Ein Signal der Justiz an die Jugend

Ein Signal der Justiz an die Jugend
(Arischard)

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Eine Kreidemalaktion vor der Philharmonie auf dem Kirchberg sorgte für Aufsehen. Nun stehen die Verantwortlichen vor Gericht. Eine Solidaritätsaktion für die Betroffenen war auf dem Kirchberg jedoch nicht erwünscht.

Ursprünglich sollte die Solidaritätsaktion vor der Philharmonie stattfinden, wurde aber dann kurzfristig in die Rotondes verlegt. Wir sprachen mit dem Künstlerkollektiv Richtung 22, das die Soli-Aktion organisiert hat.

Eure Solidaritätskreidemalaktion war eigentlich vor der Philharmonie geplant. Wieso habt ihr es dann doch in die Rotondes verlegt?

„Wir erhielten am Donnerstagnachmittag einen Brief von Patrick Gillen, dem Präsidenten des Fonds Kirchberg. Er teilte uns mit, dass unsere Solidaritätsaktion auf dem Kirchberg unerwünscht und man um die ‚Sauberkeit und Integrität‘ des Platzes besorgt sei. Das Malen mit Kreide wäre für den Fonds Kirchberg keine Kunst, sondern ein Fall für die Polizei, die er auch direkt informierte. Da wir keine gezielte Aktion unseres Kollektivs planten, sondern eine breite Veranstaltung für alle Interessierten, entschieden wir uns, das Kreidemalen zu verlegen. Die Rotondes hießen uns direkt willkommen.“

Was ist der Unterschied zwischen Philharmonie und Rotondes? Eigentlich sind ja beide staatliche Institutionen.

„Schlussendlich scheint es wohl am Personal und der generellen Einstellung der Verantwortlichen gegenüber jungen Menschen zu liegen. Der Fonds Kirchberg scheint sehr auf das Image eines elitären und sterilen Platzes bedacht zu sein – die Verantwortlichen der Rotondes denken offensichtlich anders über die Fragen der Kunst- und Demonstrationsfreiheit nach und maßen sich nicht an, zu entscheiden, was Kunst ist und was nicht.“

Was wollt ihr mit dieser Solidaritätsaktion bezwecken?

„Mit dieser Aktion wollen wir unsere Mitglieder, die am Montag vor Gericht stehen, unterstützen. Wir wollen zeigen, dass wir uns den öffentlichen Raum nicht nehmen lassen – und natürlich dass Kreidemalen kein Verbrechen ist. Im weitesten Sinne geht es aber auch um die Fragen der Repression und Jugendfeindlichkeit.“

Mit dem Urteil am kommenden Montag wird das Gericht einen wohl folgenreichen Präzedenzfall schaffen. Was erhofft ihr euch von dem Prozess und welche Konsequenzen könnte dieses Urteil für die gesamte Kreidemaler-Szene in Luxemburg und Europa haben?

„Nicht nur die luxemburgische Polizei, sondern auch die Staatsanwaltschaft und eben auch die Verantwortlichen des betont modernen und weltoffenen Kirchbergs bekennen gerade Farbe. Wir sind sehr gespannt, wie der Prozess ablaufen wird. Das Urteil wird ein klares Signal der Justiz an die Jugend in Luxemburg sein und auch als solches verstanden werden. Repression gegenüber Jugendlichen ist in Europa derzeit generell ein Thema – natürlich ist der Zusammenhang in Luxemburg bei diesem Kreideprozess vergleichsweise absurd.“