Sonntag16. November 2025

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Schwere Krawalle in Hamburg

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Brennende Polizeiautos und Barrikaden: Im Vorfeld eines Aufmarschs von Neonazis wurde ein ganzer Hamburger Stadtteil verwüstet. Die Polizei befürchtet weitere Ausschreitungen.

Durch schwere Ausschreitungen rund um eine Demonstration von Rechtsextremen ist am Samstag der Hamburger Stadtteil Wandsbek verwüstet worden. Gegner des Neonazi-Aufmarschs stellten am Eilbeker Weg Strassenbarrikaden auf, um die Marschroute zu blockieren. Dann zündeten sie die aus Müll oder Tonnen bestehenden Barrikaden an. Die Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um die Flammen zu löschen. Augenzeugen sprachen von einem Bild wie „in einem Katastrophengebiet.“

Zuvor hatten Teilnehmer einer ursprünglich angemeldeten Gegendemonstration in Wandsbek Polizisten mit Steinen und Böllern beworfen. Acht Beamte wurden verletzt, wie eine Polizeisprecherin sagte. Die Täter ordnete sie der linken Szene zu. Beamte umstellten die Gruppe und nahmen 500 bis 700 Teilnehmer in Gewahrsam, um deren Personalien aufzunehmen. Es wurden Verfahren wegen schweren Landfriedensbruchs eingeleitet.

Gegen Mittag waren der Sprecherin zufolge stadtweit „über tausend“ Polizisten im Einsatz. Neben Wasserwerfern war die Polizei auch mit einem Hubschrauber unterwegs, um den Überblick über die Veranstaltungen in der Stadt zu behalten. „Die Lage ist sehr unübersichtlich“, sagte die Sprecherin. Schon in der Nacht hatten Brandstifter elf Polizeiautos auf dem Parkplatz eines Hotels angezündet, in dem Beamte schliefen. Die Täter waren unerkannt entkommen.

Polizei geht gegen Sitzblockaden vor

Am Samstag protestierten aber auch Tausende Menschen friedlich in der Innenstadt gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen. Am Morgen gab es eine Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) mit Polizeiangaben zufolge 3000 Teilnehmern und eine Kundgebung des vom Senat unterstützten Bündnisses „Hamburg bekennt Farbe“ vor dem Rathaus. Nach Polizeiangaben versammelten sich dort 10.000 Menschen. Es gab ein buntes Bühnenprogramm, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hielt eine Rede.

Ebenfalls friedlich versuchten Menschen mit Sitzblockaden den Aufmarsch der Neonazis zu verhindern. Am Eilbeker Weg setzten sich Hunderte auf die Straße. Ein Sprecher der Veranstalter berichtete von Festnahmen, zudem seien einige Teilnehmer von der Polizei verletzt worden. Ein Augenzeuge berichtete, dass Beamte die Blockierer mit körperlicher Gewalt und Wasserwerfern von der Strasse entfernten. Eine Polizeisprecherin bestätigte Festnahmen. „Wir versuchen den Eilbeker Weg freizubekommen“, sagte sie.

In der Nacht Polizeiautos angezündet

Die Neonazis durften nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts ab Mittag im Bezirk Wandsbek marschieren. Die Behörden rechnen mit bis zu 1000 Teilnehmern und befürchten Ausschreitungen von Rechts- und Linksextremen.

Nicht friedlich verlief die Nacht zuvor. Brandstifter zündeten elf Fahrzeuge der Polizei auf einem Hotelparkplatz im Stadtteil Lemsahl-Mellingstedt an, darunter Gruppenfahrzeuge und Streifenwagen. In dem Hotel waren Polizisten für den Einsatz untergebracht. Die Beamten vermuten einen Zusammenhang zwischen der Tat und den Demonstrationen. Es gebe aber noch keine Hinweise auf die Täter, sagte die Polizeisprecherin.