Der angeschlagene Präsidentschaftskandidat der französischen Konservativen, François Fillon, hat sich bei einer Kundgebung seiner Anhänger in Paris weiter kämpferisch gezeigt. „Sie denken, ich sei allein“, rief er am Sonntag bei strömendem Regen den tausenden Teilnehmern der Kundgebung zu. „Aber Ihr werdet nie aufgeben.“
„Von allen Seiten“ angegriffen
Er werde „von allen Seiten“ angegriffen, sagte Fillon. Seine Kritiker, die „das Schiff verlassen“ und ihn zum Rückzug drängten, trügen eine „große Verantwortung“. Fillon steht wegen einer Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Ehefrau und zwei seiner Kinder in der Kritik.
Zahlreiche Politiker aus seiner eigenen Partei Die Republikaner haben sich inzwischen von ihm abgewandt. Mit der Großkundgebung auf dem Trocadéro-Platz nahe des Eiffelturms wollte der konservative Ex-Premier demonstrieren, dass er in der Bevölkerung noch breite Unterstützung genieße.
Vermeindlicher Ersatzkandidat
Wichtige Konservative erhöhten den Druck weiter: „Ich weigere mich, unsere Anhänger und Wähler in den kollektiven Suizid zu führen“, sagte der Regionalpolitiker Christian Estrosi dem Sender BFMTV, und kündigte eine „Initiative“ an. An diesem Montag soll ein Führungstreffen der Partei über die Lage beraten.
Der frühere Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Ex-Premierminister Alain Juppé sprachen am Samstag über mögliche „Auswege aus der Krise“, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Juppés Umfeld meldete. Juppé wird immer wieder als möglicher Ersatzkandidat gehandelt. Nach Zählung der Zeitung „Libération“ sind inzwischen mehr als 250 Politiker der Republikaner und ihrer Verbündeten sowie Mitglieder des Wahlkampfteams von Fillon abgerückt. Selbst Fillons Kampagnen-Chef trat zurück.
Er gestand Fehler ein
Vor seinen Anhängern gestand Fillon Fehler im Umgang mit der Affäre ein. Erneut wies er jedoch Vorwürfe zurück, seine Frau Penelope jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin bezahlt zu haben, obwohl sie nicht für ihn gearbeitet habe. Er habe sein Gewissen geprüft, sagte der 63-Jährige und bekräftigte, er lasse sich von seinen Kritikern nicht vor die Tür schicken. Zugleich bezeichnete er sich als Opfer einer „Hetzjagd“, die auch das Ziel habe, „die Rechte zu zerbrechen, ihr ihren Sieg zu stehlen“.
Fillon appellierte an die Politiker seines Lagers: „Ich habe meine Gewissensprüfung gemacht. (…) Jetzt ist es an Ihnen, Ihre Gewissensprüfung zu machen.“ Mehrfach wurde er von seinen Fahnen schwingenden Anhängern mit Rufen „Fillon Président“ und „Wir werden gewinnen“ unterbrochen. Der Kandidat vermied in seiner Rede neue scharfe Angriffe auf die Justiz, die ihm viel Kritik eingebracht hatten. Er sagte, dass er die Hoffnung in die Justiz noch nicht aufgegeben habe. Stattdessen stellte er sein Programm in den Mittelpunkt und betonte die Notwendigkeit, Frankreich zu reformieren.
Seine Frau unterstützt ihn
Auffällig war, dass Fillon seine frühere Ankündigung, „bis zum Ende zu gehen“ und „nicht aufzugeben“ am Sonntag nicht wiederholte. Er stelle sich auch Fragen über diejenigen, „die das Schiff verlassen“, sagte der 63-Jährige: „Ihre Verantwortung ist immens, aber meine auch.“ Am Abend wurde Fillon zu einem Interview in den 20-Uhr-Nachrichten des Senders France 2 erwartet.
Fillons Frau stellte sich zum Ende seiner Rede an seine Seite. Zuvor hatte sie versucht, ihm den Rücken zu stärken. In ihrem ersten Interview seit Bekanntwerden der Affäre sagte sie dem „Journal du Dimanche“, sie habe ihrem Mann geraten, „bis zum Ende“ weiterzumachen. Zugleichzeitig erklärte sie, sie habe für ihren Mann „sehr verschiedene Aufgaben“ als parlamentarische Mitarbeiterin erledigt. Über ihren Anwalt habe sie den Ermittlern „Dokumente“ überreicht, die dies belegten.
Rückhalt bröckelt in Partei
Für François Fillon steht viel auf dem Spiel: Wegen der Scheinbeschäftigungsaffäre bröckelt in seiner Partei der Rückhalt des Präsidentschaftskandidaten.
Die Demonstration nahe dem Pariser Eiffelturm sollte ein Zeichen der Stärke senden, weil mehrere Politiker bereits nach einem Ersatzkandidaten rufen. Die Veranstalter sprachen von 200 000 Teilnehmern, französische Journalisten zweifelten diese Zahl jedoch stark an.
De Maart
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