Merkel droht ähnliches Schicksal wie Kohl

Merkel droht ähnliches Schicksal wie Kohl
(Markus Schreiber)

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Für den Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer droht Angela Merkel ein ähnliches Schicksal wie Helmut Kohl.

Mittendrin aufzuhören, sei nicht Merkels Art, so Niedermayer im Gespräch mit dem Tageblatt. Der Experte lehrt und forscht an der Freien Universität Berlin.

Herr Niedermayer, hat Angela Merkel den richtigen Zeitpunkt für einen guten Abgang verpasst?

Oskar Niedermayer: Nein. Ganz so gut wäre der Abgang jetzt auch nicht gewesen angesichts der Flüchtlingskrise und der turbulenten Zeiten durch die US-Wahl. Das hat auch zu ihrem Entschluss beigetragen. Es ist noch vieles unerledigt, was sie noch erledigen will.

Das heißt, sie hat gar keine andere Wahl gehabt als erneut anzutreten?

Ja, genau. Mittendrin aufzuhören, das geht von Merkels Art und Weise nicht, Politik zu verstehen und zu betreiben.

Aber läuft sie jetzt nicht Gefahr, womöglich wie Helmut Kohl zu enden?

Da muss sie in der Tat höllisch aufpassen. Denn es gibt einerseits die normalen politischen Ermüdungserscheinungen nach so einer langen Amtszeit. Merkels Image hat natürlich gelitten, insbesondere durch ihre Flüchtlingspolitik. Und gerade jemand, der so lange in der Politik ist, kann schwer von der Macht lassen. Andererseits wird sie von den Bürgern in den Umfragen immer noch deutlich besser bewertet als sämtliche anderen, die für ihr Amt oder als Herausforderer in Frage kämen.

Ist Merkels Entscheidung auch die richtige für die Union?

Auf jeden Fall. Es gibt natürlich innerhalb der CDU Kritik an ihr, und vor allem aus der CSU. In den letzten Wochen ist aber viel unternommen worden, um den Streit in sinnvolle Bahnen zu lenken. Und die beinhalten ein nochmaliges Antreten von Frau Merkel. Die CSU wird das auch mittragen. Es wird aber so kommen, dass man im Wahlkampf inhaltlich unterschiedliche Akzente setzt. Das hat man früher genauso gemacht.

Könnte Merkels Motivation auch sein, dass es keine Alternative zu ihr gibt?

Die gibt es jetzt noch nicht. Sie zieht immer noch am meisten für die Unionsparteien. Alle Namen, die genannt werden, sind entweder noch viel zu unbekannt, oder die Beurteilung fällt durch die Bevölkerung deutlich schlechter aus. Insofern macht die Entscheidung für die gesamte Union am meisten Sinn.

Was bedeutet der Entschluss für die K-Frage in der SPD?

Die SPD wird nun immer mehr unter Druck geraten, von ihrem ursprünglichen Fahrplan abzuweichen. Ich denke, sie wird den Kanzlerkandidaten bald verkünden. Und es ist geboten, klare Verhältnisse zu schaffen. Weil die Bürger jetzt auch wissen wollen, woran sie bei der SPD sind.