Kein Weg für Antisemiten

Kein Weg für Antisemiten
(Olivier Halmes)

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Der luxemburgische Priester, Journalist, Abgeordnete und spätere Bischof von Norwegen hetzte in seinen politischen Texten und Schriften gegen Juden, Freimaurer und den „Sittenverfall“ der Gesellschaft. In Ettelbrück wird jetzt die rue Monseigneur Fallize in „An der Bach“ umbenannt.

Sich mit dem Erbe aus der Vergangenheit auseinanderzusetzen, gestaltet sich oftmals sehr langwierig und schwerfällig. Ettelbrück hat nun einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan. Die stark in öffentliche Kritik geratene rue Monseigneur Fallize wird in Zukunft den Namen „An der Bach“ tragen. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat für die Namensänderung aus. Der besagte Mgr. Fallize (1844-1933) hatte in seinen politischen Artikeln und Schriften gegen Juden, Freimaurer und den „Sittenverfall“ der Gesellschaft gehetzt.

Bis es nun schließlich zur Namensänderung des unscheinbaren Durchgangsweges zwischen der route de Bastogne und der rue de Feulen gekommen ist, war einiges an politischem Druck und öffentlichem Interesse notwendig gewesen. Ettelbrück besinnt sich in letzter Zeit immer mehr seiner geschichtlichen Verpflichtung. Bis zum Einmarsch der Deutschen im Zweiten Weltkrieg verfügte der Ort über eine aufstrebende jüdische Gesellschaft. Juden hatten bis zu ihrer Verfolgung durch die Nazis maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufstieg der Gemeinde beigetragen.

„Sittenverfall“

Seit nunmehr zwei Jahren hat sich ein Arbeitskreis der Ettelbrücker Bibliothek zur Aufgabe gemacht, die jüdische Geschichte der Stadt wieder stärker ins Bewusstsein der Allgemeinheit zu rücken. Im Rahmen von Konferenzen zum Thema wurde auch die Problematik der rue Monseigneur Fallize genannt. Der Namensgeber des auf dem „Äschenhiwwel“ gelegenen Weges gilt als sehr umstritten.

Es handelt sich dabei um Jean-Baptiste (Olav) Fallize (1844-1933). Der luxemburgische Priester, Journalist, Abgeordnete und spätere Bischof von Norwegen hetzte in seinen politischen Texten und Schriften gegen Juden, Freimaurer und den „Sittenverfall“ der Gesellschaft. Der bekannte Historiker Denis Scuto bezeichnet Fallize zum Beispiel in seinen Abhandlungen als „… un des antisémites les plus actifs et les plus virulents que ce pays ait jamais connus“.

Vorschläge

Auf die politische Agenda des Gemeinderats kam das Thema aber erst nach einem Vorstoß der „Déi gréng“-Opposition in diese Richtung. Schon in der Ratssitzung vom März des Jahres hatte Rätin Marthy Thull die Gelegenheit ergriffen, die Problematik der rue Monseigneur Fallize anzusprechen. Nun legten „déi gréng“ nach und stellten einen Antrag auf Namensänderung des Durchgangsweges.

Der von Rat Abbes Jacoby unterbrachte Vorschlag lautete zunächst „An den Träppercher“. Nachdem CSV-Bürgermeister Jean-Paul Schaaf bei der Sitzung im letzten Monat noch eher eine beschwichtigende Sichtweise vertreten hatte, war Schaaf am Mittwochabend nun auch dazu bereit. Wie Rat Pascal Nicolay (CSV) sich ausdrückte, wäre eine Namensänderung des Weges dem Respekt gegenüber der jüdischen Bevölkerung geschuldet.
Rat Fons Schmit (CSV) machte nun den Gegenvorschlag, die rue Monseigneur Fallize in „Chemin An der Bach“ umzubenennen. Als Grund nannte Schmit, man solle nicht zweimal im Viertel einen Weg mit dem selben Namen haben. Sein Vorschlag „An der Bach“ beziehe sich auf die im 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung im Katasterplan für diese Ortslage.

Nach kurzer Diskussion wurde einstimmig von allen Fraktionen im Gemeinderat beschlossen, dass die rue Monseigneur Fallize nun „An der Bach“ heißen solle.