Leck auf der „Aire de Berchem“

Leck auf der „Aire de Berchem“
(Tageblatt/Alain Rischard)

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Ende vergangener Woche ist an der Shell-Tankstelle der „Aire de Berchem“ eine große Menge von AdBlue ausgelaufen ist. Kurze Zeit später gab es ein Fischsterben in der Alzette.

Ob es nun bewusst geheimgehalten werden sollte oder ob man bis zum Abschluss der Ermittlungen warten wollte, bis dass man an die Öffentlichkeit geht, eine Antwort dazu gibt es im Moment nicht. Fakt ist aber, dass Ende vergangener Woche an der Shell-Tankstelle der „Aire de Berchem“ eine große Menge von AdBlue ausgelaufen ist und Fakt ist, dass es kurze Zeit später ein Fischsterben in der Alzette gab.

AdBlue
AdBlue (auch AUS 32 für aqueous urea solution oder Arla 32) ist eine wässrige Harnstofflösung, bestehend aus 32,5 Prozent reinem Harnstoff und 67,5 Prozent demineralisiertem Wasser. Mit dieser Lösung wird der Ausstoß von Stickoxiden (NOx) bei Dieselmotoren um bis zu 90 Prozent reduziert.

Um die strengen Abgas-Grenzwerte einhalten zu können, forcieren manche Last- und Nutzwagen- Hersteller eine Technologie, mit der schädliche Stickoxide (NOx) im Auspuff in ungefährlichen Stickstoff und Wasser aufgespalten werden. Bei kleinen und leichten Fahrzeugen gelingt dies mit einem so genannten NOx-Speicherkatalysator, doch große Limousinen oder Geländewagen benötigen eine aufwendigere Technik, um die Abgase zu entgiften. Das Verfahren heißt selektive katalytische Reduktion (SCR).

Reaktion in Gang setzen

Um diese Reaktion in Gang zu setzen, muss ein Additiv ins Abgas gespritzt werden, das im Dieselqualm zu Ammoniak umgewandelt wird und die Stickoxide in einem speziellen SCR-Katalysator in unschädliche Bestandteile spaltet. Die Einspritz-Flüssigkeit ist eine wässrige Harnstofflösung namens AdBlue.

Auch wenn AdBlue eine Chemikalie ist, muss man den Umgang mit dem Stoff nicht fürchten, heißt es bei BASF. „Die Lösung ist in die Wasser- gefährdungsklasse 1 eingestuft“, erläutert Firmensprecherin Andrea Hoerdt. „Das heißt: Bei einem Leck im Tank genügt eine ausreichende Spülung mit Wasser. Und auch für Menschen ist AdBlue in handelsüblichen Mengen weder reizend noch giftig.“

Stoffe, die ätzend wirken

Im Sicherheitsdatenblatt zu diesem Stoff liest man aber u.a., dass das Gemisch AdBlue Stoffe enthält, die ätzend wirken, zum Teil sogar krebserregend und auch schädlich für Wasserorganismen sein können.

Unseren Informationen nach sollen vergangene Woche mehrere Tausend Liter des Dieselzusatzes AdBlue an der Shell-Autobahntankstelle ausgelaufen sein. Die genauen Umstände seien noch nicht bekannt, so der Pressesprecher des Umweltministeriums auf unsere Nachfrage hin. Er bestätigte zudem unsere Information, dass es kurze Zeit später ein Fischsterben in der Alzette gab. Ob es nun einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen gibt, sei noch ungeklärt.

Umweltministerium fordert Einzelheiten

Da Shell bis dato keine genauen Angaben mitgeteilt haben soll (A. der Red.: man spricht lediglich darüber, dass das AdBlue nicht an der Tanke selbst, sondern auf dem Parkplatz der Raststätte in die Kanalisation des Oberflächenwassers gelangt sei, über die Quantität gibt es keine Anhaltspunkte), habe das Umweltministerium den Treibstoffhändler am 22. Juli schriftlich aufgefordert, schnellstmöglich genaue Einzelheiten zum Vorfall zu liefern.

„Es gibt natürliche strenge Vorschriften, was die Lagerung und den Umgang mit solchen Gefahrenstoffen anbelangt“, so Pressesprecher Olaf Münichsdorfer des zuständigen Ministeriums weiter, „unsere Aufgabe ist es, zu kontrollieren, ob es in diesem Fall eventuell zu einer Verletzung dieser Vorschriften gekommen ist.“

Ermittlungen des Wasserwirtschaftsamtes

Gleichzeitig laufen Ermittlungen seitens des Wasserwirtschaftsamtes. Wasserproben aus der Alzette sowie tote Fische werden auf chemische Stoffe hin untersucht, um feststellen zu können, ob es eine Verbindung zwischen dem Vorfall an der Tankstelle und der Verschmutzung der Alzette bzw. dem Fischsterben gibt.

„Zu diesem Zeitpunkt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren“, so Olaf Münichsdorfer uns gegenüber. „Mehr kann man jetzt nicht sagen, doch wir werden der Sache auf den Grund gehen.“