Anfang dieses Jahres hat ein Rettungseinsatz in Luxemburg für Schlagzeilen gesorgt. Ein Notarzt hatte sich entschieden einen Notfallwagen anstatt des verfügbaren Rettungshubschraubers zu benutzen, um an eine 40 Kilometer entfernte Unfallstelle, in Lentzweiler bei Clerf, zu gelangen. Mit dem Helikopter hätte der Notarzt innerhalb von nur acht Minuten am Unfallort sein können. So brauchte er aber etwa 32 Minuten. Es wurden Fragen aufgeworfen über die Schnelligkeit des Einsatzes und die damit für den Verletzten verbundenen Risiken.
Der Mediziner verteidigte seine Wahl. Da man den Fahrer zuerst aus dem Wagen befreien musste und diese Operation einige Zeit in Anspruch nahm wäre er sowieso nicht an das Opfer herangekommen. Auch sei eine Landung in unmittelbarer Nähe des Unfallortes wegen eines zu dichten Waldes nicht möglich gewesen.
Die Wahl des Transportmittels
In der Juni-Ausgabe der Zeitung „Rettungsdienst“ wurde sich mit dem Fall beschäftigt und der Luftrettungsdienst Luxemburgs analysiert. Im Fall des oben genannten Unfalls wird in der Zeitung moniert, dass der Hubschrauber sehr wohl am Unfallort hätte landen können. Es wird aber auch erklärt, dass der Notarzt die freie Wahl des Rettungsmittels hat. Bei eingeklemmten Personen soll jeder Zeitverlust vermeidet werden. Deshalb sei eine Absprache zwischen dem Notarzt und den Rettungsdiensten am Unfallort notwendig. In Deutschland wäre der Notarzt mit dem Hubschrauber zum Einsatzort gebracht worden, so die Autoren der Reportage, einem diplomierten Krankenpfleger und einem Facharzt für Anästhesie.
In Luxemburg gibt es drei Regionen mit Bereitschaftskrankenhäusern: Luxemburg, Esch/Alzette und Ettelbrück. Jedes Notfallkrankenhaus verfügt über ein sogenanntes NEF (Notarzteinsatzfahrzeug). Dazu kommen zwei Reservefahrzeuge beim Zivilschutz 8Protection civile) und der Samu-Wagen der Berufsfeuerwehr in der Hauptstadt. Etwa 40 bis 45 Fachärzte für Anästhesiologie nehmen am Notarztdienst teil. 2011 wurden insgesamt 7.664 NEF-Einsätze gezählt.(3.378 in Luxemburg, 2.874 in Esch/Alzette und 1.412 in Ettelbrück).
Luftunterstützung
Der Dienst wird seit 1991 durch die Hubschrauber der Luxembourg Air Rescue (LAR) ergänzt, heißt es in dem Artikel. Etwa 100 Personen und etwa 40 Mediziner arbeiten für die Vereinigung. Drei Helikopter stehen den Notärzten zur Verfügung. Sie sind in Luxemburg/Findel (2) und in Ettelbrück stationiert. Insgesamt besitzt die LAR eigenen Angaben zufolge fünf Helis. Dazu kommt eine eigene Jet-Flotte, die zum Beispiel bei Rückführungen von Patienten aus dem Ausland zum Einsatz kommen.
Die Koordinierung der Rettungseinsätze wird durch die Notrufzentrale vorgenommen. Im Gegensatz zu Deutschland gebe es in Luxemburg aber noch kein EDV-basiertes Einsatzleitsystem, so die Autoren des Artikels. In Deutschland schickt die Leitstelle den Notarzt auf die Reise, in Luxemburg liegt die Entscheidung über die Durchführung des Einsatzes alleine beim Notarzt. Einen Indikationskatalog oder klare Richtlinien, für einen Hubschrauber-Einsatz gibt es in Luxemburg nicht.
Die Schwere des Notfalls wird beim Notruf 112 durch einen Fragenkatalog evaluiert. Dann wird eventuell mit den Einsatzkräften vor Ort gesprochen und der zuständige Notarzt kontaktiert. Dieser entscheidet, ob er den SAMU-Wagen oder den Hubschrauber benutzt. Der Heli ist im Normalfall mit vier Personen besetzt. In der SAMU-Konvention von 2001 wird lediglich empfohlen den Heli bei einer Distanz von mehr als 15 Kilometern einzusetzen. Durch diese Vorgehensweise bestehe das Risiko „unglücklicher Einzelfallentscheidungen“, wird in dem Artikel betont.
Gut ausgebildet
Die Kompetenzen der Ärzte und der Fachpfleger seien gut, kann man in der Analyse der Fach-Journalisten nachlesen. Alle im Hubschrauber eingesetzten Ärzte seien Fachärzte. Sie nehmen regelmäßig an Weiterbildungskursen teil. Begrüßenswert sei auch die Professionalisierung der ehrenamtlichen Helfer, heißt es weiter.
Die internationale Kooperation funktioniere gut. Der Rettungshubschrauber der LAR wird in seiner einsatzfreien Zeit auch für Flüge in Rheinland-Pfalz und im Saarland genutzt. Die LAR fliegt pro Jahr etwa 3.000 Einsätze, davon sind 19.36 Noteinsätze. Etwa 185.000 Personen sind Mitglied der LAR.
Im Ausland …
Zum Vergleich: In Deutschland besteht die Luftrettung seit 1970. Inzwischen existieren etwa 80 Stützpunkte mit Rettungshelikoptern. Die ADAC-Luftrettung fliegt fast 51.000 Einsätze. 46.000 Personen wurden dabei versorgt. Die Rettungsdienste fallen bei unseren deutschen Nachbarn in den Zuständigkeitsbereich der Bundesländer. Auch in Deutschland gibt es keinen Indikationskatalog für die Luftrettung.
Gegenüber der Luftrettung in den USA stütze sich das System in Europa fast ausschließlich auf den Einsatz mit Notärzten, so die Autoren der Reportage. Sie stellen Luxemburgs Luftrettung gute Zensuren aus, schlagen aber vor, einen zusätzlichen Notarzt in die Husschrauber-Crews aufzunehmen, um die medizinische Versorgung zu verbessern. Und auch die Rahmenbedingungen der Notfall-Rettung könnten weiter „optimiert“ werden.
De Maart

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