Samstag8. November 2025

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„Wëssenbuerg“: bald muslimische Privatschule?

„Wëssenbuerg“: bald muslimische Privatschule?
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Gibt es ab der kommenden Rentrée eine muslimische Privatschule in Luxemburg? "Incha Allah" - "So Gott will", lautet die Antwort auf diese Frage Ja. Denn auf der Internetseite der geplanten Schule www.wessenburg.lu läuft bereits der Countdown.

Ob „Wëssenburg – D’Buerg vum Wëssen“ allerdings tatsächlich im kommenden Herbst Kurse anbietet, ist mehr als ungewiss.

Denn neben allen Bedingungen, die man erfüllen muss, um eine Privatschule betreiben zu dürfen – und diese müssen ja erst mal erfüllt sein, und das muss vom betreffenden Ministerium kontrolliert werden –, ist das eingereichte Dossier eh noch nicht komplett.

Dies geht jedenfalls aus der Antwort von Bildungsminister Claude Meisch auf eine parlamentarische Frage vom Abgeordneten Fernand Kartheiser hervor. In den knapp drei Monaten bis zum nächsten Schulbeginn dürfte dies also sehr eng werden.

Antrag vom 27. Januar 2016

Der Antrag auf Gründung liegt jedenfalls vor, eingereicht am 27. Januar 2016. Die „Wëssenbuerg – Ecole privée A.s.b.l.“ wolle laut Meisch „im Kontext der Diversität der Luxemburger Gesellschaft ein weiteres Schulangebot anbieten. Laut Antrag soll die Schule für Jungen und Mädchen sein, und die Zyklen eins bis vier des ‚Fondamental‘ anbieten in strikter Konformität zum nationalen Lehrplan.“

Der Minister verweist in seiner Antwort mehrfach auf die laut Gesetz vom 13. Juni 2003 zu erfüllenden Bedingungen, v.a. die aus Art. 3: hier geht es um „honorabilité“ und berufliche Qualifikation von Direktion und Personal, Finanzen, Räumlichkeiten, Lehrplan etc.

Keine Aussage über „private Ansichten“

In Art. 19 heißt es des Weiteren noch, dass eine Privatschule des „Fondamental“, welche den nationalen Lehrplan anwendet, nur Lehrer einstellen darf gemäß den Vorschriften und Vorgaben bezüglich der Diplome, die in der öffentlichen Schule gelten.

Prinzipiell hält der Bildungsminister fest, dass es ihm nicht zustehe eine Aussage zu machen über „private Ansichten der Lehrer, ob es nun religiöser, privater oder gewerkschaftlicher Natur sei, egal ob diese in einer öffentlichen oder privaten Schule arbeiten, solange diese keinen Einfluss auf ihr neutrales Verhalten im Unterricht haben.“

Auf weitere Fragen von Kartheiser zu u.a. der Art des Geschichts- oder auch „Civique“-Unterrichts an dieser Schule oder auch, ob der Minister in dieser Schule eine Chance auf Integration oder aber eher die Gefahr einer Parallelgesellschaft sehe, antwortet Claude Meisch ebenfalls unter einem prinzipiellen Gesichtspunkt.

Wir zitieren aus der Antwort:

„Mir liewen an enger Gesellschaft, déi sech duerch eng enorm Diversitéit auszeechent, déi mir dacks am Ausland als eenzegaarteg presentéieren, a fir déi mir och oft mat vill Bewonnerung zitéiert ginn. Dés Diversitéit gëtt all Dag méi grouss an zitt sech ewéi e roude Fuedem duerch eis Sproochesituatioun, an awer och duerch eis aussergewéinlech grouss kulturell Landschaft.

Mir sinn z.B. frou an houfreg drop, fir eng eenzegaarteg Bréck schloen ze kënnen tëschent der däitscher an der franséischer Kultur a Sprooch déi eis zum Deel selwer charakteriséieren.

An Europa ass et haut esou, datt mir méi Brécken an net méi Grief, Maueren oder Zénk tëschent de Leit brauche fir kënnen zesummen ze liewen. Mir sinn awer och gläichzäiteg gefuerdert, Risiken a Schwieregkeeten ze erkennen an ze léisen.

Ech si frou, datt den honorabeien Deputéierten Kartheiser mir d’Méigelechkeet gëtt, fir op d’Wichtegkeet vun dëser schwiereger Gratwanderung kënnen hinzeweisen an déi ëffentlech Diskussioun iwwert eng Privatschoul mécht däitlech, datt mir ganz gutt mussen oppassen, fir de Kader esou ze setzen, datt mir weiderhi kënne Leit mat ënnerschiddleche Kulturen a Sproochen zu Lëtzebuerg integréieren. Eise Schoulsystem soll dozou bäidroe fir d’Famillje mat Kanner ze integréieren an net auszeschléissen. De Schoulsystem ass deemno de Garant vun der sozialer Kohäsioun.

Mir musse gutt oppassen an eis Kontrollméiglechkeete benotze fir keng Feeler ze maachen. D’Vernetze vun de Betreiungsstrukture mat der Schoul ass eng Piste, déi mir weider mussen dreiwen. D’Fërderung an d’Verbreedung vun der Lëtzebuerger Sprooch gehéieren och duerzou.“

Von muslimischen Eltern

Die A.s.b.l., die die Schule gründen will, gibt es übrigens laut Memorial C seit dem 4. November 2013. Sie hat ihren Sitz in Esch und verpflichtet sich laut Statuten u.a. dem „respect des principes et des valeurs partagés par les pays membres de l’Union européenne.“

Laut eigener Aussage sei das Projekt entstanden nach langer und reiflicher Überlegung von muslimischen Eltern hier in Luxemburg. Unter den sieben Gründungsmitgliedern, alle in Luxemburg wohnhaft, sind drei Luxemburger, ein Portugiese, ein Franzose, ein Tunesier und ein Marokkaner.

„Préscolaire, primaire et secondaire“

In den ursprünglichen Statuten hieß es in Art. 4, das „Objet“ der A.s.b.l. sei „de fournir à la communauté musulmane un enseignement de qualité (…), tout en permettant aux autres communautés de bénéficier des mêmes prestations au sein de nos établissements.“ Dann folgen vier präzise Punkte über die Gründung einer Schule, die sowohl „préscolaire, primaire et secondaire multilinguistique et multiculturel“ anbieten solle.

Nach einer Statutenänderung vom 22. Januar 2016 wurde der einleitende Satz dieses Artikels gestrichen, und der Artikel beinhaltet nur noch die vier präzisen Punkte zur Schulgründung.