Atypische Arbeit statt langweiliger Schule

Atypische Arbeit statt langweiliger Schule
(Alain Rischard)

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Der "Girls’ Day – Boys’ Day" läuft am 28. April 2016 wieder an. Das Motto lautet: Entdecke atypische Berufe.

Wenn landesweit Schüler für einen Tag die Schulbank verlassen, um einen Einblick in die Arbeitswelt zu erlangen, dann ist es soweit. Der „Girls‘ Day – Boys‘ Day“ steht wieder an! Die Angebote reichen dieses Jahr von „Abfallberaterin“ bis hin zu „Kinésitherapeutin“ für Mädchen. Auch für Jungs gibt es eine Reihe Angebote, so zum Beispiel den des „Kulturvermittlers“ und den der „Krankenschwester“. Das Besondere: Die Mädels und Jungs dürfen sich nicht für einen Beruf einschreiben, welcher als „typisch“ für ihr Geschlecht gilt. Das Motto lautet: „Entdecke atypische Berufe“!

Was aber ist ein atypischer Beruf? Laut offizieller Seite des „Girls‘ Day – Boys‘ Day“ (Link) ist dies ein Beruf, welcher nicht mehrheitlich vom jeweiligen Geschlecht ausgeübt wird. Arbeiten also signifikant mehr Männer in einem bestimmten Beruf als Frauen, so gilt dieser als „atypisch“ für Frauen und „typisch“ für Männer. Umgekehrt ist dies selbstverständlich auch möglich.

Frauen und Handwerk

Sinn und Zweck dieses Projektes ist es, den Schülern auch andere Perspektiven zu zeigen. Vorurteilen soll so Einhalt geboten werden. Denn nicht nur Mädchen können Krankenschwester werden und auch nicht jeder Physiker muss männlich sein. Die Berufswahl kann dem Schüler sogar eventuell erleichtert werden.
Frauen sind auch heute noch rar in den Bereichen „Handwerk“ (Schreiner, Installateur, usw.), „Bauwesen“ (Maurer, usw.), „neue Technologien“ (Informatiker, Elektroniker, usw.), „Forschung“ (Mathematiker, usw.) und „Industrie“ (Mechatroniker, Ingenieur, usw.). Auch gibt es nicht genug Frauen in Führungspositionen.

Männer sind hingegen schwerer für sämtliche Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen zu begeistern. Darunter fallen die Berufe Hebamme, Krankenschwester, Sozialassistentin, Erzieherin, Pädagogin, Krankenpflegehelferin, Kindergärtnerin, Kosmetikerin, Ernährungsberaterin, usw. Auch die Berufe der Verkäuferin, Sekretärin und Friseurin werden vorwiegend von Frauen ausgeübt.

Männer und Kinder

Online standen den Mädchen dieses Jahr 118 verschiedene Stellen und Unternehmen zur Verfügung. Die Jungs konnten sich aus 127 unterschiedlichen Angeboten ihren Berufswunsch aussuchen. Viele Unternehmen boten auch mehr als nur einen Platz an. Insgesamt konnten die Schüler aus 770 Angeboten aussuchen, welche jedoch geschlechts- und altersspezifisch vergeben wurden. Es ist übrigens auch möglich, auf eigene Faust ein Unternehmen zu suchen. Das kann vor allem dann interessant sein, wenn ein Elternteil in besagter Firma arbeitet.

Nicht nur Schüler profitieren von dem Schnuppertag. Die Unternehmen können ihr Image aufbessern, eventuell künftige Mitarbeiter kennenlernen und sogar die Motivation der eigenen Mitarbeiter stärken, indem diese ihre Kinder selbst zur Arbeit mitbringen.

In anderen Unternehmen schnuppern

Die Idee eines „Girls’ Day – Boys‘ Day“ stammt bereits aus dem Jahr 1993. Damals gab es eine amerikanische Initiative unter dem Namen „Take Our Daughters To Work-Day“, welche auch zeitweise „Take Our Daughters And Sons To Work“ genannt wurde. Sowohl damals als auch heute findet dieser Tag am vierten Donnerstag im April jedes Jahres statt. Bei der Initiative konnten Mädchen ihre Eltern zum Arbeitsplatz begleiten und den Beruf kennenlernen. Optional konnten sie auch in andere Unternehmen schnuppern gehen.

2001 hat Deutschland diesen Tag übernommen. 2002 wurde der Girls‘ Day dann auch in Luxemburg von Cid-femmes eingeführt. Auch Österreich, Schweiz, Liechtenstein und die Niederlande folgten. Der Boys‘ Day wurde separat vom Genderhaus Redingen und dem Lycée technique d’Ettelbrück gegründet. 2006 wurden beide Aktionstage dann zum „Girls‘ Day – Boys‘ Day“, so, wie es auch heute noch bekannt ist.