Zu hohe Hürden für angehende Lehrer

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Das Syndikat Erziehung und Wissenschaft (SEW) des OGBL ist mit der Verlängerung der Stage-Zeit für angehende Grundschul- lehrer überhaupt nicht zufrieden und machte gestern auf einer Pressekonferenz seinem Ärger Luft.

Die Verlängerung der Stage-Zeit von zwei auf drei Jahre wurde im Rahmen der Reform des öffentlichen Dienstes vom Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit der CGFP („Confédération générale de la fonction publique“) initiiert. Außerdem soll der Stagiaire ausführlicher kontrolliert werden.

Laut OGBL/SEW bringe diese Änderung jedoch nur Probleme mit sich. Die Stagiaires würden in dieser Zeit regelrecht überfordert. Ihnen würde gleich zu Beginn zu viel Verantwortung übertragen. Zudem sei die Angst vorm Scheitern ständig präsent, was den Druck deutlich erhöhe.

Kritik an „Conseil pédagogique“

Das SEW kritisierte auch die widersprüchliche Rolle des „Conseil pédagogique“ (CP). Einerseits würde er als eine Art Vertrauensperson dem Stagiaire mit Rat und Tat zur Seite stehen, andererseits aber seinen Schützling auf kontinuierlicher Basis bewerten und über seine Fähigkeiten als Lehrer urteilen. Infolgedessen sei es verständlich, dass die Anwärter ihre vermeintlichen Schwächen nicht offen zeigen oder ansprechen wollen, da sie Angst davor hätten, dies könnte sich negativ auf ihre Bewertung auswirken. Das Einsetzen eines CP sei somit ganz und gar kontraproduktiv, da es das Misstrauen zwischen Stagiaire und Tutor fördere, so das SEW.

Darüber hinaus sind die angehenden Lehrer dazu verpflichtet, wöchentlich Kurse des IFEN („Institut de formation de l’éducation nationale“) zu besuchen. „Doch der Praxisbezug in diesen Kursen fehlt komplett“, so Patrick Arendt vom SEW, der die Kurse für reine Zeitverschwendung hält. Hier werde bloß die bereits im Studium erlernte Theorie wiederholt.

Forderung an Minister Claude Meisch

Des Weiteren erklärte Arendt, dass die angehenden Lehrer bereits ausreichend Hürden überwinden müssten, wobei das vierjährige Studium anspruchsvoll genug sei. Zu guter Letzt gab Monique Adam vom SEW an, dass dieses Gesetz lediglich eine Sparmaßnahme der Regierung sei. Diese sieht nämlich vor, dass die Stagiaires in den ersten zwei Jahren ihrer Stage-Zeit nur 80% des regulären Lehrergehalts bekommen. Im dritten Jahr erhöhe der Staat auf 90%.

Laut SEW würde diese Gesetzesänderung schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Die angehenden Lehrer könnten sich nicht voll und ganz auf das Unterrichten der Klassen konzentrieren, da man ihnen viele andere Aufgaben aufdrücke. Somit könne die Qualität des Unterrichts nicht mehr gewährleistet werden. „Dies ist ganz und gar nicht im Wohle der Kinder, die in solch einer Situation immer die Leidtragenden sind“, so Adam.
Zudem werfe diese prekäre Situation ein schlechtes Licht auf den Beruf des Lehrers und schrecke der Gewerkschaft zufolge potenzielle Lehrer davon ab, diesen Berufsweg zu wählen. Dies könnte in Zukunft durchaus zu einem Mangel an Lehrkräften führen.

Aufgrund all dieser Missstände stellt die Gewerkschaft zu Recht Forderungen an Bildungsminister Claude Meisch. Sie verlangt, dass die Regierung schnell handelt und das Gesetz von Grund auf überdenkt. Die Stage-Zeit solle wieder auf zwei Jahre reduziert werden und keine Examen, die die Anwärter nur schwer meistern können, enthalten. „Die Examen während der Stage-Zeit sind sowieso sinnlos, da die Anwärter schon im Rahmen ihres Studiums reichlich Examen und praktische Arbeiten hinter sich bringen mussten“, betonte Patrick Arendt. Des Weiteren pocht die Gewerkschaft auf eine inhaltliche Erneuerung der wöchentlichen Kurse beim IFEN während der Stage-Zeit. „Wenn die Regierung unbedingt auf diese Kurse bestehen will, dann sollten diese individueller und praxisorientierter gestaltet werden“, so die Gewerkschaft. „Im Endeffekt soll der Stage den Anwärtern einen positiven Start in die doch recht lange Karriere des Lehrers ermöglichen, anstatt ihnen die Lust auf den Beruf zu rauben“, unterstrich Arendt.