Qatar Airways steigt aus

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Qatar Airways wird sich aus der Cargolux zurückziehen. Am Freitag tagte das Strategiekomitee von Cargolux. Luxemburg lehnte den Kandidaten von Qatar Airways als Generaldirektor ab.

Qatar Airways gibt seine 35 Prozent bei Cargolux auf. Die Meldung hatte am späten Nachmittag das Nachrichtenportal für Informationen aus der Flugbranche, flightglobal.com verbreitet, das sich dabei auf firmeninterne Kreise berufen hatte. Die Information wurde von Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler bestätigt. Damit bestäge sich, dass seit Anbeginn der Wurm in dieser Allianz steckte, meinte LSAP-Fraktionschef Lucien Lux gegenüber Tageblatt.lu.

Der Bruch erfolgte, nachdem Qatar Airways den Interimsgeneraldirektor Richard Forson am Freitag auf einer Sitzung des Strategiekomitees von Cargolux als neuen CEO haben wollte. Die Vertreter des Luxemburgs Aktionariats lehnten ab. Das sagte Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler (CSV)am Abend im Tageblatt-Gespräch. Zuvor hatte QA-Generaldirektor Akbar Al-Baker bei Wiseler vorgesprochen, und seine Bedingungen bezüglich der zukünftigen Cargolux dargelegt. Diese habe er abgelehnt, so Wiseler. Al-Baker habe mehrere Bedingungen gestellt, die über das hinausgegangen seien, was in in der Studie der Beraterfirma Oliver Wyman stand.

Wiseler betonte jedoch, dass die Probleme von Cargolux auch nach dem Abgang von Qatar Airways nicht gelöst seien. Cargolux müsse unbedingt seine Reorganisation durchziehen und die Kosten senken, andernfalls die Gesellschaft ein riesiges Problem haben werde. Die Wyman-Studie müsse zuende geführt und dann analysiert werden.

Russische Partner?

Nicht ausgeschlossen ist, dass eine russische Frachtgesellschaft nun bei Cargolux einsteigt. Claude Wiseler hatte sich zu Wochenbeginn in Moskau aufgehalten, wo er sich mit Vertretern eines der weltgrößten Frachtflugunternehmen Volga-Dnepr aus Uljanowsk traf. Über einen möglichen Einstieg dieser Firma bei Cargolux wollte sich Wiseler am Freitag nicht äußern. Ohnehin muss Qatar Airways zuerst seine Anteile veräußern.

Der Volga-Dnepr-Gruppe gehört u.a. das Frachtunternehmen AirBridgeCargo Airlines, das Boeing 747-Maschinen einsetzt. Benutzt werden können jedoch auch die russischen Supertransporter Antonov 124 und Ilyushin 76. Mit dem russischen Transportminister Maxim Sokolow hatte Wiseler ebenfalls Visaerleichterungen für Cargolux-Piloten erörtert, die nach Russland fliegen.

Das Thema Cargolux war am Freitagmorgen auch im Ministerrat besprochen worden. Die Reaktion von Qatar Airways zeige, mit wem man es zu tun habe. Von Anfang an sei klar gewesen, dass Qatar Airways die anderen Anteileigner nicht als Partner betrachtet habe, sagte Lucien Lux.

Strategiekomitee tagte

Der Generaldirektor von Qatar Airways Akbar Al-Baker hatte sich am Freitag in Luxemburg zu einer Sitzung des Strategiekomitees aufgehalten. Dem Gremium gehören die Aktionäre der Gesellschaft an. Dort fallen im Vorfeld der Verwaltungsratssitzungen wichtige Vorentscheidungen. Al-Baker hatte bereits nach der letzten Verwaltungsratssitzung im Oktober gedroht, QA werde aus Cargolux aussteigen, sollte es nicht gelingen, ein gangbares und profitables Geschäftgsmodell auszuarbeiten.

„Schlimmer kann es nicht werden“, kommentierte OGBL-Sekretär Hubert Hollerich in einer ersten Reaktion die Meldung. Fragt sich nun, zu welchem Preis Qatar Airways die Anteile verkaufen wird, nachdem die Gesellschaft sie quasi zu einem „Braderie-Preis“ bekommmen habe, so Hollerich. Aus der Erfahrung mit Katar müsste nun die Lehre gezogen werden, dem neuen Aktionär eine Sperrminoritär zu verweigern, also ihm nur noch 33 statt 35 Prozent zu überlassen. Schließlich stellt sich die Frage nach der Studie, die Cargolux ein neues Geschäftsmodell vorschlagen soll.

Auch ein politisches Thema

Cargolux war zuletzt Thema einer Parlamentsdebatte gewesen. Nach wie vor stellen sich etliche Fragen bezüglich des Einstiegs der katarischen Fluggesellschaft bei Cargolux, so Abgeordnete. Nun räche sich, dass wohl nach einem industriellen Partner für Cargolux gesucht worden sei, die Begingungen, unter anderem die Strategie der Gesellschaft, jedoch nicht von Anfang klar definiert worden seien, unterstreicht Lux. Begangene Fehler, etwa den der Sperrminorität für den neuen Anteileigner, dürften sich nicht mehr wiederholen.

Dem Abgeordnete von „déi Lénk“, Serge Urbany, zufolge sei die Wirtschaftspolitik dieser Regierung gescheitert. Es müsse auf jeden Fall verhindert werden, dass sich dieses „Abenteuer bei der Cargolux“ mit einem anderen Privatinvestor wiederhole. Die Verantwortungen auf Regierungsebene müssten lückenlos aufgedeckt und Konsequenzen gezogen werden.

Wechsel an der Spitze zeichnet sich ab

Ende des Monats soll der Verwaltungsrat von Cargolux zusammenkommen. Auf der Tagesordnung sollte die zukünftige kommerzielle Ausrichtung der Gesellschaft und die Ernennung eines neuen Generaldirektors stehen. Der bei den Gewerkschaften umstrittene Richard Forson hatte den Posten nach der Demission von Frank Reimen am 27. Juli übernommen. Forson war bisher einer von vier Kandidaten auf die Spitzenposition. Es sollte weiter nach einem geeigneten Kandidaten gesucht werden, sagte Minister Wiseler im Tageblatt-Gespräch am Freitagabend.

Außer Forsons Stuhl dürfte nun auch der von Verwaltungsratspräsident Albert Wildgen wackeln. Wildgen gilt als Mann von Qatar Airways. Wie das Radio 100,7 am Abend meldete, soll Wildgen am Ende des Monats seinen Rücktritt einreichen. Die Frage, ob Wildgen von den Luxemburger Aktionären als Präsident weiterhin tragbar sei, wollte Claude Wiseler nicht sagen.

Wie verschiedene Medien am späten Abend meldete, soll Albert Wildgen seinen Rücktritt eingereicht haben. Er bleibt den Medienberichten zufolge aber noch bis Ende November im Amt. Im September 2011 war er Präsident des Verwaltungsrates der luxemburgischen Flugfrachtgesellschaft geworden.