Donnerstag30. Oktober 2025

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FinanzplatzLuxemburger Fonds verwalten erstmals mehr als 6.000 Milliarden Euro

Finanzplatz / Luxemburger Fonds verwalten erstmals mehr als 6.000 Milliarden Euro
Nach einigen weniger guten Jahren ist das Volumen der Gelder, die Luxemburger Fonds verwalten, seit 2024 wieder am Wachsen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Nach einer langen Pause hat die Luxemburger Branche der Investmentfonds im September 2025 wieder einen neuen Rekord verbucht. Erstmals ist die Marke von 6.000 Milliarden Euro an verwalteten Geldern durchbrochen worden. 

Der weltweite Vertrieb von Investmentfonds ist seit vielen Jahren eine fast märchenhafte Erfolgsgeschichte für den Luxemburger Finanzplatz. 2009 lag die Summe des vom Sektor verwalteten Geldvolumens noch weit unter 2.000 Milliarden Euro (1.526,6 Milliarden). Die 3.000-Milliarden-Marke wurde 2014 überschritten – die 4.000-Milliarden-Marke nur drei Jahre später. Anfang 2021 wurde die 5.000-Milliarden-Marke durchbrochen.

Auch im Dezember 2021 lief es noch rund. Um mehr als 100 zusätzliche Milliarden stieg das von den Luxemburger Fonds verwaltete Kapital auf die fast unvorstellbar hohe Rekordsumme von 5.859 Milliarden Euro. Die Marke von 6.000 Milliarden Euro geriet in Reichweite. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Im Gegenteil.

Mit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine brach die Zuversicht in die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein. An den Börsen taumelten die Kurse nach unten. Die von den Fonds gekauften Wertpapiere verloren an Wert. Ende Dezember 2022 verwalten die Fonds am Finanzplatz Luxemburg „nur“ noch 5.028,5 Milliarden Euro. Ein Minus von 831 Milliarden Euro (oder 14,8 Prozent), verglichen mit den Zahlen vom Vorjahr. Es war eines der schlechtesten Jahre überhaupt für die Branche hierzulande.

Von dem Einbruch im Jahr 2022 hat sich die Branche auch 2023 nicht erholt. Im Oktober 2023 war das Volumen der von Luxemburger Fonds verwalteten Gelder sogar auf einen Tiefststand von nur noch 5.008 Milliarden Euro eingebrochen.

Seitdem geht es jedoch langsam wieder aufwärts: Im Jahr 2024 ist das Geldvolumen um 535 auf 5.820 Milliarden Euro gestiegen, bleib jedoch von seinem historischen Höchststand noch weit entfernt. Hintergrund des Wachstums war dabei vor allem die starke Entwicklung der weltweiten Börsenkurse im Verlauf des Jahres 2024.

Investoren bringen wieder neues Geld

Auch im laufenden Jahr ging es weiter aufwärts. Jedoch deutlich langsamer als in den historisch guten Jahren. Im September 2025 wurde nun endlich die Marke von 6.000 Milliarden verwalteter Gelder geknackt, wie neue Zahlen der Finanzaufsicht CSSF zeigen. Insgesamt verwaltet die Branche hierzulande heute 6.025.044.000.000 Euro. Das sind 6,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.

 
   

Um insgesamt 205 Milliarden hat der Wert der Luxemburger Investmentfonds damit bisher im Jahr 2025 zugelegt. Diese Summe teilt sich auf in 41 Milliarden, die durch Investitionen an den Märkten verdient wurden, und in 164 Milliarden, die Investoren (netto) neu in Luxemburger Fonds angelegt haben. Vor allem Ersteres ist eine erfreuliche Entwicklung für den Finanzplatz – im Gesamtjahr 2024 hatten Investoren nur 58 Milliarden neu in Luxemburg angelegt. Und 2022 und 2023 hatten sie im Schnitt mehr Geld abgezogen als neu investiert, wie Zahlen der Zentralbank zeigen.

Zahl der Fonds schrumpft weiter

Die Entwicklung der Vermögenswerte ist wichtig für den Finanzplatz. Er beeinflusst die Aktivitäten und die Wertschöpfung von Dienstleistern und Depotbanken. Vereinfacht gesagt: Auf „größeren“ Summen gibt es höhere Kommissionen zu erwirtschaften. So war das Geschäft mit den Kommissionen, die die Banken auf Finanzgeschäften erwirtschaften, 2022 und 2023 spürbar rückläufig. 2024 und im ersten Halbjahr 2025 ist es jedoch wieder gestiegen.

Entscheidend für den Standort ist jedoch nicht nur das verwaltete Geldvolumen. Für die Beschäftigung am Finanzplatz ist die Zahl der Fonds das wichtigere Kriterium. Im Schnitt heißt es, dass jeder Fonds rund drei Jobs im Land schafft. Die schlechte Neuigkeit: Seit einigen Jahren ist die Zahl der Fonds spürbar geschrumpft. Während es laut Zahlen der Zentralbank Ende Dezember 2016 insgesamt 4.144 Fonds in Luxemburg gab, ist ihre Zahl im März 2018 unter die Marke von 4.000 gefallen. 2020 fiel ihre Zahl auf unter 3.700. Im Dezember 2022 waren es nur noch 3.377 Fonds. Im September 2025 nur noch 3.071.

Für die Luxemburger Wirtschaft insgesamt ist der Bereich von großer Bedeutung. Er steht für Steuereinnahmen von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr, für ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Finanzsektors und für rund 15.000 Jobs.

Was ist ein Investmentfonds?

Ein Investmentfonds ist wie eine Gemeinschaft, ein Topf, in dem mehrere Menschen Geld zusammenlegen. Dieses wird dann von den professionellen Managern des Fonds angelegt (beispielsweise in Aktien, Metalle, Kunstgegenstände oder Immobilien). Die erwirtschafteten Gewinne werden dann an die Investoren verteilt. Die Manager erhalten eine Kommission. Der Fonds ermöglicht es dem einzelnen Investor, in Werte zu investieren, zu denen ein einzelner kleiner Anleger keinen Zugang hätte, und er ermöglicht eine Verteilung des Risikos.
Dass Luxemburg sich zu einem Zentrum der Investmentfonds entwickelt hat, geht auf das Jahr 1985 zurück. Damals hatte Luxemburg als erster EU-Mitgliedstaat eine neue gemeinschaftliche Regelung zur Schaffung eines Binnenmarkts für Investmentfonds umgesetzt. Die ersten Unternehmen, die die neuen grenzüberschreitenden Möglichkeiten nutzen wollten, kamen. Ein ganzes Netz an spezialisierten Dienstleistern, von Anwaltskanzleien bis Depotbanken, entstand. Heute werden Investmentfonds aus Luxemburg in rund 80 Ländern verkauft, mit Fokus auf Europa, Asien, Lateinamerika und den Nahen Osten.


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Christian Muller
30. Oktober 2025 - 11.17

@Reinertz Barriera Manfred: Da kann ich Ihnen nur Recht geben. Der betreffende Artikel ist auch schon geschrieben und wird in den nächsten Tagen veröffentlicht werden

Reinertz Barriera Manfred
30. Oktober 2025 - 6.44

Der Fondsfinanzplatz hat auch einen Konkurrenten, der aufnimmt: Dublin, wo es auch keine Taxe d'abonnement gibt und bessere Doppelbesteuerungsabkommen z.B. mit den USA. Langfristig macht Dublin Luxemburg den Rang streitig... und das wirkt sich auf unser BSP aus...