Tageblatt)
März 1998: Horst Faas (links) und AP-Chef von Saigon Richard Pyle posieren in Laos, wo 1971 ein Helikopter abgestürzt ist und vier Vietnamkrieg-Fotografen getötet wurden. (Tageblatt/Roger King)
1967: Alles durch die Linse. "Horst Faas war ein Gigant in der Welt des Fotojournalismus. Sein außerordentliches Engagement beim Erzählen schwieriger Geschichten war einzigartig und bemerkenswert", sagte AP-Vizepräsident Santiago Lyon. (Tageblatt)
Nach Komplikationen mit Medikamenten war Faas seit 2005 von der Hüfte abwärts gelähmt. Seit 2008 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends, seit Februar lag er im Krankenhaus. Im Mai 2012 ist er gestorben. (Tageblatt/Enric Marti)
April 1969: Eine Vietnamesin aus dem Süden trauert um ihren toten Ehemann, der zusammen mit 47 anderen Leichen in einem Massengrab in der Nähe von Hue gefunden wurde. (Tageblatt/Horst Faas)
Juni 1965: Geschockte Überlebende eines Angriffs in Dong Xoai in Angst und Schrecken. (Tageblatt/Horst Faas)
9. Januar 1964: Ein südvietnamesischer Soldat westlich von Saigon schlägt einen Bauern, der mit den Nordvietnamesen kollaboriert haben soll. (Tageblatt/Horst Faas)
März 1965: Soldaten in US-Army-Helikopter beschiessen vietnamesischen Boden, um den Vorstoß der Truppen des Südens zu unterstützen. Diese wollen ein Camp der Viet-Cong-Soldaten in Tay Ninh angreifen. (Tageblatt/Horst Faas)
30. März 1965: Verletzten Vietnamesen wird in Saigon nach einer Bombenexplosion vor der US-Botschaft erste Hilfe geleistet. (Tageblatt/Horst Faas)
1. Januar 1966: Frauen und Kinder verstecken sich in Bao Trai in einem Sumpf vor den Nordvietnamesen. (Tageblatt/Horst Faas)
März 1973: Amerikanische Kriegsgefangene im Internierungslager von Ly Nam De in Hanoi im Norden Vietnams. (Tageblatt/Horst Faas)
Der 1933 in Berlin geborene Horst Faas galt als einer der profiliertesten Fotojournalisten weltweit. Gleich zweimal wurde er mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet: 1965 für seine Arbeit während des Krieges in Vietnam und 1972, zusammen mit Michel Laurent, für Bilder von der Ermordung Angehöriger der Bihari-Minderheit in Dakar in Bangladesch. Der auch sozial stark engagierte langjährige Fotoreporter und Bildredakteur der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) starb am Donnerstag im Alter von 79 Jahren in München.
Faas begann seine Karriere 1951 bei der Bildagentur Keystone in München. 1952 wechselte er zur AP, für die er danach an den Brennpunkten der Welt fotografierte. Von 1963 bis 1974 leitete er die AP-Fotoredaktion in Saigon und berichtete damit praktisch über den gesamten Verlauf des Vietnam-Krieges. 1976 wurde er AP-Fotochef für Europa, Afrika und den Nahen Osten in London.
In Vietnam fast gestorben
Im Dezember 1967 wurde Faas in Südvietnam selbst schwer verwundet und wäre ohne die Hilfe eines Sanitäters wohl verblutet. Danach konnte er zunächst nur noch an Krücken gehen und nicht selbst im Februar 1968 über die Tet-Offensive berichten. Stattdessen koordinierte er vom Büros aus die Bildberichterstattung. AP-Fotograf Eddie Adams kam dabei mit einem der berühmtesten Bilder des Krieges zurück: Wie der südvietnamesische Polizeichef einen gefangenen Vietcong auf einer Straße in Saigon erschiesst. Zusammen mit AP-Reporter Peter Arnett produzierte Faas Reportagen, etwa über eine Einheit, die sich weigerte, gegen den Feind vorzugehen.
Faas ging es aber nicht nur um die Bilder, er engagierte sich auch stark für den Nachwuchs und bildete in Vietnam viele Fotografen aus, darunter auch viele Vietnamesen. Sein Auftrag an sie lautete, mit „guten Bildern“ zurückzukommen. Zu seinen Schülern gehörte auch Huynh Cong „Nick“ Ut, der für sein weltweit bekannt gewordenes Bild eines schwer verbrannten vietnamesischen Mädchens, das vor einem Napalmangriff flieht, 1972 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.
Schwer erkrankt in Vietnam
Später widmete sich Faas über die Tagesarbeit hinaus den Schicksalen von in Vietnam und Indochina getöteten oder verschollenen Kollegen. Er veröffentlichte die Bücher „Lost over Laos“ und zusammen mit Tim Page den Bildband „Requiem“. Auf seiner letzten Reise nach Vietnam, wo er sich auch nach seiner Pensionierung sozial engagierte und den beruflichen Nachwuchs förderte, erkrankte Faas schwer. Er war seitdem querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Trotzdem reiste er noch 2005 und 2008 zweimal in die USA.
Faas wurde 2005 mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichnet. Der Preis gilt als höchste Auszeichnung in der deutschen Fotografie. Faas wurde so für sein Lebenswerk als AP-Fotoreporter und Bildredakteur sowie für sein soziales Engagement geehrt.
Fass hinterläßt seine Frau Ursula und seine Tochter Clare.
Eric Rings, geboren 1979 in Esch/Alzette, studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Heidelberg und fing 2010 als Journalist beim Tageblatt an. Seit 2019 schreibt er über innenpolitische Themen.
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