Der Regisseur des Stückes, Silviu Purcarete, ist – laut Charles Muller, Direktor des Escher Theaters – einer der besten rumänischen Regisseure. Dass der Mann in der Tat ein großartiger Theatermann ist, davon konnten wir uns selbst bei der ersten Vorstellung am Donnerstag, dem 8. Dezember. überzeugen.
„Les voyages de Gulliver“
Wo? Théâtre Esch/Alzette
Wann? Freitag, den 9.12., 20.00 Uhr
Infos & Tickets: www.esch.lu
Von „Gullivers Reisen“ des irischen Schriftstellers Jonathan Swift (1667 – 1745) kennen die meisten wahrscheinlich nur – sofern sie das Buch nicht gelesen haben – aus Kinofilmen die Reisen ins Land Liliput und ins Land der Riesen. Bei Purcaretes Inszenierung steht jedoch das vierte Buch Gullivers im Mittelpunkt, die „Reise in das Land der Houyhnhnms“, das Land der weißen Pferde. Diese halten sich als Bedienstete die „Yahoos“, ein gieriges und hässliches Affenvolk. Gulliver versteht, daß der Mensch, nur eine andere Form der Yahoos darstellt, und erkennt die ganze Bosheit des Menschen. Zurück in England zurückgekehrt ist, denkt er über die Houyhnhnms nach und findet immer mehr, dass diese Pferde die wahre Weisheit besäßen.
Swift trifft auf Freud
Im Stück von Pucarete ist Gulliver zurück in seiner Heimat, und denkt, oder besser träumt über das Erlebte nach. Geredet wird wenig, und wenn, dann sind es Zitate aus dem Roman. Das ganze Stück ist eine Reihe von wilden, phantastischen Traumbildern, die sich zwar wohl auf das Original basieren, doch freien Assoziationen großen Raum bieten. Auch wenn man das Buch nicht kennt, und nichts von dem (wenig) Gesprochenen mitbekommt (Der Text, auf rumänisch vorgelesen, wird zwar in Übertiteln in deutscher und englischer Übersetzung angezeigt, ist jedoch wegen den Lichtverhältnissen zum Teil schwer lesbar), ist das Stück absolut sehenswert.
Der Regisseur greift auf ein 19 Mann starkes Schauspielerensemble zurück, spielt mit Lichteffekten, Schattenspielen und lebendigen „Marionetten“, um Traumbilder auf die Bühne zu zaubern. Gullivers Reisen ist zwar eine Satire auf das Irland aus der Zeit von Jonathan Swift, und Pucarete zeigt wie die Menschen in Irland Hunger litten, doch macht auch einen Sprung ins heutige Business-Irland.
Ein großartiger Theatermoment, den Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Falls Sie sich manchmal fragen, warum man heutzutage noch ins Theater gehen soll, hier finden sie die Antwort. Heute Abend (9.12.) ist allerdings die letzte Gelegenheit dazu.
De Maart

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