Die Bakterien-Abwehr klemmt

Die Bakterien-Abwehr klemmt
(dpa/Symbolbild)

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LUXEMBURG – Antibiotika sind hochwirksame Medikamente. Sie können helfen, wenn man nicht dagegen resistent ist. Doch die Daten für Luxemburg sind erschreckend.

Trotz Info-Kampagnen und Schulungen im Gesundheitswesen, stieg in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Antibiotika-Resistenzen „deutlich“ in Luxemburg. Das Gesundheitsamt schlägt am Dienstag in einer Pressemeldung Alarm. Die Rede ist von einer „besorgniserregenden“ Lage.

Luxemburg steht auf Platz sechs im EU-weiten Vergleich bei Antibiotika-Verschreibungen. Damit nehmen die Luxemburger 2,5 Mal mehr dieser Arzneien, als in den Niederlanden und 1,75 Mal mehr als das letzte Land im Ranking – Deutschland. Die meisten Antibiotika werden an älteren Menschen und Kindern unter 10 Jahren verschrieben, schildert das Gesundheitsamt.

Auch auf EU-Ebene machen sich die zuständigen EU-Behörden große Sorgen. Sie sprechen von einer „sehr ernsthaften Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“, berichtet das Luxemburger Gesundheitsamt. Krankheiten wie Lungenentzündung und Blutvergiftung sind noch heilbar, steigen die Resistenzen jedoch weiter, können sie in Zukunft tödlich enden, appellierte die Weltgesundheitsorganisation in Mai.

Irrglaube hält sich

Falsch verschrieben und zu oft unsachgemäß eingenommen, können Antibiotika jedoch mehr schaden als helfen, warnt das Gesundheitsamt in Luxemburg. Besonders im Winter würden immer mehr Antibiotika verschrieben. Dann treten meistens aber Atemwegsinfekte auf, wie Grippe, Schnupfen, Husten oder Anginen. Sie werden in 80 Prozent der Fälle durch Viren verursacht, heißt es.
Antibiotika helfen jedoch bei viralen Infekten nicht. Im schlimmsten Fall kann der Krankheitsverlauf tödlich sein. Denn der unsachgemäße Gebrauch von Antibiotika fördert die Entstehung von Resistenzen.

Erst bei bakteriellen Infektionen ist der Einsatz der hochwirksamen Arzneimittel sinnvoll und effektiv. Und trotzdem hält sich der Irrglaube, was den Einsatz von Antibiotika betrifft. In dem letzten Eurobarometer vom Dezember 2013 geben 58 Prozent der Menschen im Großherzogtum an, dass Antibiotika gegen Schnupfen und Grippe wirksam sind. „Es muss noch mehr in Sachen Information und Sensibilisierung getan werden“, betont das Gesundheitsamt.

Kampf gegen Resistenzen

Deshalb appellieren die Gesundheitsbehörden an Bevölkerung und Mediziner gleichermaßen, um das Aufkommen von Resistenzen anzuhalten: „Das Ziel ist es, den Verlust einer essentiellen Medikamentengruppe in unserem ‚Arsenal‘ zu vermeiden, wie die Antibiotika sind. Um weiter gegen schwere Erkrankungen kämpfen zu können.“

Eine „Resistenz“ ist nichts anderes als eine Art Immunität. Die Bakterien, welche die Antibiotika bekämpfen sollen, gewöhnen sich an die Wirkstoffe der Medikamente. Da jedoch immer mehr Breitband-Antibiotika verschrieben und eingenommen werden, sind die Krankheitserreger gegen immer mehr Wirkstoffe „immun“. So entsteht ein Kreislauf, der im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Da irgendwann die verfügbaren Arzneien schlicht wirkungslos sind. „Ohne wirksame Antibiotika sind chirurgische Eingriffe und Intensivpflege ernsthaft bedroht“, warnen die Behörden eindringlich.

Aufklären hilft vorbeugen

Wie in den vergangenen Jahren will das Gesundheitsamt nicht nur am 18. November, dem Europäischen Info-Tag gegen Antibiotika, Mediziner und Bevölkerung über das Thema aufklären. Gemeinsam mit dem Wissenschaftsrat hat das Gesundheitsamt ein Handbuch ausgearbeitet, das in nächster Zeit an die Beschäftigten im Gesundheitswesen verteilt wird. Darin geht es um die Behandlung von häufig auftretenden Krankheiten mit Antibiotika. Damit soll gezielt gegen Resistenzen vorgegangen werden.

Außerdem werden Info-Broschüren in Apotheken, Arztpraxen, Krankenhäuser, Maisons Medicales und bei der Gesundheitskasse verteilt. Ein Ratgeber zur korrekten Antibiotika-Anwendung wird auch an den Apothekern gehen. Damit soll die Beratung bei Patienten, denen die Medikamente verschrieben wurden, verbessert werden, hofft das Gesundheitsamt.