Innenminister Dan Kersch besuchte die obengenannte Region gleich am Tag nach den Überschwemmungen und erhielt von vielen Seiten großes Lob für seinen Einsatz und den der Hilfskräfte. Wir notierten damals vor Ort eine überaus große Solidarität in der Bevölkerung, denn nicht nur Bewohner der betroffenen Dörfer halfen den Überschwemmungsopfern, sondern auch Bürger aus nicht betroffenen Gegenden boten ihre Hilfe an. Die Regierung versprach schnelle und unbürokratische Hilfe für die, die ihr Hab und Gut in den Fluten verloren haben. Erinnern wir daran, dass in Ermsdorf, Cruchten und auch in Medernach (um nur diese zu nennen) viele Häuser seit dem 21. Juli komplett unbewohnbar sind.
Heute, wir schreiben den 3. September, ist in vielen Fällen die angekündigte schnelle Hilfe noch nicht angekommen und es gesellen sich für die Betroffenen weitere Probleme zu den bereits bestehenden hinzu. So sucht eine Mutter von zwei Töchtern, die zusammen in einem angemieteten Haus in Medernach wohnte, seit dem 22. Juli nach einer neuen Wohnung. Ihre beiden Kinder leben zurzeit voneinander getrennt bei Bekannten bzw. Familienangehörigen, die Mutter selbst fand Unterschlupf bei den Ordensschwestern in Medernach.
Finanzielle Garantie …
Da sie für ihren Job als Reinigungskraft ein Auto braucht, hat sie für den Kauf eine Anleihe bei der Bank aufnehmen müssen. Sie hat nun keine Möbel mehr, ihre Kleider und die ihrer Töchter sind größtenteils unbrauchbar usw. Die Frau stand am 22. Juli vor dem Nichts, und jetzt? Bei der Suche nach einer neuen Mietwohnung stößt sie bei den Immobilienagenturen immer wieder auf die gleiche Frage nach der finanziellen Garantie. Mit einem 20-Stunden-Job und ohne Hab und Gut ist die Frage schnell beantwortet und die Anfrage der Frau landet beim Immobilienmakler schnell im Papierkorb. So geht das schon seit Wochen.
Hinzu kommt, dass nun fast das gesamte Einkommen an die Bank geht, vom restlichen Geld kauft die Frau das Notwendigste an Kleidungsstücken. „Leben? Nein, leben tue ich im Moment nicht! Ich setze alles daran, damit meine Kinder und ich überleben können, aber ich werde von Tag zu Tag müder und schwächer“, berichtet die Frau. Finanzielle Hilfe habe sie bis dato noch nicht bekommen, da die Experten der Versicherungen „zu viel um die Ohren“ hätten, und viele dieser Fachleute seien „noch in ihrem wohlverdienten Urlaub“. Sie braucht aber ein Gutachten dieser Experten, um weitere Schritte unternehmen zu können.
Versicherungen haben „zu viel um die Ohren“ …
Wie es weitergehen soll, weiß die Frau nicht. Sie verspricht sich nun Hilfe durch eine Sozialhelferin, doch auch hier wurde ihr bereits gesagt, dass vor Mitte bis Ende September wohl nicht viel passieren wird. Allein bei der Caritas habe man ihr eventuell Hilfe bei der Rückzahlung ihres Bankkredits in Aussicht gestellt, damit sie mehr von ihrem monatlichen Einkommen zum Leben hat.
„Je länger es dauert, bevor ich Hilfe bekomme, desto tiefer gerate ich in den Strudel, der mich an den Abgrund zieht“, so die mutige, doch sichtlich erschöpfte Frau. „Ich schlafe kaum noch, bin tagsüber mit meiner Arbeit und dem Papierkram, den ich zum Teil von einem Nachbarn übersetzt bekommen muss, beschäftigt, abends sehe ich noch kurz meine Töchter, wenn Zeit bleibt, und für den Rest mache ich mir nur Gedanken über das, was passiert ist und noch auf uns zukommen wird.“
Dieses Beispiel veranschaulicht, wie weit doch Theorie und Praxis auseinanderliegen oder, anders ausgedrückt, wie langsam doch „schnelle Hilfe“ sein kann.
De Maart




































































































































































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