Nordkorea startet Weltraumrakete

Nordkorea startet Weltraumrakete
(AFP/Alexander Nemenov)

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Mehrere Staaten werten den Start als Provokation. Eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats wurde angesetzt.

Allen internationalen Warnungen zum Trotz hat Nordkorea nur einen Monat nach seinem weltweit kritisierten Atomtest eine Weltraumrakete gestartet. Die Trägerrakete habe den Satelliten „Kwangmyongsong-4“ (Leuchtender Stern) erfolgreich auf eine Erdumlaufbahn gebracht, berichteten die Staatsmedien am Sonntag unter Berufung auf die nationale Raumfahrtbehörde. Die USA, Südkorea und Japan werteten den Start als schwere Provokation und sehen in ihm einen verdeckten Test für das Atomwaffenprogramm des kommunistischen Regimes. Eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats wurde angesetzt.

Die Trägerrakete sei um 9.00 Uhr („Pjöngjang-Zeit“; 1.30 Uhr MEZ) von der Abschussrampe in Sohae an der Westküste abgehoben, erklärte die nordkoreanische Raumfahrtbehörde den Berichten zufolge. Der Satellit habe 9:46 Minuten nach dem Start den Orbit erreicht. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

„Legitimes Recht auf Weltraumforschung“

Die Behörde verteidigte den Start gegen Kritik. Nordkorea habe bloß sein „legitimes Recht auf die Weltraumforschung zu unabhängigen und friedlichen Zwecken“ ausgeübt. Das Land werde in Zukunft noch mehr Satelliten ins All schießen.

Südkorea, die USA und Japan befürchten, dass Pjöngjang vor allem die Technologie atomar bestückter Interkontinentalraketen testen will. Die drei Länder beantragten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York, die auf Sonntagvormittag 11.00 Uhr (Ortszeit; 17.00 Uhr MEZ) terminiert wurde. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Raketenstart, der bestehende Resolutionen des Sicherheitsrats verletze.

Verletzung von UN-Resolutionen

Erst vor einem Monat hatte der vierte nordkoreanische Atomtest weltweit Empörung ausgelöst. Später kündigte Nordkorea an, einen „Erdbeobachtungssatelliten“ ins All schießen zu wollen. Das Datum hierfür wurde dann vorverlegt, nachdem ursprünglich ein Startfenster zwischen dem 8. und 25. Februar vorgesehen gewesen war.

Die USA bezeichneten den Raketenstart als „destabilisierend, provokativ und flagrante Verletzung“ zahlreicher UN-Resolutionen. Die Vereinigten Staaten würden sich für „ernste Konsequenzen“ einsetzen, teilte US-Sicherheitsberaterin Susan Rice in Washington mit. Außenminister John Kerry erklärte, die USA würden mit ihren Partnern und Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates weiter an «bedeutenden Maßnahmen» arbeiten, um Nordkorea zur Rechenschaft zu ziehen.

USA wollen schärfere Sanktionen

Die USA drängen China, schärferen Sanktionen gegen Nordkorea zuzustimmen, dessen Rückhalt bei der Führung in Peking seit geraumer Zeit schwindet. Der größte Wirtschaftspartner des Landes hatte Pjöngjang mehrfach vergeblich zur Zurückhaltung aufgefordert, um die Spannungen in der Region nicht weiter eskalieren zu lassen. Nach dem dennoch erfolgten Raketenstart machte Chinas Regierung über die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua denn auch ihr „Bedauern“ publik.

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye warf dem kommunistischen Regime in Pjöngjang eine schwere Provokation vor, die nicht toleriert werden könne. Sie forderte – wie schon nach dem Atomtest des Nachbarns – harte Sanktionen des UN-Sicherheitsrats gegen Nordkorea.

Japan sieht Frieden bedroht

Auch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einem Verstoß gegen UN-Resolutionen. Sein Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte, der Raketenabschuss sei eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit der Welt. Man werde bei Pjöngjang vehement protestieren.

Nordkorea hatte zuletzt Ende 2012 eine Weltraumrakete abgefeuert. Schon der Start damals wurde weltweit verurteilt. Nach dem vierten Atomtest Nordkoreas am 6. Januar dieses Jahres nahm der UN-Sicherheitsrat Diskussionen über schärfere Sanktionen gegen Pjöngjang auf.